Trans: Genital-Operationen in Deutschland
Paul Steger, Doktorand der empirischen Wirtschaftswissenschaften
„Obwohl die Häufigkeit dieser Operationen in allen Altersgruppen zugenommen hat, sticht der sprunghaften Anstieg bei den 18- bis 25-Jährigen heraus. Von nur 8 Operationen im Jahr 2005 auf über 985 im Jahr 2023 – das entspricht einem erstaunlichen prozentualen Anstieg von 12 312 %.”
In Deutschland wurden zwischen 2016 und 2020 9.327 solcher Eingriffe vorgenommen. In den USA (mit 4x so vielen Einwohnern) fanden schätzungsweise 16.872 Trans-Genitaloperationen (Vagino- bzw. Phalloplastiken) statt (die Zahlen sind jeweils real noch höher, da z. B. keine privat finanzierten OPs enthalten sind).
Berechnungen und Grafik von Paul Steger
Bei den 18-25-Jährigen sind die Genitaloperationen am häufigsten
Die Anzahl der Genitaloperationen bei Transgendern hat im Laufe der Zeit nicht nur stark zugenommen, sondern es gibt einen auffallenden Wandel der Altersdemografie: Am weitaus häufigsten sind Genitaloperationen mittlerweile in der Gruppe der 18-25-Jährigen.
Quelle: DRG-Fallpauschalenstatistik, Statistisches Bundesamt,
Berechnungen und Grafik von Paul Steger
Wozu haben wir eigentlich Gesetze?
Obwohl Operationen, die Personen sterilisieren, im Alter unter 18 Jahren in Deutschland absolut verboten sind
„Im Rahmen einer Anfrage an das deutsche Bundesministerium der Justiz (die ich [Paul Steger] persönlich eingereicht habe), wurde bestätigt, dass solche Operationen an Minderjährigen gegen das Gesetz verstoßen. Doch in einem weiteren Beispiel für Trans-Exzeptionalismus schaffen es diese Eingriffe eine eindeutige Rechtslage zu umgehen. Noch wichtiger ist, dass sie in frei zugänglichen Daten dokumentiert sind, während gleichzeitig politische Entscheidungsträger und Journalisten dieses Phänomen weitgehend ignorieren."
Quelle: Statistisches Bundesamt,
Berechnungen und Grafik von Paul Steger
Paul Steger weist explizit darauf hin, „dass Operationen aufgrund von uneindeutigen Genitalien bei Personen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD) einen eigenen Code erhalten.“
Ist Deutschland auf dem Weg zum Sonderfall in der pädiatrischen Gender-Medizin?
Statt sich an seinen europäischen Nachbarländern zu orientieren, stellt Paul Steger abschließend fest, dass Deutschland einen Sonderweg eingeschlagen hat:
„Mit der Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes, sehr pro-Transitionsleitlinien [für U18], die in Kraft treten könnten und einem politischen und medialen Umfeld, das bei dem Thema weitgehend schweigt, scheint Deutschland in Europa einen eigenen Weg zu gehen.”
Was passiert in Europa? ‚Geschlechtsumwandlungsoperationen' in Deutschland, Paul Steger, 14.10.2024
Trends bei Genitaloperationen in Deutschland
Anhand von Qualitätsberichten deutscher Krankenhäuser wurde festgestellt, dass zwischen 2006 und 2022 in Deutschland 19.632 Trans-Genitaloperationen (OPs) - durchgeführt wurden. Diese OPs werden in dieser Studie als „gender-affirmative Operationen (GAS)" bezeichnet. Die Zahl der Trans-Genitaloperationen ist ungleich der Zahl von Trans-Personen, da manche u. U. mehr als einmal pro Jahr operiert worden sind. Der Anstieg beträgt:
- 424 % bei maskulinisierenden OPs (OPS 5-646.0),
2006=246 Fälle, 2022=1.291 Fälle,
höchster Anstieg um 37,2 % zwischen 2018 und 2019 - 343 % bei feminisierenden OPs (OPS 5-646.1).
2006=180 Fälle, 2022=799 Fälle,
höchster Anstieg um 81,2 % zwischen 2015 und 2016
Jährliche Eingriffe und Zahl der Krankenhäuser, die Genital-OPs durchgeführt haben
(Quelle, CC BY 4.0)
Die Studie fand eine auffällige Verschiebung bei Genitaloperationen in Richtung jüngerer Trans-Personen. 2022 wurden im Alter zwischen 20 und 34 Jahren über 70 % der maskulinisierenden Genital-OPs durchgeführt und etwa die Hälfte der feminisierenden Genital-OPs. 2006 waren es in dieser Altersspanne jeweils lediglich ein Viertel aller Operationen.
In der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren fanden 2006 nur 1,2 % aller Maskulinisierungs-Operationen statt, im Jahre 2022 stieg die Quote auf 9,8 %. Bei Feminisierungs-OPs in dieser Altersgruppe (15 und 19 J.) war der Anteil 2006 2,7 %, die Quote stieg 2022 auf und 4,5 %.
Die – wenn auch wahrscheinlich geringe – Anzahl der Trans-Genital-OPs bei unter 15-Jährigen wird in der Studie nicht explizit genannt, s. oben.
Altersverteilung bei sog. gender-affirmativen Operationen (GAS) 2006 und 2022
(Quelle, CC BY 4.0)
Die Zahl der Krankenhäuser, die Trans-Genitaloperationen durchführen, stieg von 24 (2006) auf 29 (2022), wobei eine Konzentration der Fälle auf einige Kliniken mit hohen Fallzahlen stattgefunden hat. Dazu enthält der Beitrag mehrere Grafiken (Landkarten), auf denen die Kliniken und die Größenordnungen erkennbar sind.
Von den Krankenhäusern, die Trans-Genitaloperationen anbieten, arbeiten 2022 ca. 20 % in kirchlicher Trägerschaft, ebenfalls etwa ein Fünftel sind Universitätskliniken.
Genital gender-affirming surgery trends in Germany: Total population data with 19,600 cases from 2006 to 2022, C. Aksoy, S. Wellenbrock u. a., 17.09.2024
Genitaloperationen in Deutschland fast 4x so häufig wie im VK
Paul Steger hat neue Zahlen und Fakten zur Situation der Transgender-Versorgung in England recherchiert. Während die medizinische Behandlung Minderjähriger durch die dauerhafte Einschränkung bei der Verschreibung von Pubertätsblockern in England heruntergefahren wurde, besteht anscheinend der Trend zur medizinischen Transition insgesamt fort, und zwar ungeachtet der unzureichenden Evidenz bei medizinischen Maßnahmen wegen Genderinkongruenz/Genderdysphorie.
Zwar hatte Hilary Cass auch ein Review für die Gender-Kliniken, die 17- bis 25-Jährige behandeln, angekündigt. Zurzeit werden aber weiterhin Jugendlichen und Erwachsenen bei Genderdysphorie gegengeschlechtliche Hormone verschrieben. Operationen bei Minderjährigen waren und sind nicht erlaubt. Die Zahl der chirurgischen Transitionsmaßnahmen bei jungen Erwachsenen steigt allerdings weiter an.
Der bisherige Höchststand bei FzM-Genital-Operationen wurde 2023 mit 87 erreicht, 2022 lag die Zahl noch bei 25. Der Altersdurchschnitt bei den erwachsenen Patientinnen ist auf 23(!) Jahre gesunken, während er bei MzF ca. 20 Jahre höher liegt. Auch in Deutschland werden mittlerweile die meisten genital-chirurgischen Eingriffe in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen durchgeführt.
In England wird seit 2016 das Alter bei medizinischen Transitions-Operationen nicht mehr erfasst, eine unübliche Vorgehensweise, die es ansonsten bei keinem anderen medizinischen Verfahren gibt. Paul Steger interpretiert diese Maßnahme so:
„Breaking statistics is no trivial matter. It always suggests that there is something to hide and, crucially, it limits full accountability of those in charge.”
Auch geben die englischen Statistiken nicht unbedingt das tatsächliche Geschlecht wieder, sondern das von den Patienten selbst angekreuzte, das sie gerne hätten. Das biologische Geschlecht bei Genitaloperationen zu verschleiern, die nach Kategorien MzF und FzM kategorisiert werden, ist eher skurril, aber schlicht nicht möglich.
Paul Steger hat die Zahlen bei Genital-OPs in Deutschland und im Vereinigten Königreich auf je 100.000 Einwohner umgerechnet.
„Genital surgeries in Germany are more common by a factor of almost 4 relative to the UK. While in the late 2000s, numbers were somewhat closer, the increase in the UK since the 2010s is nothing compared to the explosion in German gender clinics.”
Genital-OPs in Deutschland und VK – Grafik: Paul StegerEs ist wahrscheinlich, dass auch die Kapazitätsengpässe beim NHS in England, mit ihren entsprechend langen Wartelisten, bei den niedrigeren Zahlen von Genitaloperationen eine Rolle spielen. Dagegen werden in Deutschland die Transgender-Abteilungen bzw. -Kliniken ausgebaut, hier einige Beispiele: European Transgender Center, München, Center for Transgender Health am UKM Münster, Trans*Gender-Zentrum Düsseldorf-Gerresheim, oft zulasten anderer offensichtlich weniger rentabler Abteilungen.
Außerdem fand Paul Steger beim NHS Zahlen, die bestätigen, was international schon mehrfach beschrieben wurde: Die Komplexität der Patientenprofile ist von 2012 bis 2023 gestiegen, d. h. es wird immer häufiger zusätzlich zur Diagnose Genderdysphorie eine Reihe von weiteren koexistierenden psychischen Problemen festgestellt. Die Frage ist, ob die Diagnose Genderdysphorie möglicherweise zu häufig als Hauptdiagnose eingeschätzt wird. Das könnte dazu führen, dass den anderen psychischen Problemen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und somit keine ganzheitliche oder eine ungeeignete Behandlung stattfindet. Cass sprach von „diagnostischer Überschattung“ anderer Probleme durch die Diagnose Genderdysphorie.
Besides Cass - UK Trends in Gender Medicine, Paul Steger, 19.12.2024
Trans: Genital-Operationen in Deutschland
England: Klagen wegen zu langer Wartezeiten
Transgender men sue NHS over ‘half-built’ genitalia, telegraph, 07.11.2024
Was genau ist eine Neo-Vagina?
Der britische Journalist Nick Wallis hat auf seinem Gender-Blog Informationen zum Thema „Neo-Vagina“ (MzF-Transition) zusammengestellt. Am Anfang seines Beitrags steht die Überlegung, dass es sich bei der Wortschöpfung „Neo-Vagina“ – wie so oft bei Transitionsthemen – um einen Euphemismus handelt. Damit Transitionswillige eine Vorstellung bekommen, was auf sie zukommt, sollte realistischer von einer „tiefen, mit Haut ausgekleideten Operationswunde“ gesprochen werden.
In einer 2-spaltigen Tabelle werden typische Eigenschaften einmal für eine natürliche weibliche Vagina und einmal für die „tiefe, mit Haut ausgekleidete Operationswunde“ zum Vergleich dargestellt. Die Eigenschaften einer Neo-Vagina gelten explizit nur für den Fall, „dass alles gut geht“.
Der Chirurg, der die Tabelle erstellt hat, liefert auch die möglichen Komplikationen einer Neo-Vagina-Plastik:
„Postoperative Infektionen und Sepsis, nekrotisierende Fasziitis, Lungenembolie, unbeabsichtigte Darm- und Blasenverletzungen, Harnverengungen, neovaginale Verengungen, die oft schmerzhafte (lebenslange) Dilatationen erfordern, Taubheitsgefühl im Perineum, Pilz- und pyogene Infektionen in der Neovagina, Reproduktionsversagen/Sterilität, unvorhersehbare Auswirkungen auf das Prostatagewebe, Harnröhren- und rektoneovaginale Fisteln - diese Komplikation kann dazu führen, dass die Person ständig unkontrolliert Kot und/oder Urin zwischen den Beinen verliert, was zum vorzeitigen Tod durch Infektionen (gramnegativen endotoxischen Schock) führen kann."
Präsentiert wird auch die „Smiley“-Broschüre des NHS über die Durchführung einer Vaginoplastik-OP. Sie enthält u. a. die ungenaue, nicht ganz faktenbasierte Information,
because your reproductive system will change during medical and surgical treatments, such as with hormonal therapy and surgery which can cause permanent infertility.
In der Broschüre finden sich weitere Informationen zum Vaginoplastik-Verfahren, einschließlich der Notwendigkeit, dass die Neo-Vagina nach der Operation mindestens 18 Monate lang 3x täglich bis zu 45 Minuten lang geweitet werden muss.
What exactly is a neo-vagina, then? Nick Wallis, 15.01.2025
Mehr …
Geschlechtsangleichende Operationen – Körperwelten, M. Lenzen-Schulte, cicero-Beilage, 22.02.2024 (s. auch twitter)
Transformation braucht Information – Nebenwirkungen und irreversible Folgen einer Geschlechtsangleichung, Jahrbuch Sexualitäten 2024 (S. 71ff.), Martina Lenzen-Schulte
Trans-OPs: Sehr tiefe Narben, Emma-Magazin, M. Lenzen-Schulte, 21.08.2023, Quellen
Es hat alles nur schlimmer gemacht, Tagesspiegel, 2018
Wenn ich das vorher gewusst hätte …
Kein Glück mit dem neuen Körper
Transition war nicht die Lösung für meine Probleme
Wer nicht transitioniert, muss auch nicht detransitionieren
The biggest mistake of my life
Pelvic floor and sexual dysfunctions after genital gender-affirming surgery: a systematic review and meta-analysis, Dominoni u. a., 14.11.2024
Mia Hughes explains the gruesome reality of phalloplasty, YT, 02.06.2025