Stellen Sie sich auf einen langen Weg ein

25 Überlegungen bzw. Vorschläge für Eltern von trans-identifizierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, zusammengestellt von Müttern und Vätern, die in der gleichen Situation sind - inspiriert von PITT-Parents with Inconvenient Truths about Trans, allerdings grundlegend überarbeitet von TTSB .

  1. Entscheiden Sie sich für die Variante, die Sie durchhalten können und wollen, ohne sich zu verbiegen:
    1. Sie verwenden den Wunschnamen und die Wunschpronomen. Sparen Sie Ihre Kräfte für andere Konflikte.
    2. Sie überlegen sich einen Kompromiss-Namen, z. B. einen Spitznamen, eine Abkürzung, der auch für Ihr Kind annehmbar ist. Oder Sie verwenden weiterhin den gewohnten Namen und das Pronomen, da Sie einen Wechsel zu schwierig und zu schmerzhaft finden und die Argumentation Ihres Kindes „falscher Körper” etc. nicht nachvollziehen können bzw. unterstützen wollen.
    Hinweis: Eltern werden - selbst nach Änderung im Personenstandsregister - in der Regel nicht bestraft, wenn sie die gewohnten Pronomen und Namen verwenden. Auch im Referentenentwurf zum geplanten SBGG der Ampel-Koalition sind nur wenige Ausnahmen, z. B. im Rechtsverkehr, vorgesehen.
  2. Es ist wahrscheinlich nur eine Phase. Entspannen Sie sich, das Kind wird hoffentlich aus dieser Sache herauswachsen.
  3. Informieren Sie sich, bleiben Sie wachsam. Es könnte sich auch zu einer Schnellstraße mit Hormonen und OPs entwickeln.
  4. Bis zu einem gewissen Grad ignorieren Sie die Provokationen Ihres Kindes, das sich in der Pubertät befindet. Erlauben Sie dem Kind nicht, Sie ständig und im Übermaß zu beschimpfen - setzen Sie Grenzen.
  5. Hören Sie Ihrem Kind zu, wenn es von sich aus über Geschlechtsidentität und/oder Transition reden möchte, seien Sie neugierig, stellen Sie Fragen. Erwähnen Sie diese Themen niemals von sich aus, das verstärkt das Narrativ.
  6. Setzen Sie Grenzen bei der Handy-/Computernutzung. Zu bestimmten Zeiten (z. B. nachts) und in bestimmten Räumen (z. B. Küche) kann das Internet pausieren. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran.
  7. Wenn sich Ihr Kind herabwürdigend oder respektlos verhält - äußern Sie klar Ihre Missbilligung, aber bleiben Sie freundlich, auch wenn das Kind Sie schlecht behandelt. Animieren Sie ggf. Ihr Kind, die Familienwohngemeinschaft zu verlassen, um selbständig zu werden. Helfen Sie Ihrem Kind bei der Zimmer- bzw. Wohnungssuche.
  8. Das Kind befindet sich in einer Art Blase - brechen Sie niemals den Kontakt vollständig ab.
  9. Hören Sie nie auf, sich um die Beziehung zum Kind zu bemühen, versuchen Sie es regelmäßig. Stellen Sie sich auf einen langen Weg ein.
  10. Tauschen Sie sich mit anderen betroffenen Eltern aus parentsofROGD-Elterngruppen
  11. Seien Sie authentisch, lügen Sie nie. Wenn Sie die Genderidentität nicht bestätigen, bewahren Sie dem Kind ein Stück Realität.
  12. Bewahren Sie die Krankenkarte Ihres minderjährigen Kindes möglichst bei sich auf.
  13. Suchen Sie für Ihr Kind eine(n) PsychotherapeutIn, der/dem Sie vertrauen.
  14. Überzeugen Sie Ihr Kind, dass eine Familientherapie sinnvoll ist, damit die Situation zu Hause bzw. insgesamt erträglich und der Kontakt aufrecht erhalten bleibt.
  15. Sagen Sie Ihrem Kind immer Ihre Wahrheit, wenn es nach Ihrer Meinung fragt. Seien Sie authentisch, sprechen Sie „mit dem Herzen“. Wenn Sie Ihrem Kind in bestimmten Situationen nicht zustimmen können, lassen Sie das Thema offen oder sagen Sie, dass Sie darüber nachdenken werden. Überhäufen Sie Ihr Kind auf keinen Fall mit Ratschlägen oder Informationen.
  16. Halten Sie Ihre wahren Gedanken und Gefühle in Situationen zurück, in denen Ihr Kind Sie gezielt herausfordert und sie zum Prüfstein für Ihre Einstellung zu seiner Transidentifikation machen würde.
  17. Seien Sie möglichst Sie selbst – behandeln Sie Ihr Kind so weit wie möglich wie sonst auch.
  18. Wenn Sie dem Kind schreiben, rechnen Sie damit, dass es jedes Wort an TherapeutInnen, LehrerInnen, LGBTIQ+-Peers und die Glitzerfamilie schickt und auf Twitter postet.
  19. Wägen Sie ab, ob es bei bestimmten Freunden, Bekannten, Verwandten der Versuch Sinn macht, sie von Ihrer Haltung zu überzeugen bzw. die Dinge auf Ihre Weise zu sehen. Oder ob es voraussichtlich sinnlos ist oder in der gegebenen Situation zu komplex.
    Hier ein Text einer (uns unbekannten) Mutter, für „das miterziehende Dorf":
    Über unsere Tochter
  20. Entspannen Sie sich! Kümmern Sie sich auch um Ihr eigenes Leben! Ihr Kind muss sehen, dass Sie sich von dieser Situation nicht unterkriegen lassen. Panik Ihrerseits wird Ihr Kind kaum davon abhalten, seinen Körper für immer zu schädigen!
  21. Versuchen Sie möglichst eine(n) Detransitionierte(n) oder eine Gruppe von Detransitionierten zu finden und Ihr Kind damit in Kontakt zu bringen.
  22. Wenn sich Ihr Kind operieren lassen will, sagen Sie ihm, dass Sie sich an dieser Selbstverletzung nicht beteiligen können.
  23. Wenn das Kind Sie als transphob und Bedenkenträger bezeichnet, nicht mehr mit Ihnen redet, eine Hormontherapie beginnt und Ärzte schließlich seine gesunden Körperteile entfernen, seien Sie darauf gefasst, dass Sie selber in eine Krise geraten können. In Krisenzeiten kann es sinnvoll sein, den Kontakt zum Kind auf ein für Sie erträgliches Maß etwas einzuschränken, damit Sie sich zwischenzeitlich möglichst wieder etwas erholen können.
  24. Die Intentionen dieser Vorschläge sind:
    • dem Kind zu vermitteln, dass es keinen richtigen oder falschen Weg gibt, ein Mädchen oder ein Junge zu sein
    • gegenüber dem Kind bei der Wahrheit zu bleiben, ihm auch zu vermitteln, dass niemand sein biologisches Geschlecht wechseln kann, dass die Pubertät und der Leidensdruck vorübergehen, dass die medizinische Transition keine dauerhafte Lösung für die meisten Probleme ist.
    • die Verbindung zum Kind langfristig zu erhalten und dass der Kontakt nie ganz abbricht.
    • dass das Kind sich mit seinem Körper und seinem Gender auseinandersetzt und arrangiert, keine Hormone nimmt und sich nicht operieren lässt.
    • dass das Kind immer wieder nach Hause zurückkommt.
    • dass Ihr Kind Sie nicht öffentlich an den Pranger stellen.
    • dass Ihr Kind nicht das Jugendamt einschaltet.
    • lähmende Depressionen und Verzweiflung zu vermeiden und nicht den Verstand zu verlieren.
  25. Es gibt nicht immer die richtigen Handlungen, die magischen Worte, die perfekte Formulierung, die ideale Einstellung, damit das Kind den für es selbst richtigen Weg einschlägt. Machen Sie sich klar, dass alle Menschen um Sie und das Kind herum, mitverantwortlich sind, welche Richtung Ihr Kind wählt.
    Aber vielleicht haben Sie Glück, können einige Leitplanken setzen und Ihr Kind arrangiert sich mit seinem Körper und seinem Gender.

    Alternativ oder zusätzlich können Sie den Leitfaden für Eltern lesen.

Falls Sie alle Ratschläge und Regeln befolgt haben, Sie sich sehr bemüht haben, gut zu handeln und zu funktionieren und Ihr Kind leider immer noch glaubt, dass es trans ist: Gehen Sie zurück zum Anfang und beginnen Sie von neuem.