S2k-Leitlinie - Zurück zur Wissenschaft

AdobeStock 519069615 plus cks-sRErS-oguq0-unsplash (Beitrag Florian Zepf - Interview Spiegel)Prof. Dr. Florian Zepf geht es um die Versachlichung der Debatte zur Behandlung von Minderjährigen mit Genderinkongruenz bzw. Genderdysphorie. Er begründet in einem Spiegel-Interview, warum er zusammen mit 13 weiteren Kollegen eine kritische inhaltliche Kommentierung zum S2k-Leitlinienentwurf zum S2k-Leitlinienentwurf verfasst hat und eine gut ausgearbeitete wissenschaftlich fundierte Leitlinie fordert.

Nur so können wir den Bedürfnissen der betroffenen Kinder und Jugendlichen gerecht werden."

Soll man in die Entwicklung physisch gesunder Körper eingreifen? Spiegel, 24.05.2024

Gemeinsame Kommentierung des Entwurfs der neuen S2k-Leitlinie "Geschlechts­inkongruenz und Geschlechts­dysphorie im Kindes- und Jugendalter" Version v. 21.05.2024, -DE, -EN

Die S2k-Leitlinie - Entwurfsfassung vom März 2024

Evidenz

Für die Behandlung mit Medikamenten zur Unterdrückung der Sexualhormone während der natürlichen Pubertät und solchen, die medikamentös das phänotypische Aussehen in Richtung Wunschgeschlecht verändern sollen, gäbe es keine solide Evidenz und auch keine Arzneimittel-Zulassung. Es sei nicht sicher, dass diese Eingriffe in die Entwicklung des physisch gesunden Körpers die psychische Gesundheit bei Teenagern „substanziell und nachhaltig” verbesserten.

Beyond NICE - systematische Übersicht zur Evidenzlage von PB & CSH bei GD-U18 (Zepf u. a. 2024)

Zudem schwäche sich die Unzufriedenheit mit dem biologischen Geschlecht bei vielen Betroffenen im Laufe der Zeit auch ohne Medikalisierung ab oder verschwinde ganz.

Der Wunsch, ein anderes Gender/Geschlecht zu sein, ist oft vorübergehend

Auch das Narrativ, dass sich das Suizidrisiko durch PB und CSH verringere, sei aufgrund neuerer Studien nicht mehr haltbar.

Die Suizid-Lüge ist emotionale Erpressung (TTSB-Beitrag zur angesprochenen Studienlage)

Das informierte Einverständnis

Das sog. informierte Einverständnis zu den erheblichen Konsequenzen der Medikalisierung, die das ganze Leben verändern, ist Minderjährigen und ihren Eltern nicht möglich, weil

  • mangels Evidenz kaum gesicherte Informationen zum Behandlungserfolg gegeben werden können,
  • die Einschätzung der Tragweite der Entscheidungen aufgrund der aktuellen Lebenskrise und ggf. weiterer paralleler Beeinträchtigungen nicht sicher möglich ist.

Was ich gerne vorher gewusst hätte ...

Geschlechtsidentitäten fehlt es oft an Referenz

Im Leitlinienentwurf werde von der Annahme ausgegangen, dass sich die abweichende Geschlechtsidentität nicht mehr ändert. Zepf hält diese Vorstellung bei Kindern und Jugendlichen für zu stark vereinfachend und unbewiesen. Problematisch sei auch, dass die Betroffenen oft Schwierigkeiten hätten, ihre Geschlechtsidentität zu definieren bzw. überhaupt zu verbalisieren.

„Geschlechtsidentitäten sind also zum Teil auch Konzepte, die man erst im Rahmen der psychosozialen und sprachlichen Entwicklung kennenlernt."

Genderstereotype

Was ist die Alternative?

Prof. Zepf führt aus, dass Psychotherapie den extremen Leidensdruck der Jugendlichen verringern kann und die vorsichtigere Behandlung darstellt. Psychotherapie kommt mittlerweile in Ländern wie England [und den skandinavischen Ländern] eine explizit bedeutende Rolle zu.

S2k-LL deutlich überarbeiten oder im Zweifel zurückziehen

Prof. Zepf und seine Kollegen fordern, dass der Leitlinienentwurf mindestens deutlich überarbeitet oder ganz zurückgezogen wird. Außer der kritischen Kommentierung der Professoren-Gruppe gibt es weitere Bedenken von Fachleuten, z. B. vom Deutschen Ärztetag und von der European Society for Child and Adolescent Psychiatry.

Kritik von 14 Professoren an der S2k-Leitlinie

ESCAP: klinische, wissenschaftliche und ethische Standards wahren

Dt. Ärztetag fordert Vorsicht bei U18-Behandlung (PB · CSH · OPs)

Die methodischen Mängel der S2k-LL und der Vergleich mit dem Cass-Review

Die Society for Evidence Based Gender Medicin (SEGM) hat die methodischen Mängel des S2k-Leitlinienentwurfs analysiert und ihn dem Abschlussbericht des Cass-Reviews gegenüber gestellt:

S2k-Leitlinie ist nicht vertrauenswürdig

Mittlerweile liegen genug systematische Überprüfungen vor

Julia Mason, eine am. Kinderärztin und AAP- und SEGM-Mitglied, betont im BMJ (23.05.2024), dass es genug qualitativ hochwertige Reviews gibt, [die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind!] auf deren Basis fundierte Empfehlungen formuliert werden können.

„The time has passed for yet another systematic review. We now have a dozen high quality reviews (8 Cass, 2 NICE, 1 Swedish, 1 German) all pointing to significant issues with the purely affirmative model of care. There is no evidence that giving puberty blockers followed by hormones and surgery is lifesaving care, and there is mounting evidence that the harms might outweigh the advantages."

S2k-Leitlinie - Die Bedenken von Seiten der Eltern betroffener Teenager

Betroffene Eltern (TTSB und ParentsofROGD) haben in mehreren Brief-Aktionen begründet, warum die geplante S2k-Leitlinie nicht vertrauenswürdig ist und die Sicherheit der Teenager, die ihr Gender/Geschlecht infrage stellen und Hilfe benötigen, gefährdet:

Offener Brief an die Fachgesellschaften (12.04.2024)
Offener Brief an die Bundesärztekammer (05.05.2024)
Brief an die Ombudsstelle der DGKJP (21.05.2024)

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Dein Leben ist ein Schiff. Du bist der Kapitän.

Evidenz ist nicht gleich Evidenz