ROGD - Rapid Onset Gender-Dysphoria
Immer mehr Jugendliche hinterfragen zu Beginn ihrer Pubertät bzw. in der Adoleszenz ihr Gender bzw. ihr Geschlecht
Seit ca. 2007 (etwa parallel zur Einführung des iPhones) registrieren Experten international und auch in Deutschland, eine stark steigende Anzahl von Jugendlichen, insbesondere biologische Mädchen, die zu Beginn der Pubertät bzw. in der Adoleszenz Identitäts-Probleme artikulieren (z. B. London, München, , Hamburg, Schweden). Es sind Jugendliche, die zu diesem Zeitpunkt ohne eine entsprechende Vorgeschichte sind.
Jugendliche die glauben, dass ihr „gefühltes Geschlecht” nicht mit ihrem biologischen Körper vereinbar ist, entwickeln häufig eine Genderdysphorie.
Biologische Mädchen sind bei den genderdysphorischen Jugendlichen stark überproportional vertreten (auch in Finnland, 2015, GB), „und das wird auch nicht bestritten, auch von meinen Kollegen nicht in anderen Behandlungszentren in Deutschland und auch international nicht: Im Moment haben wir ein Verhältnis von 5-8 zu 1. Aber wohlbemerkt 5 bis 8 Mädchen auf einen biologischen Jungen. Und das ist eine Entwicklung innerhalb der letzten 5 bis 10 Jahre. Also in einer Dekade hat sich das so verändert, ohne dass wir das bislang schon hinlänglich erklären konnten.“ (Korte 2020) Interessanterweise liegt dagegen die Vorstellungsrate von Mädchen im Kindesalter in München bei nur ca. 20 % (Korte u. a. 2016).
B. Meyenburg, Jugendpsychiater aus Frankfurt, sagte im Spiegel vom 18.02.2022, dass auf einen biologischen Jungen mittlerweile bis zu 20 biologische Mädchen kämen, die sich eine Behandlung wegen Genderdysphorie wünschten.
ROGD - AOGD
2016 prägte die amerikanische Professorin Lisa Littman den Begriff „Rapid Onset Gender Dysphoria" - „Plötzlich beginnende Geschlechts-Identitätsproblematik“ zur Beschreibung eines Phänomens, das sie bei Jugendlichen aufgrund von Elternbefragungen ermittelt hatte.
Parent reports of adolescents and young adults perceived to show signs of a rapid onset of gender dysphoria, 2018
Für das ROGD-Profil wird zunehmend der noch etwas treffendere Begriff AOGQ (adolescent onset gender questioning) verwendet (S. O'Malley).
In ihrer Auswertung der Eltern-Befragung stellte Littman fest:
- Diese Jugendlichen hatten zeitgleich mit Gleichaltrigen ihrer Peergroup und nach verstärkter Internetnutzung begonnen, sich als trans* zu bezeichnen, obwohl sie in ihrer Kindheit keine Anzeichen von Transidentität oder Genderdysphorie gezeigt hatten.
- Bei über 62 % der Jugendlichen war mindestens eine psychische Störung wie Depression, neurologische Entwicklungsstörung diagnostiziert worden, bevor ihre Genderdysphorie einsetzte.
- Mehr als 36 % der Jugendlichen hatten Trans-Freunde.
- Littman stellte eine Art „sozialer Ansteckung“ fest, die ähnlich bereits bezüglich Essstörungen erforscht worden war.
- Nach dem Coming-out als Trans* verschlechterte sich häufig das Familien-Verhältnis.
- Zudem schien ihr die Transition für viele Jugendliche eine Bewältigungsstrategie zu sein, um mit negativen Gefühlen und mit Problemen umzugehen und sich von den Eltern abzugrenzen.
- Viele Eltern berichteten außerdem davon, dass ihre Kinder gegenüber Therapeuten und Ärzten wichtige Teile ihrer Kindheitsgeschichte bewusst oder unbewusst verfälscht darstellten, da sie schnell die Information bzw. die Erfahrung hatten, dass ihre „Behandler“ von ihrer Selbstdiagnose überzeugt werden müssen. Beispielsweise kolportieren fast alle genderdysphorischen Jugendlichen die „born-that-way-Erinnerung“, auch wenn die Familien das nicht bestätigen konnten.
Seit der Veröffentlichung Littmans 2018 entwickelte sich schnell ein politisch gefärbter Disput zwischen diversen gesellschaftlichen Gruppen, Fachleuten, Trans*-Aktivisten etc.
Wenn’s um Transgender geht, brennen die Sicherungen zuverlässig durch, NZZ, 2018
Jugendliche, die Fragen zur Entwicklung von Geschlecht und sexueller Identität haben, Interview mit Dr. Korte, April 2019
Es geht zum einen um Begrifflichkeiten und um das Renommee von Unis, zum anderen aber vor allem um den Umgang mit Jugendlichen, die sich selbst als Trans* diagnostizieren und Fachleuten wie Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte (Gynäkologen, Endokrinologen, Chirurgen, Psychiater etc.) aufsuchen. Eine objektive Möglichkeit, Transidentität oder Transsexualität festzustellen, gibt es nicht.
In Relation zu den sog. „early onset“ genderdysphorischen Kindern stellt D. Pauli (Zürich, 2017) fest:
„In der aktuellen klinischen Inanspruchnahme der Praxen und spezialisierten Zentren überwiegen jedoch die Fälle, bei denen sich eine Trans*Identität erst in der Pubertät oder später zeigt. Meist gestaltet sich die Auseinandersetzung mit dem Thema Trans* hier deutlich schwieriger“.
Dr. Edwards-Leeper ist die Vorsitzende des Ausschusses für Kinder und Jugendliche der WPATH, sie hat an der Überarbeitung der von diesem Gremium für Gender-Kliniker herausgegebenen Versorgungs-Standards mitgewirkt. Sie sagte im Podcast mit M. Daum, dass der Einfluss der Peer-Group auf ROGD-Teens nicht in Abrede gestellt werden dürfe, da er “in pretty much every other area of adolescent development” gut dokumentiert sei.
“I do get frustrated when people dismiss the [ROGD] phenomenon so quickly, as if it’s something that could never possibly happen (with trans). ... I think it does happen … I think that's what's going on for some young people.”
ROGD als Subtyp von GD (Genderdysphorie)
Der Begriff ROGD ist mittlerweile gebräuchlich (Beispiel ) für den Subtyp von Gender-Dysphorie, der ohne Vorzeichen in der Kindheit (rapid onset) in oder während der Pubertät beginnt. ROGD wird oft dahingehend kritisiert, dass er kein anerkannter „Diagnose-Begriff" sei. Das ist insofern ungenau, als ROGD den Begriff Gender-Dysphorie enthält.
Im medizinisch-klinischen Umfeld ist Gender-Dysphorie der etablierte diagnostische Begriff für das, was bis 2013 als Genderidentitätsstörung bezeichnet wurde. Da „Störung“ als stigmatisierend galt, wurde der Begriff geändert. Gender-Dysphorie wird verwendet, wenn anhaltend
- Unbehagen, Missempfindungen, Ablehnung gegenüber bestimmten Körpermerkmalen, insbesondere den Geschlechtsmerkmalen des biologischen Geschlechts, der Sexualität, den sexuellen Empfindungen, der sexueller Orientierung und/oder der mit dem Geschlecht assoziierten sozialen Rolle zum Ausdruck gebracht werden.
- ein klinisch relevanter Leidensdruck erkennbar wird bzw. sich manifestiert, der eine Behandlung sinnvoll erscheinen lässt.
Die Kriterien für eine GD-Diagnose sind z. B. im DSM-5, dem amerikanischen Handbuch zur Beurteilung und Diagnose psychiatrischer Erkrankungen und in den ICD (WHO) beschrieben. Es gibt separate Kriterien für Kinder (DSM-V 302.6) sowie für Jugendliche und Erwachsene DSM-V 302.85, s. auch Korte S. 20
s. auch ROGD: "the condition that dare not speak its name", Twitter
Veritable Studien und Forschungsergebnisse: Fehlanzeige
Der psychische Leidensdruck unserer genderdysphorischen Jugendlichen ist sehr ernstzunehmend hoch und zumeist behandlungsbedürftig. Das Fehlen grundlegender Studien und Forschungsergebnisse zum Phänomen Genderdysphorie und speziell zur Behandlung von genderdysphorischen Teens ist hochproblematisch. Bis 2010 gibt es überhaupt keine Hinweise, dass Genderdysphorie bei Jugendlichen ohne entsprechende Vorgeschichte in der Kindheit beobachtet worden wäre.
Offen ist die Frage, ob die einzelnen Jugendlichen ausreichend diagnostiziert und beobachtet werden. Aufgrund des Affirmation-Only-Trends beschränkt sich die begleitende Psychotherapie zumeist auf eine Art Coaching, In der Regel werden relativ zügig somatisch-medizinische Maßnahmen (Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone, OPs) vorgeschlagen, genehmigt und eingeleitet, um schnelle therapeutische Erfolge zu erzielen.
Allerdings ist gerade deren Wirksamkeit kaum wissenschaftlich erforscht, der Einsatz insbesondere der körpermedizinischen Maßnahmen erfolgt auf experimenteller Basis, im Off-Label-Use und unter der Machbarkeits-Prämisse.
Vielfach fühlen sich die Beteiligten unter einem erheblichen Zeitdruck und neigen zum Aktivismus. Zum einen besteht bei den meisten Fachleuten die Überzeugung, dass die Pubertät, insbesondere die körperliche Entwicklung aufgehalten werden könne und deshalb auch unbedingt aufgehalten werden müsse. Zum anderen melden sich aufgrund ihrer Selbst-Diagnose immer mehr Jugendliche in den Spezial-Ambulanzen. Teilweise versuchen die gut informierten und unter Druck stehenden Jugendlichen sogar ihren Forderungen bei Eltern und Fachleuten durch Selbstverletzung oder Suizidäußerungen Nachdruck zu verleihen. Es scheint teilweise so, als würde der Leidensdruck durch Peer-Pressing und/oder Internet-Einfluss regelrecht kultiviert, um Eltern und Fachleute zu beeindrucken.
Bereits 2016 war in der Zeit zu lesen: "viele von ihnen [erweisen sich] schon als überaus kundig, sagt Saskia Fahrenkrug [Psychologin des UKE HH]. Früher seien die genderdysphorischen Jugendlichen nur mit ihrer Verzweiflung in die Sprechstunde gekommen. Heute würden sie zum ersten Termin schon "die Spezialnamen des Hormons mitbringen, das sie für ihre Geschlechtsanpassung bitte sofort haben möchten."
Die Konstellation, dass üblicherweise die Person, die die Psychotherapie des Jugendlichen durchführt, auch diejenige ist, die Indikationsschreiben bzw. Gutachten für körpermedizinische Maßnahmen erstellt, ist für eine ergebnisoffene Therapie ausgesprochen ungünstig.
ROGD - Warum?
Was können Ursachen und fördernde Faktoren für Genderdysphorie in der Pubertät sein?
Die Pubertät stellt für alle Jugendlichen eine Herausforderung dar. Sowohl im körperlichen als auch im mentalen Bereich passiert etwas mit ihnen und sie müssen sich damit auseinandersetzen. Während alle Jugendlichen mit gesellschaftlichen Rollenbildern bzw. -erwartungen, Körper- und Schlankheitsidealen konfrontiert werden, sind Mädchen insbesondere durch Brustwachstum, Menstruation, Hormonschwankungen, Vorstellungen von Schwangerschaft und Geburt deutlich stärker gefordert.
Bemerkenswert: Seit 1860 verschob sich das Durchschnittsalter bei Mädchen zum Zeitpunkt der 1. Periode in Deutschland von 16,6 auf das 10. bis 11. Lebensjahr in 2010. (s. Uni Landau). Darum beginnt die Pubertät heute früher, s. BR-Wissen oder SWR.
„Auch die Pubertät verläuft übrigens anders: Eine Erektion ruft andere Gefühle hervor als eine Menstruation. Weibliche Brüste fühlen sich anders an als männliche.“ (S. Becker, 2018)
Erwachsenwerden - das Ende der Kindheit
Viele Jugendliche kommen gut mit der Pubertät klar, aber eine steigende Zahl hat damit größere Schwierigkeiten. Im Rahmen des Erwachsenwerdens kommen viele Fragen auf, auch was Erwachsenwerden als Frau oder Mann oder eine sonstige individuelle Identität bedeutet. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es heute konkurrierende und teilweise sehr unscharfe Vorstellungen und von weiblicher und männlicher Persönlichkeit, je nachdem, ob biologische, sozio-kulturelle, psychologische, ontologische oder sonstige Bezüge bevorzugt werden. Diese komplexe Situation zeigt sich beispielsweise Alltag, Gesundheitswesen, Rechtsprechung und kann ggf. zur Irritationen in der Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen beitragen.
Das Geschlecht (engl. sex) scheint von einer Tatsache zu einer Frage der Wahl geworden zu sein. Eine Option stellt für einige Jugendliche das heute in Peer-Groups und Medien weit verbreitet und häufig sehr vereinfacht dargestellte Thema Trans* dar. Manchen Jugendlichen scheint es eine Lösung für ihre Pubertätsprobleme zu sein, die Selbst-Diagnose Trans* stellt für sie eine Art „Identifikationsschablone“ dar, die Probleme mit dem Erwachsenwerden verschleiert oder vermeidet und teilweise sogar Anerkennung unter Gleichaltrigen verspricht. Jugendliche stellen sich vor, als Mitglied des anderen Geschlechts „glücklicher” oder „wertvoller" zu sein.
Jugendlichen sind die Gründe für ihre Identitätsprobleme in der Regel nicht bewusst, daher können sie sie auch nicht erklären, sondern sagen in der Regel: "Es ist nur ein Gefühl, das ich habe".
In den letzten 10 Jahren wurde ein deutlicher Anstieg von Genderdysphorie bei Mädchen beobachtet.
"Bei uns in München kommen auf einen Jungen mittlerweile 8 Mädchen. Diesen Trend berichten auch andere Zentren." (Spiegel 11/2018)
Die Vorstellung gender-non-konform oder trans* zu sein, bestimmt über Jahre das Teenager-Leben, manche Jugendliche suchen über die soziale Transition einen Ausweg, nehmen schließlich eine transsexuelle Entwicklung und fixieren sich auf eine Lösung ihrer Genderdysphorie mittels körpermedizinischer Transition.
Spektrum möglicher Ursachen
Mittlerweile wird ein breites Spektrum an Ursachen diskutiert, die eine Rolle für die Entwicklung einer Genderdysphorie in der Pubertät spielen können.
Es gibt eine Vielzahl von bekannten Faktoren, die zu einem Gefühl der Geschlechts-Inkongruenz führen oder jemanden dazu bringen können, nach einer anderen Identität zu suchen oder sein eigenes Geschlecht abzulehnen. Diese Faktoren sind komplex, treten oft gemeinsam auf bzw. sind teilweise miteinander verbunden.
Eine Position des zurzeit gängigen „Gender-Affirmativen-Trends" lautet: "Es kann nichts falsch daran sein, sich mit dem anderen Geschlecht zu identifizieren". Angesichts der vielen bekannten Ursachen für Identitätsprobleme erscheint diese Sichtweise unangemessen, vereinfacht und naiv. Für Eltern von genderdysphorischen Jugendlichen stellt sich immer die Frage nach den Ursachen.
„Survey of Co-Morbid Mental Health in Detransitioned Females“ - eine Umfrage zur komorbiden psychischen Gesundheit von H. Mangelsdorf, 2016:
Analyse der Daten
Im Einzelnen
Folgende Phänomene können bei Gender-Inkongruenz eine Rolle spielen:
▸ Körperdysmorphie und Essstörungen
Viele Menschen können ihren Körper nicht so akzeptieren, wie er ist. Sie unterwerfen sich einem selbstbestimmten Körperideal oder finden irgendetwas hässlich oder defekt. Sie beschäftigen sich übermäßig mit diesem „Mangel“, der von anderen Menschen zumeist gar nicht wahrgenommen wird. Zum Spektrum der körperdysmorphen Probleme gehört die Anorexia nervosa aber auch die Genderdysphorie. Als Ursache wird häufiger formuliert:
„eine Überforderung der betroffenen Mädchen infolge des Drucks durch das soziokulturell und medial vorgegebene Schönheits- und Schlankheitsideal.“ (Korte 2019 und 2020)
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"...Body Dysmorphic Disorder wurde oft mit Dysphorie falsch interpretiert, da ich ständig das Gefühl hatte, dass mein Körper "falsch" war, und zwar weniger, wenn ich keine Weiblichkeit zeigte."
"Ich verwechselte meinen Körperdysmorphismus, die durch den Druck, dünn, klein und schön zu sein, hervorgerufen wurde und durch meine Anorexie verschlimmert wurde, mit Dysphorie. Ich dachte, dass die einzige Art, wie ich glücklich werden kann, groß und stark und großspurig zu sein und viel Raum einzunehmen: männlich zu sein."
Insbesondere bei sehr sensiblen Mädchen kommt Panik auf, wenn sich das Brustwachstum nicht mehr durch die Kleidung verbergen lässt, Schamhaare sprießen und die Menstruation einsetzt.
Der amerikanische Psychiater McHugh schrieb in einer Studie über Genderdysphorie 2014:
„In fact, gender dysphoria—the official psychiatric term for feeling oneself to be of the opposite sex—belongs in the family of similarly disordered assumptions about the body, such as anorexia nervosa and body dysmorphic disorder. Its treatment should not be directed at the body as with surgery and hormones any more than one treats obesity-fearing anorexic patients with liposuction.” He went on, “The treatment should strive to correct the false, problematic nature of the assumption and to resolve the psychological conflicts provoking it. With youngsters, this is best done in family therapy”
GENDER GAP - Is changing gender the new anorexia?, The Sun 2018
▸ Borderline Persönlichkeitsstörung (BPD)
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine selbst für erfahrene Fachärzte in der Praxis oft schwer zu erkennbare psychische Erkrankung.
„Typisch für sie sind Impulsivität, instabile aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen, rasche Stimmungswechsel und ein schwankendes Selbstbild aufgrund von gestörter Selbstwahrnehmung. Hinzu kommen oft selbstschädigendes Verhalten, Gefühle innerer Leere, Dissoziationserlebnisse und Angst vor dem Verlassenwerden.
Bei dieser Persönlichkeitsstörung sind bestimmte Vorgänge in den Bereichen Gefühle, Denken und Handeln beeinträchtigt. Dies führt zu problematischen und teilweise paradox wirkenden Verhaltensweisen in sozialen Beziehungen und sich selbst gegenüber. Dadurch führt die Borderline-Störung oft zu erheblichen Belastungen und kann sowohl die Lebensqualität der Betroffenen als auch ihrer Bezugspersonen stark reduzieren.“ (wikipedia)
Einige Krankheitsbilder treten häufig gemeinsam mit der BPS auf, z. B. ADHS, Depressionen, Ess-Störungen, Substanzmissbrauch. In diesem Zusammenhang sind auch Fehl-Diagnosen „Trans*” denkbar.
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"BPD...brachte mich dazu, die Transition zu verfolgen, um mich mit einem höheren Ziel zu identifizieren - einer Ideologie, die behauptete, meine Körperdysphorie / Dysmorphismus mit einer 100%igen Erfolgsrate zu lindern."
"BPD erschwert die Selbsterkennung."
▸ Autismus
Im Vergleich zu Gleichaltrigen zeigen genderdysphorische Jugendliche häufiger parallel Auffälligkeiten, die dem Autismus-Spektrum zuzuordnen sind.
In einer finnischen Studie wurde 2015 festgestellt, dass Genderdysphorie häufig parallel oder in Verbindung mit diversen psychischen Auffälligkeiten sowie Entwicklungsschwierigkeiten vorkommt. Bei 26 % der Jugendlichen wurden Störungen aus dem Autismus-Spektrum festgestellt.
In Australien hat es Aufmerksamkeit erregt, dass in der größten Gender-Klinik des Landes, am Royal Children's Hospital in Melbourne, mittlerweile mit 45 % der biologisch weiblichen Teenager überdurchschnittlich viele Autismus-Merkmale in einem Screening-Test zeigen. Dies soll nun untersucht werden: Probe into trans teen autism rate, The Australian, 08.06.2020
Gender Dysphoria and Austim Spectrum, University of Washington, 2019
„Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung weisen überzufällig häufig eine Genderdysphorie auf und zwar sowohl bei Mädchen als auch bei Knaben. Ein Asperger-Syndrom gilt nicht als Ausschlusskriterium für eine Behandlung von Genderdysphorie, häufig benötigen die Jugendlichen für die Entscheidung und Transition jedoch mehr Zeit als gleichaltrige Trans*Jugendliche ohne Autismus-Spektrum-Störung. In der klinischen Untersuchung sowie in der Beratung von Jugendlichen mit Autismus und Infragestellung des biologischen Geschlechts ist eine Gesprächsführung angebracht, die deren Besonderheiten berücksichtigt. Eine geringere Introspektionsfähigkeit und Schwierigkeiten in der Beschreibung innerer Vorgänge müssen nicht auf eine unklare Gender-Identität hindeuten." (D. Pauli 2017)
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"Ich hatte immer das Gefühl, ein männliches Gehirn zu haben, und ich denke, es hatte viel mit meiner Unfähigkeit zu tun, mich mit anderen Frauen zu identifizieren, wegen meiner ziemlich ausgeprägten ADHS."
"Meine Entfremdung von Weiblichkeit hängt zum Teil damit zusammen, wie ADS-Merkmale mich nicht in die Lage versetzten, die geschlechtsbezogenen Erwartungen (verhaltensbezogen und ästhetisch) zu erfüllen, die andere für mich hatten."
"Mein Autismus hat mich dazu gebracht, andere Frauen als eine ganz andere Spezies zu sehen."
Gender variance among youth with autism spectrum disorders: A retrospective chart review. Transgender Health (2016)
Gender dysphoria and autism spectrum disorder: A systematic review of the literature. Sexual Medicine Reviews (2016)
Autism and Gender Dysphoria, Oktober 2020
Gender dysphoria and autism spectrum disorder: A narrative review, van der Miesen u.a., 2015
Autism, Puberty, and Gender Dysphoria, Bericht einer detransitionierten autistischen Frau, 31.05.2020
▸ Kind bleiben wollen
Es gibt Jugendliche, die zu Beginn der Pubertät lieber Kind bleiben wollen, androgyn und evtl. weiterhin verwöhnt und behütet, so wie sie es bis dato kennen. Ihre sozioemotionale und psychosexuelle Entwicklungsreife entspricht noch nicht ihrem biografischen Alter und der körperlichen Entwicklung (die im Durchschnitt immer früher beginnt, s.o.). Die Ablehnung der Veränderungen ihres Geburtsgeschlechts steht im Vordergrund, die Identifikation mit den Merkmalen des Gegengeschlechts ist eher gering.
Gerade dieses „Es soll alles so bleiben, wie es ist", sowie eine Asynchronität von körperlicher und sozial-emotionaler Entwicklung ist auch im Zusammenhang mit ASS (Autismus-Spektrum-Störungen) bekannt, s. von der Linde, 2015
▸ Psychosoziale Probleme
In der Pubertät entwickeln Jugendliche manchmal psychosoziale Probleme wie Ängste, Unsicherheit, mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, da sie vieles hinterfragen, noch nicht einordnen können oder sich zu sehr zu Herzen nehmen. Sie haben Schwierigkeiten, ihren Platz in sozialen Gruppen zu finden und zu behaupten, teilweise leiden sie auch unter Einsamkeit oder zeigen ein gestörtes Sozialverhalten.
▸ Schwierigkeiten bei der Akzeptanz homosexueller Gefühle
Möglicherweise finden es für Jugendliche einfacher, sich als trans* zu definieren, als homosexuelle Gefühle zuzulassen oder sich als homosexuell zu outen.
„It’s much cooler to be a brave trans kid than a clichéd butch lesbian.“ O’Malley
Der Trend zu Trans, ZEIT, 2015
Ein Problem der derzeit gängigen Behandlung ist, dass sie die genderdysphorischen Jugendlichen bereits zu Beginn ihrer Adoleszenz auf die Genderdysphorie und die Trans*-Identifikation fixiert. Nach ihrem ersten Outing, der Affirmation durch BehandlerInnen sowie der sozialen Transition folgen schnell Pubertätsblocker und schließlich gegengeschlechtliche Hormone. Da bestehen kaum Möglichkeiten, verschiedenartige sexuelle Erfahrungen zu machen. Alternative Entwicklungswege wie ein homosexuelles Coming-Out werden potentiell verhindert.
Stichwort „kulturelle Homophobie“:
„Auch die konflikthafte Homosexualität hat ihre frühere Bedeutung als wichtigste Differentialdiagnose verloren. Zum einen gibt es fließende Übergänge zwischen Homosexualität und Transsexualität (z. B. zwischen FM-TS und männlich identifizierten lesbischen Frauen, aber auch bei manchen MF-TS der Gruppe 1). Zum anderen hat die deutlich gewachsene gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber der Homosexualität offenbar dazu geführt, dass sich das Problem in der klinischen Praxis inzwischen deutlich seltener stellt, auch wenn es nach wie vor PatientInnen mit transsexuellem Wunsch gibt, die sich im Verlauf als homosexuell akzeptieren.
Die meisten PatientInnen, bei denen sich eine konflikthafte (ichdystone) Homosexualität als das zentrale Problem hinter der transsexuellen Symptomatik erweist, kommen heutzutage jedoch überwiegend aus (meist islamischen) Kulturen, in denen eine extreme (von den PatientInnen meist internalisierte) Diskriminierung der Homosexualität vorherrscht. Je rigider die Tabuisierung der Homosexualität (insbesondere der männlichen) in einer Gesellschaft ist bzw. je dichotomer und hierarchischer der Geschlechtsunterschied definiert wird, desto stärker ist die Gleichsetzung von Sexualabweichung mit Geschlechtsabweichung.“ (S. Becker 2012)
„Im Iran wird Homosexualität tabuisiert, diskriminiert und mit dem Tode bestraft, während Transsexualität »erlaubt« ist und geschlechtstransformierende Operationen in großer Zahl stattfinden – für nicht wenige homosexuelle Männer die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten.“ (S. Becker, 2013)
▸ Soziale Ansteckung
In den letzten Jahren beobachten Eltern und Experten zunehmend das Phänomen, dass sich mehrere Jugendliche (zumeist Mädchen) einer Freundesgruppe als trans* outen und medizinische Behandlungen anstreben. Als Motor tragen vermutlich die sog. 'sozialen Medien' bei, wenn Jugendliche dort viele Stunden ihrer Freizeit mit dem Konsum von Videos verbringen. Gerade im Internet tummeln sich viele Influencer zu Themen wie Essstörungen und Transidentität.
„Auf meiner Patientenliste stehen drei Mädchen und ein Junge, alle im selben Alter und alle aus demselben kleinen bayerischen Ort - das widerspricht jeder statistischen Wahrscheinlichkeit. Dafür muss es andere Gründe geben.“ (Korte Spiegel 11/2018)
Jugendliche in der Pubertät wollen „dazu gehören“, ein möglichst hohes Ansehen innerhalb ihrer Gruppen haben, sie wollen „in“ sein. Einmal mit der Trans*-Identifikation infiziert, suchen sie sich häufig Trans*-Jugendgruppen, die es in den LGB&TQ-Jugendzentren größerer Städte gibt. Dort ergibt sich dann nach unseren Beobachtungen und Erfahrungen ein besonders hoher Gruppenzwang (ppeer-pressure). In diesen Zentren sammeln sich „Gleichgesinnte“ und Trans-Aktivisten, die Trans*-Gruppen scheinen für Außenstehende teilweise „sektenhafte“ Züge anzunehmen und zum „Familienersatz“ zu werden. Sie vermitteln oder besorgen zudem häufig die „richtigen“ Informationen, Fachleute, Binder und manchmal sogar Hormone.
Outbreak: On Transgender Teens and Psychic Epidemics
▸ Sexuelle Übergriffe oder anderes Trauma
Jugendliche, die Opfer sexueller Übergriffe oder anderer Traumata geworden sind, fühlen sich möglicherweise mit dem Gedanken „als Junge wäre mir das nicht passiert“ sicherer.
„Meanwhile, fundamental questions about gender dysphoria remain unanswered. Researchers still don’t know what causes it—gender identity is generally viewed as a complicated weave of biological, psychological, and sociocultural factors. In some cases, gender dysphoria may interact with mental-health conditions such as depression and anxiety, but there’s little agreement about how or why. Trauma, particularly sexual trauma, can contribute to or exacerbate dysphoria in some patients, but again, no one yet knows exactly why.“ (J. Singal, 2018)
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"Ich hatte kein Selbstbewusstsein, aber ich wusste, dass ich keine Frau sein wollte, weil Frauen schlimme Dinge passieren. Ich entwickelte in jungen Jahren nach der Vergewaltigung ein sehr männliches Selbst, und das war absolut notwendig, mich von Schmerzen zu distanzieren."
"Ich... fühle, dass meine Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch meine Fähigkeit, meine Anwesenheit in diesem Körper zu tolerieren, massiv beeinträchtigt haben."
"Posttraumatischer Stress - vergewaltigt von einem Mädchen mit 19... Brauchte alles, um mir einen Weg aus meinem Körper zu zeigen. Alles, um es nicht zu dem Körper zu machen, der von jemand anderem verletzt werden könnte."
▸ Mobbing aufgrund von Geschlechtsstereotypen
Bereits geringfügiges „Anders-Sein“ kann bei Jugendlichen zu Selbstwertdefiziten und Ausgrenzungserfahrungen im Rahmen ihrer sozialen Zusammenhänge (insbesondere in ihrer Schulklasse) führen. Bereits Jungen mit langen Haaren oder Mädchen mit Kurzhaarschnitt werden von einigen Menschen heutzutage als „norm-abweichend“ , d. h. zu feminin oder zu maskulin wahrgenommen. Der Rahmen für rollen-non-konforme Kinder und Jugendliche scheint enger geworden zu sein.
» Geschlechtsstereotype
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"Es ist leicht zu erkennen, wie das passieren konnte. Wenn dir ständig gesagt wird, dass du "ein Weichei" oder "ein Wildfang" bist und du dafür gemobbt wirst."
"TWT war ein strebsamer, femininer Junge, der von den anderen Jungs angegriffen wurde. Unterbewusst entschied er, dass es einfacher wäre, wenn er nur weiblich wäre, also ging er in eine Klinik, die für ihre Zeit "fortschrittlich" war, und dort bestätigte man ihn in seinem Wunsch nach einer Angleichung. Er lebte 20 Jahre lang als Frau, fühlte sich aber nie wirklich wohl. Erst nach Jahren guter Psychotherapie erkannte er, dass es in Ordnung war, ein Mann zu sein und weibliche Eigenschaften zu haben. Leider hat er ein dauerhaft geschädigtes Hormonsystem."
▸ Der Eindruck sozialer Außenseiter zu sein
Nicht immer finden Jugendliche zu Beginn der Pubertät (bzw. nach dem Wechsel in die weiterführenden Schulen) gleich ihren Platz in den neuen Klassen und ihren peer-groups, die in dieser Zeit auch eher kritisch auf Konformität achten. Auf der Suche nach der richtigen Rolle, können sich Jugendliche mit der Trans*-Idee infizieren. Gerade die Identifikation von Jugendlichen als „anders” bringt ihnen eine erhöhte Aufmerksamkeit bzw. einen besonderen sozialen Status.
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"Ich glaube, dass soziale Angst und der Wunsch, sich in die QSA (Queer-Straight Alliance) an meiner Schule einzufügen - (bestand fast ausschließlich aus nicht-binären oder FTM-Frauen) - zu meiner Entscheidung führten, mich als nicht-binär zu identifizieren."
▸ Depression und Angststörungen
"Wenn ich nur ein anderes Geschlecht hätte, dann wäre ich glücklich", solche realitätsfernen Überlegungen auch bekannt als "The Grass is Always Greener"-Phänomen unterliegen Jugendliche in der Pubertät vergleichsweise häufig und unbeirrbar, insbesondere wenn sie gerade sehr unter ihren pubertätsbedingten Problemen leiden.
„Die eigentliche Tragik, ich möchte schon sagen die große Katastrophe, dabei ist aber, dass die betroffenen der Illusion anhängen, über die Operation zum anderen Geschlecht ihre Identität zu finden.“ (Korte 2019)
Angaben aus einer Desister-/Resister-/Detransitioner-Umfrage:
"Meine Dysphorie hat meine Depression sicherlich genährt und umgekehrt, indem sie mich dazu brachte, mich als Trans-Mann zu identifizieren und mich über die Transition zu informieren"
"Ich fühlte, dass, weil ich depressiv war und meinem Körper entkommen wollte, diese Transition helfen würde, all meine Probleme zu lösen."
"Ich fühle mich, als ob sich die Angst durch den bösartigen Tumblr-Diskurs 2013 verschlimmert hat... mich, ein beeinflussbares Kind, fühlen ließ, als wäre ich ein schlechter Mensch, wenn ich nicht trans wäre".
▸ Elternwünsche nach einem Kind des anderen Geschlechts
Auch wenn es eher unwahrscheinlich erscheint, so gibt es möglicherweise auch solche Elternwünsche.
Sogar J. K. Rowling (Google-deutsch) versuchte 2020 sich in die Situation hineinzuversetzen, 30 Jahre später geboren worden zu sein: "Vielleicht hätte ich auch versucht zu transitionieren. Der Reiz, der Weiblichkeit zu entkommen, wäre enorm gewesen. Als Teenager hatte ich mit schwerer Zwangsstörung zu kämpfen. Hätte ich online Gemeinschaft und Sympathie gefunden, die ich in meiner unmittelbaren Umgebung nicht finden konnte, hätte man mich, glaube ich, dazu überreden können, mich in den Sohn zu verwandeln, von dem mein Vater offen gesagt hat, er hätte ihn vorgezogen.“
▸ Hormonlage in der Schwangerschaft?
Die lange durch die Medien geisternde These, dass eine spezifische „HORMON-Lage in der Schwangerschaft“ ursächlich für ein Gender-Questioning sei, konnte durch Zwillingsstudien nicht belegt werden (s. auch Dt. Ärzteblatt). Zum einen ist die Hormonsituation während der Schwangerschaft nur sehr selten überhaupt dokumentiert, zum anderen müssten dann zweieiige Zwillinge häufiger beide eine Genderdysphorie entwickeln?
▸ Angebotsinduzierte Nachfragesteigerung
„Eine Rolle spielt aber sicherlich auch der sich zunehmend in der Medizin durchsetzende ,Machbarkeitsgedanke‘, also die Annahme, dass eine ,Geschlechtsumwandlung‘ mittels heutiger medizinischer Möglichkeiten problemlos durchgeführt werden kann und die Haltung, dass medizinisch Machbares prinzipiell umgesetzt werden sollte. Von großer Relevanz ist das Angebot neuer, allerdings umstrittener Behandlungsmethoden, insbesondere die vielfach beworbene Möglichkeit einer frühzeitigen pubertätsblockierenden und gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung; wir haben es somit wohl auch mit dem Phänomen einer ,angebotsinduzierten Nachfragesteigerung‘ zu tun.“, A. Korte, 2019
„It became possible to conceptualise 'gender identity' as dislocated from biological sex when new medical technologies for the first time made it possible for doctors to change the bodies of those born with indeterminate genitals and to assign them to a sex. In this way, the availability of the treatment appears to have essentially created the demand.“ L. Marchiano in "The Invention of transgenerism, 2019"
„Before 2012, in fact, there was no scientific literature on girls ages 11 to 21 ever having developed gender dysphoria at all.“ A. Shrier, 2020
▸ Weitere mögliche Ursachen
Es gibt viele weitere mögliche Gründe für die Ablehnung des eigenen Genders in der Pubertät, wie Selbsthass, Misogynie/Frauenfeindlichkeit, männliche Privilegien (je nach soziokulturellem Hintergrund verstärkt), etc.
Einerseits besteht in unserer Gesellschaft zunehmend die Freiheit, so zu leben, wie es den individuellen Vorstellungen entspricht. Nationale Identität, religiöse aber auch familiäre und politische Identität spielen kaum noch eine Rolle. Als Kehrseite dieser Freiheit kommt es anscheinend zu Unsicherheiten, immer mehr Jugendliche focussieren ihre Identitätssuche auf Peergroups und Gender. Die persönliche Rolle u. a. bezüglich Sexualität muss erst gefunden, gefestigt und ggf. begründet werden, da feste Normen, Konventionen und Traditionen zunehmend relativ geworden sind.
Zudem: „In einer Zeit, die Ästhetik und Schönheit zu einem entscheidenden Bewertungsmaßstab erhebt, ist es vorstellbar, dass vermeintliche oder reale Makel im Hinblick auf das Selbstverständnis als Mann bzw. als Frau dazu beitragen können, die biologisch vorgegebene Geschlechtsrolle nicht positiv zu besetzen, sondern vielmehr infrage zu stellen bzw. abzulehnen.“ (Hartmann/Becker)
„Es erscheint unklug, von einer einzigen Ätiologie auszugehen”
Stephan B. Levine beschreibt Genderidentität und Genderdysphorie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive:
Reflections on the Clinician’s Role with Individuals Who Self-identify as Transgender, 15.09.2021
The Atlantis-Metastudie
In einem Überblick über die wissenschaftliche Literatur „Sexuality and Gender - Erkenntnisse aus der Biologie, der Psychologie und den Sozialwissenschaften“ The New Atlantis von 2016 wurden unzählige Einzelstudien analysiert und sogar in mehrere Sprachen übersetzt. Seither ist für die breite Öffentlichkeit und für Fachleute nachvollziehbar, was wissenschaftlich belegt ist und was nicht:
Zusammenfassung der Atlantis-Studie „Sexuality and Gender“
» FAQ zur Atlantis-Studie „Sexuality and Gender“, deutsch
Die Schlussfolgerung zur Gender-Identität lauten:
- „Die Hypothese, wonach die Gender-Identität eine angeborene, festgelegte Eigenschaft menschlicher Wesen ist, und zwar unabhängig vom biologischen Geschlecht – dass also ein Mensch ein 'Mann in einem Frauenkörper' oder eine 'Frau in einem Männerkörper' sein kann - wird von wissenschaftlichen Nachweisen nicht untermauert."
- "Eine jüngsten Schätzung zufolge identifizieren sich etwa 0,6 % der Erwachsenen in den USA als ein Gender, das ihrem biologischen Geschlecht nicht entspricht. Vergleichende Studien zu den Gehirnstrukturen transsexueller und nicht transsexueller Personen haben eine schwache Korrelation zwischen Gehirnstruktur und Crossgender-Identifikation aufgezeigt. Diese Korrelationen liefern keinerlei Nachweis für eine neurologische Basis der Crossgender-Identifikation."
- "Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung sind Erwachsene, die einen geschlechtsumwandelnden Eingriff hinter sich haben, weiterhin einem erhöhten Risiko ausgesetzt, unter einer schlechten psychischen Gesundheit zu leiden. Eine Studie stellte für Individuen nach einer Geschlechtsumwandlung im Vergleich zu den Kontrollgruppen eine 5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs und ein 19-fach erhöhtes Risiko, durch Selbstmord zu sterben, fest."
- "Kinder sind ein Sonderfall, wenn es um Fragen der Transsexualität geht. Nur für eine Minderheit der Kinder, die eine Crossgender-Identifikation durchlaufen, besteht diese weiter bis zum Jugendlichen- oder Erwachsenenalter."
- "Es gibt wenig wissenschaftliche Nachweise für den therapeutischen Nutzen von Eingriffen, die die Pubertät verzögern oder die sekundären Geschlechtsmerkmale von Jugendlichen modifizieren, auch wenn sich das psychische Wohlbefinden einiger Kinder möglicherweise verbessert, wenn sie zu ihrer Crossgender-Identifikation ermutigt und dabei unterstützt werden. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass alle Kinder, die geschlechtsatypische Gedanken oder Verhaltensweisen zeigen, dazu ermuntert werden sollten, transsexuell zu werden.“
Genetische Ursachen
Immer wieder taucht die Behauptung auf, dass Transidentität/Transsexualität genetisch bedingt sei. Bis heute konnte dafür allerdings keine biologische Grundlage dazu nachweisen werden, ein Gen für eine vom biologischen Geschlecht abweichende Identifizierung wurde noch nicht gefunden.
"Die biologischen Grundlagen der Transidentität sind bislang kaum verstanden, ebenso wenig wie die der sexuellen Identität insgesamt. Weder mit Genanalysen noch mit Hirnscanner lassen sich 'echte' von 'falschen' Transjugendlichen unterscheiden.“ Letztlich komme es darauf an, wie gut die Jugendlichen die Experten von ihren Gefühlen überzeugen können. (Zeit 11/2018)
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