Kristina Schröder: Was tun wir da?

question mark 2901642 640geralt pixabay Dr. Kristina Schröder, ehemalige Familienministerin (CDU), äußert ein weiteres Mal in der WELT ihre Skepsis gegenüber dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz. Als Erstes stellt sie klar, dass das aktuell geltende Transsexuellengesetz nicht - wie häufig behauptet - verfassungswidrig ist, da gerichtlich monierte Punkte gestrichen wurden.

"Das Gesetz, so wie es heute gilt, ist verfassungsgemäß. Die Pflicht zur Vorlage zweier psychologischer Gutachten hat das Bundesverfassungsgericht 2011 sogar explizit gebilligt. Es sei nicht zu beanstanden, dass der Gesetzgeber einen solchen „auf objektivierte Kriterien gestützten Nachweis“ verlange, so das Gericht."

Insofern gäbe es durchaus die Alternative, es beim derzeitigen Gesetz zu belassen, es bestehe allerdings die Absicht, die Objektivierbarkeit „der psychischen Tatsache Transsexualität" komplett aufzugeben. 

Als Mutter von 3 Töchtern (5, 9, 12) kann Schröder die Besorgnis von Eltern sehr gut nachvollziehen, die mit der rechtlichen Änderung (ohne Elternvotum und Gutachten) verbunden ist:

„Dem gegenüber stehen aber Berichte von Eltern, wie sehr ihr pubertäres Kind ihnen entgleitet, wenn es einmal in der gut vernetzten und oft missionarisch bewegten Transcommunity abgetaucht ist." 

Dort tauchten sie ein „in eine Kultur, die ihre Verwandlung anerkennt, bewundert und fördert“. Die
Transition erscheint so als die Lösung aller Probleme.

Schröder kennt die einzelnen medizinischen Schritte und nennt die bekanntesten damit verbundenen Hoffnungen und Probleme. Auch sie hat bemerkt, dass einige durchaus transfreundliche europäische Länder ihre bisherige Praxis ändern oder bereits geändert haben, während in Deutschland leider immer noch standardmäßig Minderjährige möglichst früh medizinisch transitioniert werden.

Sie zitiert die ExpertInnen Meyenburg und Richter-Unruh, die bereits 2012 aus der Praxis berichten, dass die jüngsten in Deutschland geschlechtsangleichend operierten Jugendlichen kurz vor ihrem 16. Geburtstag standen (AG Kinder- und Jugendgynäkologie).

Schröder vermutet, dass die Ampel beim geplanten Selbstbestimmungsgesetz nicht mehr aufzuhalten ist, die aktivistische Community wird es feiern und kritische Stimmen weiter als transphob brandmarken.

„Und in einigen Jahren werden wir uns wahrscheinlich fragen, was wir damals getan haben.”

Was mich als Mutter dreier Töchter am Selbstbestimmungsgesetz so bewegt, 21.10.2023

Paradigmenwechsel in der Frage, wie Gesellschaft Geschlecht sieht und interpretiert, WELT-Video, 23.08.2023


Kristina Schröder 2022: Meine Tochter würde sich als trans outen?

Aufgrund normaler elterlicher Schutzinstinkte wäre Kristina Schröder (ehem. Familienministerin) erst einmal skeptisch, wenn sich eine ihrer Töchter demnächst für trans halten würde, da hierfür bislang jegliche Anzeichen fehlen. Wie viele Mütter würde sie sich eine objektive Experten-Diagnose*) wünschen, allerdings ahnt sie, dass es an diesem Punkt bereits schwierig würde. 

Allein die Erleichterung der rechtlichen Transition, insbesondere aber der Verzicht auf jegliche Art von Diagnose bzw. Gutachten im geplanten Selbstbestimmungsgesetz, ebnen den Weg für eine transsexuelle Entwicklung. Schröder sieht darin eine Bagatellisierung von Trans-Sein, von der sie fürchtet, dass Transsexuelle zukünftig weniger ernst genommen werden und sich zudem die Falsch-Positiv-Rate noch stärker erhöhen könnte.

Ihrem gesunden Menschenverstand kommt der in den letzten Jahren sprunghafte Anstieg von Jugendlichen - ganz überwiegend Mädchen - die erst in der Pubertät eine Genderdysphorie entwickeln (ROGD) ausgesprochen rätselhaft vor und sie kann sich gut vorstellen, dass vulnerable Jugendliche letztlich andere psychische Probleme haben oder dass der Transitionswunsch Ausdruck von Schwierigkeiten mit der sexuellen Orientierung sein kann.

Schröder ist zudem besorgt über die Radikalisierung der Transsexuellenbewegung:

"Wer dennoch die schlichte Tatsache erwähnt, dass auch hormonelle und operative Eingriffe zumindest nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nichts an den Keimzellen eines Menschen ändern können, er somit auf dieser Ebene biologisch in seinem Geburtsgeschlecht bleibt, wird als „transfeindlich“ niedergeschrien."

Meine Tochter würde sich als trans outen? Da wäre ich erst mal skeptisch, WELT, 14.07.2022

Kristina Schröder kritisiert Abschaffung der psychologischen Gutachten, WELT-Video, 30.06.2022


*) Stichwort „Objektive Experten-Diagnose”

Was bedeutet „Objektive Diagnose” bei Genderdysphorie? Prof. Dr. Winter, Leiterin der Kinder- und Jugend-Genderambulanz der Berliner Charitée, wurde von der FAZ (04.07.2022), danach gefragt, wie die Transidentität bei jungen Menschen festgestellt werden könne. Ihre Antwort:

„Die Geschlechtsidentität ist eine sub­jektive Einschätzung. Es gibt keine Diagnostik wie eine Blutentnahme oder Ähnliches. Deshalb ist es sehr wichtig, den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, uns ihre Gedanken zu ihrer Geschlechtsidentität mitzuteilen. Wenn wir das nicht infrage stellen, können die jungen Menschen eigene Unsicher­heiten zulassen und ihren Weg finden. Ihre subjektive Einschätzung ist für uns maßgeblich. Dabei ist die Haltung ­wichtig, dass Transsexualität heute nicht mehr als Krankheit gesehen wird, wie man früher noch dachte. Sondern ein subjektives Gefühl. Für uns bedeutet das: Wir prüfen nicht, wir stellen es nicht infrage. Wir schauen nicht, ob es wirklich so ist.”


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