Dt. Ärztetag fordert Vorsicht bei U18-Behandlung (PB · CSH · OPs)

Der 128. Deutscher Ärztetag hat am 10.05.2024 einen Leitantrag zur „Behandlung einer Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen” an die Bundesregierung verabschiedet. Darin wird sie aufgefordert, „Pubertätsblocker, geschlechtsumwandelnde Hormontherapien oder ebensolche Operationen bei unter 18-Jährigen mit Geschlechtsinkongruenz (GI) bzw. Geschlechtsdysphorie (GD) nur im Rahmen kontrollierter wissenschaftlicher Studien und unter Hinzuziehen eines multidisziplinären Teams sowie einer klinischen Ethikkommission und nach abgeschlossener medizinischer und insbesondere psychiatrischer Diagnostik und Behandlung eventueller psychischer Störungen zu gestatten".

Der Antrag Ic - 48 wurde angenommen mit 120 Ja-Stimmen, 47 Nein, 13 Enthaltungen

Begründung des Leitantrags zur GD-Behandlung bei U18

„Die aktuelle medizinische Evidenzlage besagt klar und eindeutig, pubertätsblockierende Medikamente (PB), gegengeschlechtliche Hormonbehandlungen (sog. Cross-Sex-Hormon-Gabe [CSH]) und auch geschlechtsverändernde Operationen (z. B. eine Mastektomie) verbessern bei Minderjährigen mit GI/GD nicht die GI-/GD-Symptomatik und auch nicht die psychische Gesundheit. Es handelt sich um irreversible Eingriffe in den menschlichen Körper bei physiologisch primär gesunden Minderjährigen, die hierfür bei fehlender Evidenz für derartige Maßnahmen kein informiertes Einverständnis geben können. Solche Eingriffe beeinflussen auch die menschliche Psyche, gerade bei Minderjährigen in der Entwicklung. Die meisten Minderjährigen, die eine PB- und CSH-Gabe erhalten, wünschen später eine Geschlechtsoperation.

Der Einsatz von Interventionen wie die PB- oder CSH-Gabe sind eine Form experimenteller Medizin an Kindern, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Eingriffe in den kindlichen Körper anschließen, wie die Amputation von Brust oder Penis, und die den Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit und die Verminderung der sexuellen Erlebensfähigkeit bis hin zur Anorgasmie zur Folge haben. Ein Kind oder ein Jugendlicher ist nicht in der Lage, noch vor dem Ende der Pubertät und des körperlichen Reifungsprozesses und bevor die alterstypischen Altersrollenkonflikte oder Körperbildstörungen der Pubertät überwunden sind, selbst - ohne ärztliche Beratung und elterliche Einwilligung - über die Einnahme von PB oder CSH zu entscheiden, insbesondere in Abwesenheit medizinischer Evidenz für deren jeweiligen klaren und nachhaltigen Nutzen in ebendieser Population. Eine Genderbzw. Geschlechtsunzufriedenheit findet sich am häufigsten im Alter von ca. elf Jahren, die Häufigkeit dieser Symptomatik nimmt dann im weiteren Verlauf mit dem Alter ab. Die eindeutige Mehrheit der Minderjährigen zeigt im Verlauf keine fortbestehende Gender- bzw. Geschlechtsunzufriedenheit.

Die Gabe von PB, CSH und die Durchführung geschlechtsverändernder Operationen darf nicht nur vom Willen eines sich in der Entwicklung befindenden Kindes bzw. Jugendlichen abhängig gemacht werden. Bei der bestehenden Evidenzlage zur Behandlung der GI/GD muss die Sorge um das Kindeswohl überwiegen."

Behandlung einer Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen, Antrag angenommen, 10.05.2024

„Experimentelle Medizin an Kindern“ – Ärztekammer fordert Änderung bei Selbstbestimmungsgesetz, WELT, A. Kröning, 11.05.2024

Harte Ärzte-Kritik am Selbstbestimmungsgesetz - So reagiert die Ampel, WELT, 15.05.2024

Einsatz von Pubertätsblockern und Hormontherapien stärker abwägen, Dt. Ärzteblatt, 13.05.2024

Martina Schulte-Lenzen spricht von einer unerwarteten Wende in der Debatte zur Genderdysphorie-Behandlung.

„Sah es vor einigen Wochen noch so aus, als wäre es lediglich eine Formalität, bis die neu konzipierte Leitlinie zur Geschlechtsinkongruenz und Genderdysphorie in Kraft tritt, haben nun sowohl Experten aus dem Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie als auch der Deutsche Ärztetag an dem Leitlinienentwurf Kritik geübt und wegen der möglichen Risiken der Therapien zu mehr Zurückhaltung aufgerufen.”

Leitlinie zur Transtherapie entzweit die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Lenzen-Schulte, cicero, 21.05.2024

Unser Brief an die Bundesärztekammer, die den Dt. Ärztetag veranstaltet:

Eltern schlagen Alarm: Die Patienten-Sicherheit unserer Teenager ist gefährdet!

Bewertung durch die SEGM - Society for Evidencebased Gender Medicine

Die SEGM hebt die deutliche Divergenz zwischen 2 Sets von Empfehlungen hervor, die etwa zur gleichen Zeit veröffentlicht wurden und vermutlich die gleiche Evidenz bewerten. In Kürze wird die SEGM eine eigene Analyse der geplanten S2k-Leitlinie online stellen.

„Germany's draft recommendations immediately drew international attention for their marked departure from England's Cass Report recommendations. The divergence between the two is dramatic. The Cass Report strongly recommended against puberty blockers, advised extreme caution regarding cross-sex hormone use, and stated that most gender dysphoric youth should treated psychotherapeutically.”

The German Medical Assembly Passes a Resolution to Restrict Youth GenderTransitions to Controlled Research Settings, 10.05.2024

SEGM-Beitrag, X, 10.05.2024

Ein weiterer Antrag

Erst jetzt, kurz bevor das SBGG im Bundesrat auf der TO steht, fordert der 128. Deutsche Ärztetag darüberhinaus in einem weiteren Antrag mit großer Deutlichkeit

"den Bundestag zu einer Änderung des Selbstbestimmungsgesetzes dahingehend auf, dass es unter Achtzehnjährigen nicht gestattet werden darf, ohne vorherige fachärztliche kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Beratung Angaben zu ihrem Geschlecht und Personenstand im Personenregister vorzunehmen oder vornehmen zu lassen."

In der Begründung heißt es u. a.:

„Das Personenstandsrecht ist aus ärztlich-/psychotherapeutischer und sexualwissenschaftlicher Sicht nicht das richtige Instrument, um die Selbstbestimmung der von Geschlechtsinkongruenz betroffenen Menschen zu gewährleisten, deren egalitäre Behandlung zu befördern und sie vor Diskriminierung im Alltag zu schützen.”

Änderung der Geschlechtsidentität bei Minderjährigen

Der Antrag Ic - 128 wurde angenommen mit 110 Ja-Stimmen, 64 Nein, 14-Enthaltungen


Trans-Gesetz: Bundesrat hat zugestimmt, Emma, Louis, 17.05.2024


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Dr. Ärztetag will Pubertätsblocker einschränken, SZ, 12.05.2024