„Nennen Sie es nicht evidenzbasiert”

traffic light 3688171 1280GundulaVogel pixabay Die Studienlage zu den Behandlungsmethoden für gender-in­kon­gru­en­te Minderjährige ist weltweit dieselbe. Die verschiedenen medizinischen Leitlinien, die zur Behandlung von Gender-Inkongruenz herausgegeben wurden, zeigen allerdings eine sehr große Bandbreite an Empfehlungen und Bewertungen der Evidenz, obwohl die Kriterien und Strukturen zur Evidenz mittlerweile gut definiert sind.

Während WPATH, AAP und die Endocrine Society (USA/International) von evidenzbasierter, lebensrettender und individueller Versorgung und sogar von „medizinischer Notwendigkeit” sprechen, bezeichnen einige europäische Länder, wie England und vor allem Finnland, Schweden und Norwegen die pädiatrische Trans-Medizin mittlerweile als experimentell, ineffektiv und schädlich. Sie haben sich daher von der frühzeitigen Medikalisierung abgewandt und empfehlen nun primär nicht-invasive Behandlungsalternativen. England, Finnland und Schweden gehören zu den Pionieren der pädiatrischen Transgender-Medizin und sind zudem aufgeschlossen gegenüber der Legalisierung von Transgender-Identitäten. Sie fanden bei ihren eigenständigen systematischen Überprüfungen nur sehr schwache und ungewisse Beweise für den langfristigen Nutzen, die die Schäden und die Ungewissheit nicht rechtfertigen.

British Medical Journal

In einem hochinteressanten Beitrag der renommierten medizinisch wissenschaftlichen Fachzeitschrift British Medical Journal (BMJ) bilanziert Jennifer Block den aktuellen Stand der unter Wissenschaftlern polarisierten Diskussion zur Behandlung von Jugendlichen mit Gender-Inkongruenz, welche Leitlinien es gibt und welche Qualität und Vertrauenswürdigkeit diese haben.

Jennifer Block kündigte ihren BMJ-Beitrag auf Twitter folgendermaßen an:

  1. „Gender-affirming care for adolescents in the US is frequently called evidence-based, even lifesaving. But there is little certainty in the evidence about the benefits of medical treatments, and growing professional concern about possible harms.”

    Gender dysphoria in young people is rising - and so is professional disagreement, J. Block, BMJ, 23.02.2023

Sie schreibt, dass es um Wissenschaft geht und nicht um Politik:

„There’s little dispute within the medical community that children in distress need care, but concerns about the rapid widespread adoption of interventions and calls for rigorous scientific review are coming from across the ideological spectrum.”

Fachleute für Evidenz

Block befragte Fachleute, wie Mark Helfand, der Professor für medizinische Informatik und klinische Epidemiologie in Oregon ist. Zu den WPATH-Leitlinien, die zu einem erheblichen Teil auf sog. konsensbasierten Expertenmeinungen beruhen (von Kritikern auch „Eminenzbasierung” genannt), merkte er an, dass sie in Ermangelung hochwertiger Beweise und angesichts einer bedürftigen Patientenpopulation, die bereit sei, ein höheres persönliches Risiko einzugehen, durchaus gerechtfertigt seien. But don’t call them evidence based.

Eine Behandlungsempfehlung als „evidenzbasiert" zu bezeichnen, sollte bedeuten, dass eine Behandlung oder Richtlinie nicht nur systematisch untersucht wurde, so Helfand, sondern dass es auch qualitativ hochwertige Belege für ihre heilsame und nutzbringende Anwendung gibt.

[Weak evidence] “doesn’t just mean something esoteric about study design, it means there’s uncertainty about whether the long term benefits outweigh the harms."

Dr. Guyatt, Professor für Methoden der Gesundheitsforschung und Evidenz in Kanada, hat die Kriterien für die Evidenzbasierung vertrauenswürdiger medizinischer Leitlinien mit entwickelt.

Er sagt, um Erfolg zu haben und ernst genommen zu werden, müsse jetzt jeder Experte behaupten, evidenzbasiert zu handeln. Aber viele von ihnen hielten sich nicht besonders an den Standard der evidenzbasierten Medizin - das sei ihr Misserfolg.

„When there’s been a rigorous systematic review of the evidence and the bottom line is that ‚we don’t know,’ anybody who then claims they do know is not being evidence based.”

Die WPATH hat gar keine systematische Evidenzprüfung in Bezug auf Minderjährige durchgeführt und behauptet sogar, dass die Erkenntnisse so begrenzt seien, dass „eine systematische Überprüfung der Behandlungsergebnisse bei Jugendlichen nicht möglich ist". Guyatt, der auch die WPATH-SOC überprüft hat, ist jedoch der Meinung, dass „systematische Überprüfungen immer möglich sind“, auch wenn nur wenige oder keine Studien die Zulassungskriterien erfüllen.

Dr. Robert Garofalo, Leiter der Abteilung für Jugendmedizin am Lurie Children's Hospital in Chicago, äußert den Eindruck, die Praxis der affirmativen Behandlung sei bereits fest etabliert, obwohl die Untersuchung der Evidenzbasis noch hinterher hinke.

Ohne objektive Diagnosetests bestehen 2 wesentliche Probleme:

  • Die langfristigen Auswirkungen der Behandlung sind unsicher.
  • Die Frage, ob die Genderidentität bestehen bleibt, kann nicht mit Sicherheit prognostiziert werden.

In den USA ist die pädiatrische Transition sehr etabliert

Es gibt über 100 Gender-Kliniken mit zum Teil erstaunlichen Zahlen, z. B. bei den Mastektomien bei Minderjährigen und jungen Erwachsenen aufgrund von Genderdysphorie.

USA: Brustamputationen bei genderdysphorischen Mädchen

Anzahl der Mastektomien in einem Krankenhaus in Los Angeles, J. Olson-Kennedy u. a., 2018

Sarah Palmer, eine niedergelassene Kinderärztin (USA) über die schnelle Bestätigung in den USA:

I have seen a quick evolution, from kids with a very rare case of gender dysphoria who were treated with a long course of counselling and exploration before hormones were started, to treatment progressing very quickly - even at the first visit to gender clinic - and there’s no psychologist involved anymore.

Auch Chloe Cole, die mit 13 Jahren Pubertätsblocker bekam, mit 15 Jahren eine Mastektomie hatte und bereits mit 18 Jahren detransitionierte, kommt zu Wort:

Many of us were young teenagers when we decided, on the direction of medical experts, to pursue irreversible hormone treatments and surgeries. This is not informed consent but a decision forced under extreme duress.

Gender dysphoria in young people is rising - and so is professional disagreement, J. Block, BMJ, 23.02.2023

Pro-Trans-Propaganda in Amerika

Propaganda - LKW in New York

„DIE WISSENSCHAFT IST GEKLÄRT”


Which way to go? Confident treatment advice versus weak evidence, B. Lane, 24.02.2023

„Since 2020, there have been five systematic reviews carried out by public health authorities in Finland, Sweden, England (two for the Cass review) and the American state of Florida. All concluded that the evidence base for medicalised gender change with minors was weak and uncertain.” B. Lane

Gender-affirming guidelines under the microscope, B Lane, 16.02.2023

A Dose of Sanity in the Media Madness BMJ's new bombshell and NYT's award nomination, L.S. Davis, 24.02.2023

Deutschland - Wende oder ‚Weiter so'?

Transition kann ein Kunstfehler sein - speziell bei Minderjährigen


BMJ März 2023 - Titel

BMJ Themenheft

Anfang März 2023 gab es noch weitere Beiträge im bmj zur Debatte um Gender Identity und Gender Dysphoria:

The debate on gender dysphoria perfectly captures all that is unsavoury about the intersection of science, medicine, and social media.

Caring for young people with gender dysphoria, Abbasi (Chief)

Gender identity services in the UK are on pause as evidence comes under scrutiny, H. Barnes

Gender identity, polemics, and empathy, John Launer