Transscript
Moderatorin Patricia Schulz:
"Wir haben einmal David Allison von der Initiative Transteens Sorge berechtigt, wo die Elternsicht thematisiert wird. Dann haben wir Solveig Senft, die ihre umfangreiche Erfahrung als Lehrerin einbringt und dann haben wir Stefanie Adam, die als ehemalige Leistungssportlerin und Physiotherapeutin auch zu dieser Thematik Stellung nimmt - mit dem speziellen Aspekt Sport noch dabei.
Ich würde gleich an David Allison die Frage stellen: Was ist problematisch aus der Sicht dieser Initiative der Eltern? Werden jetzt Kinder so ausreichend davor geschützt, Entscheidungen zu treffen, die nicht mehr umkehrbar sind, die vielleicht über den Körper und ihr weiteres Leben entscheiden, in einem Alter, in dem sie ja noch gar nicht oder nicht vollständig rechtsfähig sind?"
David Allison, TTSB:
"Ja danke schön für die Einladung, ich möchte an dieser Stelle auch den Vorrednerinnen danken, weil sie sehr viele Themen bereits aufgegriffen haben, die Kinder in Jugendliche betreffen.
Ich möchte ganz am Anfang erklären, warum ich überhaupt hier bin, weil ich nicht persönlich betroffen bin. Ich spreche heute für die Elterninitiative Trans Sorge berechtigt, das ist eine Interessengemeinschaft von Eltern mit genderunsicheren oder genderdysphorischen Jugendlichen. Es gibt viele Gründe, warum die Eltern nicht selbst äußern bzw. warum es den Eltern oft sehr schwerfällt, sich selbst öffentlich zu äußern. Zum einen werden sie oft Zielscheibe von Transaktivieren, sie werden auch von führenden Regierungs-Politikern beschimpft als homophob oder transfeindlich oder gar in einem Fall wurden sie „bürgerliche Faschos“ genannt. Aber vor allem ist es für die Eltern wichtig, ihre Beziehung zu ihren Kindern zu schützen und ihre Kinder auch vor der Öffentlichkeit zu schützen und deswegen spreche ich hier. Ich fühle mich geehrt, dass ich für die Eltern sprechen darf.
Auf deine Frage einzugehen: Die Bundesregierung betont immer wieder, dass das Selbstbestimmungsgesetz keine Regelung zu körpermodifizierende medizinischen Maßnahmen enthalte. Und das ist formal richtig. Doch parallel zu diesem Gesetzgebungsverfahren laufen bereits jetzt Beratungen mit Juristinnen und dem Medizinischen Dienst des Bundes, weil in Koalitionsvertrag steht, dass die Kosten für körpermodifizierende Behandlungen vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollen. Wir denken, dass damit die Medikalisierung junger Menschen vorangetrieben wird. Wir sind überzeugt, dass wenn die Jugendlichen erst einmal eine amtliche Namensänderung erhalten haben, dass der Weg zu körpermedizinischen Maßnahmen um so schneller beschritten wird und die Unzufriedenheit, die die betroffenen Jugendlichen mit ihrem eigenen Körper spüren, wird bestätigt. Und Ihnen wird die Möglichkeit genommen, aus ihren Problemen herauszuwachsen, sie zu überwinden. Und - wie gesagt - in Hinblick auf das, was schon gesagt wurde, eventuell auch eine homosexuelle Entwicklung zu machen.
Die Eltern dieser Kinder und Jugendlichen sind nicht überzeugt, dass Transsexualität angeboren ist. Sie glauben, dass es eine ganze Menge andere Ursachen für die Probleme gibt. Wir sind der Meinung, dass das dieses Gesetz deswegen so gefährlich ist, weil es eben nicht nur um eine rechtliche Änderung des Namenseintrags geht, dass die sogenannte soziale Transition kein neutraler Akt ist. Und wenn man sieht, wie letzte Woche bei dem Grünen-Fachgespräch am Freitag, am 1. Dezember, da wissen wir, dass das Ziel ganz klar ist: Es sollen weiter soll eine weitgehende Deregulierung der sogenannten Gesundheitsversorgung geben in diesem Bereich. Und körpermedizinische Maßnahmen sollen ohne Altersbegrenzung, ohne Beratung und ohne Diagnose jedem und jeder auf Antrag von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Das ist das Ziel. Das bedeutet eine massive Fixierung der lebenslangen Medikalisierung junge Menschen. Und deswegen glauben wir, dass das Selbstbestimmungsgesetz den Weg ebnet zur Deregulierung der Transmedizin und zur Pathologisierung der Pubertät.
So, ich hoffe, dass ich deine Frage beantwortet habe. Wir glauben, dass ohne eine Beratung, ohne Gutachtenpflicht der Weg hin zur Medikalisierung viel schneller gehen wird. Und es scheint so, als wäre das auch gewollt, weil das sogenannte „Transkind“ spielt eine wichtige Rolle in der Legitimierung des ganzen Trans-Gedankens."