Kritik von SEGM an der S2k-Leitlinie

Die Society for Evidence Based Gender Medicine (SEGM) hat die 2025 veröffentlichte Version der S2k-Leitlinie für die Diagnose und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter analysiert und hält sie für nicht vertrauenswürdig.

German Guidelines for Diagnosis and Treatment of Gender Incongruence and Gender Dysphoria of Childhood and Adolescence, SEGM, 26.03.2025


Die Übersetzung der SEGM-Analyse der S2k-Leitlinie (auch als ):

2025 Deutsche Leitlinie für die Diagnose und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter

Trotz des neuen vorsichtigen Tons bleibt die Leitlinie nicht-evidenzbasiert und ebnet den Weg für anhaltend unangemessene Transitionen bei Jugendlichen

Kernpunkte

  1. Die deutsche Leitlinie erreicht nicht die ursprünglich angestrebte Evidenzstärke und damit die Kategorie S3 „evidenzbasiert“ und wurde deshalb auf die Kategorie S2k „konsensbasiert“ herabgestuft.
  2. Als Reaktion auf die Kritik aus dem In- und Ausland wurden einige der ursprünglichen Empfehlungen überarbeitet und mit größerer Vorsicht formuliert.
  3. Die endgültige Leitlinie erkennt an, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen, die heute Probleme mit ihrem Geschlecht haben, lediglich „mit ihrem Geschlecht unzufrieden“ sind und keine medizinische Transition vornehmen sollten.
  4. Trotz der vorsichtigeren Darstellung bleiben die Empfehlungen der Leitlinien weitgehend unverändert, und es steht bereitwilligen Ärzten frei, jedem hinreichend entschlossenen Jugendlichen eine Transition zu ermöglichen.*)
  5. Die Leitlinie enthält Belege für erhebliche, nicht gemanagte Interessenkonflikte, einschließlich einer a priori Übereinstimmung mit WPATH-Positionen, der Förderung von Transitionsbehandlungen durch die Leitung von Gender-Kliniken und -Organisationen sowie Verbindungen zu Pharmaunternehmen.
  6. Die vernichtende Analyse der Cass-Review in der Leitlinie basiert in hohem Maße auf dem diskreditierten „Yale“-Bericht und beruht auf einem Missverständnis der Rolle und des Prozesses „unabhängiger Überprüfungen“.
  7. Zwei deutsche medizinische Fachgesellschaften lehnten die endgültige Leitlinie vollständig ab, und mehrere weitere gaben alternative Empfehlungen ab. Die Schweiz hat die Leitlinie noch nicht akzeptiert und eine eigene zusätzliche Überprüfung eingeleitet.
  8. Die fortgesetzte Abhängigkeit von einer konsensbasierten Leitlinie, die von gender-affirmativen Klinikern mit nicht berücksichtigten Interessenkonflikten COIs verfasst wurde, ist nicht zu rechtfertigen und wird das Fachgebiet weiterhin polarisieren.
  9. Es besteht ein dringender Bedarf an einer qualitativ hochwertigen evidenzbasierten Leitlinie, die nach hohen methodischen Standards entwickelt wird.
  10. Evidenzbasierte Leitlinien ermöglichen die Berücksichtigung anderer Faktoren neben der Stärke der Evidenz. Sie bringen jedoch ein Maß an Genauigkeit und Transparenz mit sich, das es den Nutzern von Leitlinien ermöglicht, wirklich fundierte Entscheidungen zu treffen – etwas, das Konsensleitlinien nicht leisten können.

Anmerkungen von TTSB

*) Jugendliche, die nicht für eine medizinische Transition infrage kommen (s. Punkt 3) oder dieser nicht zustimmen, bleiben mit ihrer Notlage bzw. Genderunzufriedenheit allein – für sie gibt es in der Leitlinie keine Empfehlung. Der in 2025-Fassung der Leitlinie neu eingeführte Begriff ‚Genderunzufriedenheit‘ (engl. gender non-contentedness, s. auch Rawee-Studie 2024) dient laut Glossar der Leitlinie (S. 26) der Abgrenzung zu Genderinkongruenz und -dysphorie und möglicherweise auch als Alibi, dass die Leitlinie für diese Jugendlichen gar keine Empfehlungen entwickelt hat?

**) gegengeschlechtliche Hormone: In der Leitlinie wird durchgehend der Terminus „geschlechtsangleichende Hormone“ verwendet – ein eher ideologisch geprägter Begriff.

Danke

Wir danken der SEGM für die freundliche Genehmigung, die Analyse der S2k-Leitlinie übersetzen und auf der TTSB-Website einstellen zu dürfen.


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