Sport in Deutschland: Siegt Ideologie über Fairness und Gesundheit?

bigstock Blurred Of Woman Hands Raised 230654596 Am 12. April 2024 hat der Deutsche Bundestag das umstrittene Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet. Jeder kann nun einmal im Jahr seinen Geschlechtseintrag ohne Gutachten offiziell ändern, das gilt auch für Kinder. Jugendliche ab 14 Jahren ändern ihn mit Zustimmung der Eltern oder per Umweg über ein Familiengericht. Für Sportverbände und Vereine ist das eine große Herausforderung, genau genommen sogar eine Zumutung. Sie sollen lösen, was der Gesetzgeber offengelassen hat. Doch was hat sich in den letzten Jahren bereits zum Thema Transidentitäten im Sport getan? Wie weit wurden Satzungen und Ordnungen bereits geändert? Wird „Geschlecht” im Sport noch als binär definiert?

In unseren Elternnetzwerken gibt es viel Experten-Wissen, im nachfolgenden Beitrag besteht die Gelegenheit mehr zur Situation des Mädchen- und Frauensports in Deutschland zu erfahren:

Beginnen wir die Betrachtung mit einer Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes über ein angeblich diskriminierendes Plakat.

DFB: Das Transparent „Es gibt nur 2 Geschlechter" kostet 18.000 Euro Strafe

imago1037281247h Banner Bayer Leverkusen am 25.11.2023Im November 2023 trafen in der Fußball-Bundesliga die Clubs Bayer Leverkusen und Werder Bremen aufeinander. Die Leverkusen-Fans hielten ein Banner hoch, auf dem stand, dass es nur 2 Geschlechter gibt. Auslöser war ein eher harmloser Diskurs zwischen zwei rivalisierenden Fangruppen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat daraufhin gegen den Verein eine Geldstrafe von 18.000 Euro verhängt. Die Begründung: Diskriminierendes und unsportliches Verhalten der Fans, außerdem verstoße das Banner gegen die dem die DFB innewohnende Werteordnung.1

DFB 2022/23: Neue Spielordnung mit Wahlrecht

Die affirmative Haltung des DFB zum Konzept der Geschlechtsidentität überrascht nicht. Der DFB, größter nationaler Sport-Fachverband der Welt mit 7,7 Mio. Mitgliedern, lässt sich bereits seit längerem von Julia Monro, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti), beraten.2 So eilte der DFB schon 2022 voran und sieht in seinen Ordnungen vor, dass trans-Personen nun selbst entscheiden dürfen, ob sie für ein Frauen- oder Männerteam spielen wollen. Bei dieser Regelung sind Personen eingeschlossen, deren Personenstandseintrag weder männlich, noch weiblich ist, sondern „divers” oder „ohne Angabe”. Personen, die sich in der „Transitionsphase” befinden, können für den Spielbetrieb der Landes- und Regionalverbände auf „Antrag die Spielberechtigung für die Mannschaft desjenigen Geschlechts, dessen Angleichung angestrebt wird” erhalten.

Was ist davon zu halten, dass nun transidente Männer (seit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes einfach per Sprechakt) jederzeit bei den Frauen mitspielen können? Gar nichts, hier wurde Inklusion vor Fairness und Gesundheit gestellt, und das ist falsch. Selbstverständlich kann es keinen fairen Wettkampf geben, wenn wir Männer gegen Frauen antreten lassen. Sie haben erwiesenermaßen körperliche Vorteile, ob sie nun ihre Testosteronlevel senken oder nicht. Aber was ist eigentlich mit den transidenten Frauen, die während ihrer „Transitionsphase” (über deren Dauer sie laut DFB-Spielordnung selbst entscheiden können) Testosteron einnehmen? Wieso fällt in diesen Fällen Testosteron nicht unter die Anti-Doping-Richtlinie?3

Und selbstverständlich birgt ihre Teilnahme Gefahren für die körperliche Unversehrtheit der Frauen. Ob man wohl die Frauen vorher gefragt hat? Besser nicht, da ist es ja schließlich ganz praktisch, dass die überwiegende Mehrheit der DFB-Funktionäre und -Mitglieder Männer sind.

Es ist noch nicht lange her, da war auch Sportfunktionären bewusst, dass Mitgliederwachstum eher in den Mädchen- und Frauensportarten möglich ist, als bei den Jungen und Männern. Um im Mainstream auch ideologisch mitzuschwimmen, werden nun aber offensichtlich Gesundheit und Sicherheit von Mädchen und Frauen leichtfertig geopfert. Mädchen und Frauen werden vermutlich nicht groß protestieren, sondern einfach wegbleiben, wenn Sport an Spaß verliert, weil es weniger zu gewinnen gibt oder sie sich nicht mehr sicher fühlen bzw. keine Lust auf gemischtgeschlechtliche Räume haben.

DFB im Widerspruch mit eigener Anti-Doping-Richtlinie

In der Präambel der Durchführungsbestimmungen des DFB steht folgender Satz:

„Der DFB bekennt sich zum Dopingverbot, um die Spieler und Spielerinnen vor Gesundheitsschäden zu bewahren und die Fairness im sportlichen Wettbewerb zu erhalten.”

Unter den zu allen Zeiten verbotenen Substanzen (also auch außerhalb von Wettkampfzeiten) werden an erster Stelle anabol-androgene Steroide genannt, so wie es auch die World-Anti-Doping-Agency (WADA) vorschreibt.

Das Dilemma mit dem oben genannten Dopingverbot versucht der DFB In der Spielordnung unter Punkt 7.2. zu umgehen:

„Personen, die sich in der Transitionsphase befinden, verstoßen beim Spielbetrieb in den von den Landes- und Regionalverbänden organisierten Spielklassen nicht gegen Anti-Doping-Bestimmungen, sofern die Einnahme des Medikaments (soweit es verbotene Substanzen gemäß der aktuellen Verbotsliste der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) enthält) notwendig mit der Transitionsphase verbunden ist und unter ärztlicher Überwachung sowie unter informatorischer Hinzuziehung der Vertrauensperson erfolgt. Die eingenommenen Medikamente sind von der Vertrauensperson zu erfassen.“

So einfach geht das4. Die eigenen Regeln werden einfach ausgehebelt. Aber wo bleibt die Fairness, wenn Frauen, die Testosteron einnehmen, in Wettkämpfen gegen nicht gedopte Frauen antreten? Wieso wird hier zwischen Amateursport und Leistungssport unterschieden? Dass fairer Sport in den Amateurligen mit dieser Ausnahmeregelung offensichtlich nicht mehr angestrebt wird, ist absurd. Dass die Einnahme von Testosteron dann aber nicht mehr unter diese Ausnahme fällt, wenn die transidente Frau ihre Transitionsphase für beendet erklärt und laut DFB-Ordnung infolgedessen bei den Männern mitspielen muss, ist nicht weniger skurril.

Fairness steht übrigens erst an zweiter Stelle bei dem Bekenntnis zum Dopingverbot des DFB. An erster Stelle werden die Gesundheitsgefahren genannt. Mit der neuen Regelung in der Spielordnung sind die DFB-Offiziellen offensichtlich gewillt, alle Augen zuzudrücken und gesundheitliche Schäden an Transpersonen billigend in Kauf zu nehmen. Niemand in Deutschland, der im Sport tätig ist, kann ernsthaft behaupten, von den fürchterlichen Folgen, die die Einnahme von anabol-androgenen Steroiden für den Körper haben kann, nichts gewusst zu haben.

Es waren keine Vitamine …

Oral-Turinabol – Wikimedia CommonsSportler in der früheren DDR wurden unter anderem mit Oral-Turinabol, einem Testosteronderivat, gedopt. Viele Sportler und Sportlerinnen wussten nichts davon, sie dachten, sie nehmen Vitaminpillen ein. Aufgrund der zum Teil übernatürlichen Leistungen auf internationalen Wettbewerben wurde im Westen angenommen, dass Doping im Spiel sein könnte. Obwohl das IOC anabole Steroide schon 1974 verboten hatte – die Folgen für die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler waren bereits bekannt – wurden junge Männer, junge Frauen, Jugendliche und sogar Kinder in der DDR bis zum Fall der Mauer 1989 immer hemmungsloser damit gedopt.5

Nach der Wende wurde dieses Vorgehen im Detail bekannt und langsam aufgearbeitet.6 Besonders die fehlende Aufklärung der Betroffenen, die Manipulation der Eltern und die schweren medizinischen Nebenwirkungen empörten die Öffentlichkeit. Erst ab 1997 kam es zu Straf- und Zivilprozessen, immerhin wurden schließlich 3 ranghohe Funktionäre und ein Verbandsarzt wegen „Beihilfe zur Körperverletzung“ zu Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt.

In der Liste der Nebenwirkungen ist lang: tiefere Stimme, Schädigungen in verschiedenen Organsystemen, gehäuftes Auftreten von Tumoren, bleibende Schädigung in hormonellen Regelkreisen, Menstruationsstörungen, erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit, Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems7, Leberschäden, bis hin zu Leberkarzinombildung, Veränderungen der Haut mit Hauteinrissen, Akne- und Narbenbildung und weiteren schwerwiegenden Erscheinungen, wie Schäden des Verdauungstrakts einschließlich Magen, Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse mit zum Teil schwerwiegenden dauerhaften Funktions- und Verdauungsstörungen, übermäßiges Wachstum der Klitoris.8

Eine Untersuchung in Kooperation mit dem Doping-Opfer-Hilfeverein gibt in einer Gruppe von 113 ehemaligen DDR-Sportler und Sportlerinnen zudem folgende Häufigkeitsschätzungen an: 25 % Herzerkrankungen, 27 % Tumor- bzw. Krebserkrankungen, 27 % gynäkologische Schädigungen und 68% psychische Schädigungen.8

Eine hohe Zahl an Früh- und Totgeburten bei gedopten DDR-Sportlerinnen bezeichnete der Historiker Giselher Spitzer als überzufällig. Überlebende Kinder kämpften mit Allergien, Haut- und Lungenerkrankungen. Jedes Zehnte hatte Missbildungen, ebenso viele litten unter Stoffwechselkrankheiten. 6 % von ihnen waren geistig behindert. Jedes 7. Kind hatte Störungen der Psyche.9

„DDR-Dopingopfer sterben im Schnitt zehn bis zwölf Jahre früher als die Normalbevölkerung. Und noch eine erschreckende Zahl: Ein DDR-Dopingopfer erkrankt etwa 2,7 Mal so oft, bei psychischen Erkrankungen haben wir sogar einen Faktor von 3,2 ermittelt."9

Schätzungen gehen von mindestens 12.000 Sportlern aus, die in der DDR systematisch und nach Staatsplan gedopt wurden. Nur 1.600 ehemalige Sportlerinnen und Sportler haben bis heute über das Dopingopfer-Hilfegesetz eine einmalige Entschädigung von 10.500 Euro bekommen.10

Ein Anspruch der Dopingopfer auf Anerkennung als Opfer staatlicher Willkür scheiterte übrigens im März 2024.11

Nichts daraus gelernt

Die Nebenwirkungen für die Betroffenen waren also erheblich und die Forschung hat es offensichtlich in den letzten 30 Jahren versäumt, diese Fälle medizinisch näher zu betrachten. Die Ergebnisse über die Schäden von Testosteron am männlichen und weiblichen Körper, hätte den Doping-Opfern für die Opfer-Anerkennung erheblich helfen können, wäre aber auch für ihre medizinische Nachsorge hilfreich gewesen.

Damals wollte man vermeiden, dass die Virilisierung der Sportlerinnen auffällt, daran orientierten sich die Dosierungen. In der Transmedizin (ftm) geht es explizit darum, die optische Vermännlichung sichtbar zu machen. Das lässt vermuten, dass die Wirkung des heute verabreichten Testosterons – für die Anwendung bei Mädchen und Frauen übrigens Off-Label – stärker ist, inklusive der Nebenwirkungen, die damit einhergehen.

Inwieweit die Wirkstoffe, die Dosierungen, die Art und die Dauer der Verabreichung der damaligen Medikamente mit den heutigen vergleichbar sind, müssen letztendlich Experten beurteilen. Wenn die vergleichsweise niedrigere Testosteron-Dosierung bei den damaligen SportlerInnen bereits viele und teilweise gravierende Langzeitschäden verursacht hat, dann sind bei der heutigen Dosierung für die Zwecke der optischen Körperänderung bei Trans-Personen noch sehr viel deutlichere Schäden zu befürchten.

Testosteron-Dosierung  
Dosierung Sportlerinnen DDR12 Dosierung Female to Male heute13 Wirkstoffmenge
im Vergleich:
DDR-Doping vs.
FzM-Transition
1-4 mg täglich12
Wirkstoff Dehydrochlor-methyltestosteron
(Tabletten Oral Turinabol)
1.000 mg alle 10-16 Wochen
Wirkstoff Testosteronundecanoat
(Injektion Nebido)
4 mg vs. 9-14 mg täglich
  alternativ:
40-125 mg täglich12
(zu finden auch 25-50 mg)12
Wirkstoff: Testosteron
(transdermales Gel)
4 mg  vs. 25-125 mg täglich13

Das Pharmaunternehmen Bayer in Leverkusen, dessen ehemaliger Werksverein „Bayer Leverkusen” die vom DFB auferlegte Strafe für das Plakat „Nur 2 Geschlechter” ohne Widerspruch akzeptiert hat (s. o.), hat seine Testosteronprodukt „Nebido” in 2022 für 495 Mio. Euro an die Firma Grünenthal verkauft. Grünenthal ist das Pharmaunternehmen, das für den Contergan-Skandal bekannt geworden ist.14

Es gibt ja nicht nur Fußball

Auch andere Sportfachverbände haben bereits ihre Ordnungen hinsichtlich der Inklusion von Transpersonen angepasst. Zum Beispiel der deutsche Hockey-Bund und der Deutsche Handballbund. Viele Sportverbände allerdings gehen entweder zurückhaltender mit “Trans” im Sport um, oder das Thema kommt in ihren veralteten Spielordnungen tatsächlich gar nicht vor. Sie stammen oft aus Zeiten, in denen Änderungen des Geschlechtseintrags nach dem deutschen Transsexuellengesetz eine so seltene Ausnahme war, dass man schlichtweg gehofft hatte, der Kelch möge an einem vorbei gehen.

Seit die Ampelregierung im Amt ist und die Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes diskutiert wurde, haben sich viele Verbände und Vereine instinktiv gescheut, die Ordnungen anzupassen, das Thema hätte offen diskutiert und eine Ablehnung in Kauf genommen werden müssen. Das spiegelt übrigens die Unterdrückung der Diskussion seitens der Politik gegenüber der Gesellschaft in Bezug auf die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes wider. Dem hätte, wenn gefragt, die Bevölkerung vermutlich niemals zugestimmt, schon gar nicht, wenn in den Medien eine ehrliche öffentliche Debatte über die Inhalte und die Folgen geführt worden wäre. Nun ist das Gesetz da und es ist davon auszugehen, dass Anpassungen der Sportordnungen in 2025 in zahlreichen Sportverbänden zur Abstimmung auf den Tisch kommen. Ob diese Anpassungen den Rechten, den Bedürfnissen und der Gesundheit von Kindern, Mädchen und Frauen gerecht werden, ist eher unwahrscheinlich und hängt wohl auch davon ab, was diesbezüglich in den nächsten Monaten im europäischen Ausland und in den USA passiert.

Während die Ordnungen vieler Verbände also noch nicht umfänglich geändert wurden, konnte die gender-inklusive Sprache „top-down” per Empfehlung und Schulungen aus den Dachverbänden langsam in die einzelnen Verbände und Vereine Einzug halten.

Aber auch über die Bundesländer, die im deutschen föderalistischen System für die Verteilung von Geldern zuständig sind, wurde auf die Sprache in Vereinen und Verbänden Einfluss genommen und ist somit klar politisch gewollt.

Man muss wissen, dass Vereine und Verbände gerade bezüglich des Leistungssports auf Zuschüsse aus den Ländern und den Dachverbänden angewiesen sind und deshalb bereit sind, über jedes Stöckchen zu springen, um diese zu erhalten. Man kann den zumeist im Ehrenamt arbeitenden Verantwortlichen in den Vereinen und Verbänden gar keinen Vorwurf machen, wenn sie Schutzkonzepte, Leitlinien und allgemeine Kommunikation sprachlich anpassen, es sind für sie nur ein paar Worte auf einem Papier, das einem vermeintlich guten Zweck dient.

Kinderschutz im Sport: Auf einem Auge blind?

Die überwiegende Mehrheit der Funktionäre in den Sportvereinen und Verbänden sind Männer. Auch die Positionen in den Geschäftsführungen sind zum überwiegenden Teil von Männern besetzt. Verfolgt man die oberflächlichen Diskussionen zum Thema “biologische Männer im Frauensport” in den Verbänden, rechtfertigt das den Eindruck, dass keine wirkliche Bereitschaft gibt, auch die massiven negativen Aspekte zu betrachten. So mag man die Gefahr für den Kinderschutz, die das Selbstbestimmungsgesetz im Gepäck hat, nicht sehen. Und hier geht es nicht nur um das Thema Umkleiden, sondern auch um die Rekrutierung von Trainern und Betreuungspersonal für Mannschaften oder Landesauswahlen. Wenn es um Mädchenmannschaften geht, haben viele Vereine und Verbände längst mehr als das Vier-Augen-Prinzip bei Auswärtsfahrten zu Turnieren eingeführt. Es muss mindestens eine weibliche Betreuung mitfahren. Es bleibt abzuwarten, was passiert, wenn sich dafür ein transidenter oder nonbinärer Mann bewirbt.

Spitzensportverbände und die Jugendorganisationen der Landessportverbände sind verpflichtet, Ansprechpartner für den Schutz vor psychischer, physischer und sexualisierter Gewalt zu benennen. Das vom DOSB neu geplante Programm „Safe Sport” soll über die nächsten Jahre über die Verbände in jedem Verein Einzug halten.

Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, fordert in der DFB-Broschüre „Kinderschutz im Verein” Aufmerksamkeit gegenüber sexueller Gewalt sogar über die Grenzen der Vereine und Verbände hinaus:

„Gleichzeitig sollten Vereine auch sensibel für die vielen Kinder und Jugendlichen sein, die sexuelle Gewalt außerhalb des Vereins erfahren, vor allem in der Familie und zunehmend auch mittels digitaler Medien. Für viele Kinder ist der Sportverein ein Ort mit vertrauten Bezugspersonen, denen sie sich gegebenenfalls anvertrauen würden. Es ist deshalb wichtig, dass Vereine ihre haupt- und ehrenamtlich Aktiven mit passenden Hilfsangeboten unterstützen. Trainerinnen oder Betreuer sollten sensibilisiert sein für das Thema, offen für entsprechende Andeutungen von Kindern und Jugendlichen, ihnen Glauben schenken und wissen, wie sie ihnen helfen können.“15

Wenn Kinder und Jugendliche ihren Körper so sehr ablehnen, dass sie ihn dauerhaft medizinisch umstellen wollen, ist das mehr als eine Andeutung, das ist ein Schrei nach Hilfe, den der DFB und die meisten anderen Verbände offensichtlich bisher nicht hören möchten. Man kann den Funktionären nur raten, in Sachen Kinder- und Jugendschutz noch einmal in Klausur zu gehen und sich den Cass-Report16 aus England genau anzuschauen.

“Die unabhängige Fachärztin legt nach vier Jahren Arbeit in ihrem Bericht so detailliert dar, dass Kinder und Jugendliche, die sich für transsexuell halten, überproportional häufig massive psychische Probleme und Krankheitsbilder aufweisen, die von einer unterdrückten Homosexualität über eine schwierige familiäre Lebenssituation, Depressionen … bis hin zu häuslichem Missbrauch reichen. Durch einen Mangel an Forschung und die einseitige Vergabe von Pubertätsblockern in der Vergangenheit seien Kinder und Jugendliche „im Stich gelassen worden.“17

Sport soll der Gesundheit dienen

Der Deutsche Olympische Sportbund hat über 28 Mio. Mitglieder und ist somit mit über einem Drittel der Bevölkerung die größte Bürgerbewegung in Deutschland. Er hätte viel Einfluss gehabt, wenn er sich kritisch gegenüber dem Selbstbestimmungsgesetz geäußert hätte. Stattdessen wurde die Verantwortung an die einzelnen Sportfachverbände weitergegeben, sie sollen selbst entscheiden und gegebenenfalls ihr Hausrecht ausüben, weil es mit dem Offenbarungsverbot im Konflikt steht. Schon jetzt ist klar, dass das nicht so einfach durchzusetzen sein wird. Klagen müssen dann die Landesverbände und Vereine aushalten und finanzieren, also Menschen, die meist im Ehrenamt tätig sind.

Sport soll der Gesundheit dienen, so steht es in den meisten Satzungen der Sportvereine. Wir treiben Sport immer noch mit unseren Körpern, nicht mit unseren Identitäten. Ordnungen zum Kinder-, Jugend- und Frauenschutz müssen hier anders gestaltet werden, als im Verband der Saiteninstrumente.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Sportvereinen, die eine Vielzahl von Sportarten anbieten. Jeder kann sich das Richtige für sich heraussuchen. Wenn Mädchen Fußball spielen und Männer gerne tanzen, ist das in der Sportwelt ganz alltäglich und wirkt sich auch auf die gesellschaftliche Akzeptanz aus. Wir sollten und könnten alle darin bestärken, dass sie in ihrem Körper und mit ihrem Körper in ihrer Lieblingssportart richtig sind. Nach dem guten alten Motto: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.

Stattdessen wird dort, wo es um die Wahrung der Gesundheit gehen sollte, der Weg in eine (medizinische) Transition geebnet, indem man Satzungen und Ordnungen ad absurdum führt.

Macht sich der Sport damit zum Komplizen der Transmedizin?

Anders, als damals in der DDR, sind die Sportverbände nicht der Treiber dieser unheilvollen Medizin und Funktionäre sind nicht dafür verantwortlich, dass Patienten nicht vollständig über die schädliche Wirkung von Testosteron aufgeklärt werden. Man mag die Rolle der Sportfunktionäre als passiv einordnen, aber durch das Wissen, das zu diesem Thema eigentlich vorhanden sein sollte, kann man wohl behaupten, dass hier aktiv weggeschaut wird.

Immerhin sind die Ärzte in diesem gegenwärtigen Experiment mit der Verabreichung von Off-Label-Hormonen und grausamen Operationen keine Verbandsärzte. So musste sich Lothar Kipke, der damalige Verbandsarzt des Schwimmsport-Verbandes der DDR, im Januar 2000 in dem Prozess gegen ihn folgende Worte des Opfer-Anwalts Michael Lehner anhören:

„Dr. Kipke … you are the perversion of the art of curing people. How could you harm these young women and know the consequences of these drugs? … You are a nondoctor, and you have perverted the ethics of your profession; how is it, that a doctor was given charge of young girls and offered them up as guinea-pigs?”18

 

♀ verlieren Chancen, alleine fast 900 Medallien international

pexels karolina grabowska 6345328 800Die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Reem Alsalem, hat der UN-Generalvollversamlung vor kurzem einen umfangreichen Bericht vorgelegt, in dem sie die Folgen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Sport dokumentiert.

Die Ersetzung weiblicher Sportkategorien durch gemischtgeschlechtliche habe dazu geführt, dass immer mehr weibliche Sportlerinnen Chancen verlieren, wenn sie gegen männliche Sportler antreten müssen. Dazu gehören nicht nur Medallien, sondern auch Plätze unterhalb der Medallienränge, Stipendien, Förder- und Sponsorengelder, etc.

According to information received, by 30 March 2024, over 600 female athletes in more than 400 competitions have lost more than 890 medals in 29 different sports.

Reem Alsalam begründet in ihrem Bericht ausführlich, warum Männer nicht in den weiblichen Kategorien des Sports antreten dürfen: Letztlich werden Frauen um ihre fairen Chancen betrogen. Alsalem forderte die Vereinten Nationen auf, einen stärkeren Schutz für Frauen und Mädchen im Sport einzuführen. Abschließend schreibt sie:

„Multiple studies offer evidence that athletes born male have proven performance advantages in sport throughout their lives, although this is most apparent after puberty. Historically, the sex difference in performance is larger than that explained by physiological and anatomical differences between males and females, in particular among lower-ranked athletes. These physiological advantages are not undone by testosterone suppression. … The testosterone levels deemed acceptable by any sporting body are, at best, not evidence-based, arbitrary and asymmetrically favour males.”

In Deutschland wurde über diesen Bericht zum Thema Sport (27.08.2024) von Reem Alsalem leider so gut wie gar nicht berichtet.19

Als UN-Sonderbotschafterin hat Reem Alsalem darüber hinaus Deutschland wegen der fehlenden und unzureichenden Regelungen im Selbstbestimmungsgesetz beim Kinder-/Mädchen- und Frauenschutz eine Rüge erteilt.20

              

1   Geld­strafe für Bayer Lever­kusen wegen eines dis­kri­mi­nie­renden Fan-Ban­ners, Legal Tribune Online, 01.02.2024
Der deutsche Fußball schießt ein Eigentor, NZZ, 02.02.2024
Eklat in Fußballstadien: 'Nur zwei Geschlechter' darf es nicht geben, theeuropean, 13.02.2024

2   Das ist ein Meilenstein, DFB-Journal (Amateurfußball) S. 46, 02/2022

3   Gut besuchter DFB-Workshop zum TIN*Spielrecht, DFB, 12.08.2024

4   Durchführungsbestimmungen zur DFB-Spielordnung und weitere Richtlinien, DFB, 01.02.2023

5   Staatliches Doping in der DDR, wikipedia

6   DDR-Doping Rostocker Studie belegt Langzeitfolgen bei Opfern, NDR-Sendung, C. Kock, 2024

7   Gesundheitliche Langzeitschäden von SED-Unrecht von Bernhard Strauß, Jörg Frommer, Georg Schomerus & Carsten Spitzer, Uni Rostock, Psychosozialverlag, 2024

8   Traumatische Folgen des DDR-Staatsdopings, Freyberger H. J. u. a., S.34+36), 2018

9   Aufarbeitung der Sportgeschichte: Die verlorenen Kinder der DDR-Dopingopfer, Tagesspiegel, 22.11.2017
Dopingopfer sterben zehn bis zwölf Jahre früher, Die Zeit, 26.03.2018

10  DDR-Sportgeschädigte kämpfen um dauerhafte Unterstützung, NDR, 12.03.2024

11  Doping-Opfer-Hilfeverein kritisiert BVG-Urteil, Deutschlandfunk, 05.05.2024

12  Sportgeschichte vor Gericht – Ein Gutachten zu Dopingpraxis und SED-Unrecht im DDR-Sport, S. 123, Jutta Braun und René Wiese

13  Geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Geschlechtinkongruenz, Gesine Meyer, u. a., Dt. Ärzteblatt, 2020

14  Grünenthal schließt Vereinbarung zum Erwerb des Testosteron-Produkts Nebido' von Bayer für 495 Millionen Euro ab, 02.11.2022

15  Kinderschutz im VereinQuelle – Handlungsleitfaden zur Prävention und Intervention, 14.10.2020

16  Cass-Report, 10.04.2024

17  Cass-Report England – Jugendliche wurden im Stich-gelassen, Schwulissimo.de, 10.04.2024

18  Faust`s Gold: Inside the East German Doping Machine, Steven Ungerleider (Ph.D.), 2013

19  Der Bericht von Reem Alsalem: Violence against women and girls, its causes and consequendes, 27.08.0204
Diverse Berichte über den UN-Bericht zum Sportthema gab es fast nur im Ausland, z. B.:
Forderung von UN-Botschafterin Reem Alsalem: Keine Männer mehr im Sport, YT, RTV-TV, 05.11.2024
The staggering number of medals female athletes lost to trans opponents revealed in explosive UN report, nypost, 23.10.2024

20  Brief an Baerbock – UN-Sonderberichterstatterin kritisiert Selbstbestimmungsgesetz, Welt, 13.08.2024
Trans: UN rügt Deutschland! Emma-Magazin, 13.09.2024

Martina Navratilova

Die einst weltbeste Tennisspielerin schreibt über das Thema Fairness im Sport und insbesondere über den Umgang mit Transfrauen.

Trans im Sport

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Die Experten wissen in der Regel genau über die Risiken der Hormon-Behandlungen Bescheid. Trotzdem werden in Deutschland jungen Mädchen, teilweise bereits ab dem 13. Lebensjahr hohe Dosen Testosteron verschrieben, off-label, ohne hinreichende Evidenz und ohne sichere Prognose-Möglichkeit, ob sie überhaupt eine transsexuelle Entwicklung machen, ob sie evtl. homosexuell sind oder schwerwiegende psychische Probleme haben. (C. Haufe in Fehldiagnose ‚trans‘ - und die gravierenden Folgen, Die Welt, 12.01.2022)

Cross-Sex-Hormone bereits für 13jährige?

Michael K. Laidlaw zu Testosteron bei FtM Transition

In einer Stellungnahme vor Gesundheits- und Sozialausschuss des Repräsentantenhauses von Florida erläuterte der Endokrinologe Michael K. Laidlaw (CA) am 21. Februar 2023 u. a. welches Testosteron-Level bei der FtM-Transition angestrebt wird, um die gewünschte Maskulinisierung zu erreichen und aufrecht zu erhalten.

Während der natürliche Level an Testosteron bei Frauen in einem Bereich von unter 35 ng/dL liegt, empfehlen die Endocrine Society und WPATH bei der FtM-Transition ein Level von 300-1000 ng/dL, d. h. die Dosierung beträgt ein Vielfaches des normalen endogenen Wertes bei erwachsenen Frauen.

Dokumentation der Anhörung, Florida House Health & Human Services Committee, 21.03.2023

 

Genderreport CA - Laidlaw

 


Bericht aus der Mayo-Clinic

Spezialisten der Mayo-Clinik äußern sich in einem aktuellen Bericht über die Geschlechtsunterschiede in der sportlichen Leistung. Sie untersuchen 7 Aussagen, die für das Thema „Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der sportlichen Leistung" relevant sind.

Evidence on sex differences in sports performance, M. J. Joyner u.a.,  2025Evidence on sex differences in sports performance
https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/japplphysiol.00615.2024

Ihr Fazit

„There are profound sex differences in human performance in athletic events determined by strength, speed, power, endurance, and body size such that males outperform females. These sex differences in athletic performance exist before puberty and increase dramatically as puberty progresses. The profound sex differences in sports performance are primarily attributable to the direct and indirect effects of sex-steroid hormones and provide a compelling framework to consider for policy decisions to safeguard fairness and inclusion in sports."

Die Forscher machen zudem auch noch einmal darauf aufmerksam, dass aus Gründen der Fairness und Inklusion schon lange viele Formen von Sportwettkämpfen auf der Grundlage von Schlüsseldeterminaten der sportlichen Leistung kategorisiert werden, wie Geschlecht, Alter, Gewichtsklasse, Leistungsniveau und Behinderungsgad. Daher sollten die entsprechenden Kriterien möglichst objektiv sein.

Evidence on sex differences in sports performance, M. Joyner u. a., 15.01.2025