Cross-Sex-Hormone bereits für 13jährige?

shutterstock 1600553434 Im Beitrag "Fehldiagnose ‚trans‘ - und die gravierenden Folgen" (Die WELT) berichtet eine Insiderin, "dass es aber heutzutage keine Seltenheit mehr sei, dass Kinder auch mit 13 oder 14 Jahren eine Hormonbehandlung erhalten. ‚Damit ermöglicht man Kindern eine altersgemäße Entwicklung mit ihrer peer group.‘“

Diese Aussage bedeutet, dass auch in Deutschland bereits 13jährige biologische Jungen Östrogen erhalten und 13jährige biologische Mädchen mit Testosteron behandelt werden, wenn angenommen wird, dass sie eine transsexuelle Entwicklung machen könnten.

Wie sieht eine Pubertät mit CSH (Cross-Sex-Hormonen) trotz gegengeschlechtlichem Körper aus? Ist beispielsweise eine homosexuelle Entwicklung überhaupt noch möglich? Was bewirkten die CSH in Bezug auf die intellektuelle, emotionale, psychosoziale und psychosexuelle Entwicklung? Müssen solche experimentellen Behandlungen von den Krankenkassen bezahlt werden? Kritisch könnte sein, dass

  • es zum einen für CSH in der frühen Pubertät vermutlich keine Evidenzbasis gibt, Neben- und Folgewirkungen wie Sterilität, Beeinträchtigung der sexuellen Erlebnisfähigkeit und Anorgasmie akzeptiert werden müssen. Bis vor einiger Zeit orientierten sich die Experten an dem im sog. Dutch-Protocol vorgesehenen Mindestalter für die jeweilige medizinische Transitionsmaßnahme. Dort fand die Anwendung von CSH frühestens ab dem 16. Lebensjahr und unter speziellen Rahmenbedingungen statt. » Dutch-Protocol
  • zum anderen die gegengeschlechtlichen Hormone für die Behandlung von Genderdysphorie während der altersgerechten Pubertät keine Arzneimittel-Zulassung haben, sondern im Off-Label-Use verwendet werden.
  • es kaum vorstellbar ist, dass bei Jugendlichen mit 13 oder 14 Jahren schon alle alternativen nicht-invasiven Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein sollen.
  • je früher invasive Transitionsmaßnahmen begonnen werden, desto schwieriger dürfte die Einschätzung der biologischen, sozialen und psychologischen Risiken für das einzelne Kind und seine Eltern sein (s. auch Informed Consent for Transgendered Patients von S. B. Levine).

Sind für 13jährige Pubertätsblocker nicht mehr die erste Wahl, wenn es um körpermedizinische Maßnahmen geht?

Fehldiagnose ‚trans‘ - und die gravierenden Folgen, Die Welt, 12.01.2022


Medizinische Transition - Cross-Sex-Hormone

Zu den Auswirkungen von Cross-Sex-Hormonen auf den Körper gibt es diverse Studien. Zur intellektuellen, emotionalen, psychosozialen und psychosexuellen Entwicklung unter CSH besteht noch dringender Forschungsbedarf.

Effekte und zeitlicher Verlauf einer feminisierenden Hormontherapie

 
Beginn
max. Effekt
Abnahme sexuell. Verlangen
und Erektionen
1-3 mo
3-6 mo
Verringertes Hodenvolumen
3-6 mo
2-3 y
Abnahme Muskelmasse u. -kraft
3-6 mo
1-2 y
Umverteilung von Körperfett
3-6 mo
2-3 y
Wachstum der Brüste
3-6 mo
2-3 y
Hautveränderung, vermind. Fettigkeit
3-6 mo

Effekte und zeitlicher Verlauf einer maskulinisierenden Hormontherapie

 
Beginn
max. Effekt
Ausbleiben Menstrution
1-6 mo
Hautfettigkeit/Akne
1-6 mo
1-2 y
Umverteilung von Fettigkeit
1-6 mo
2-5 y
Klitorisvergrößerung
1-6 mo
1-2 y
Vaginale Atrophie
1-6 mo
1-2 y
Vertiefung der Stimme
6-12 mo
1-2 y
Haarwuchs im Gesicht/Körper
6-12 mo
4-5y
Haarausfall Kopfhaut
6-12 mo
Zunahme Muskelmasse/Kraft
6-12 mo
2-5 y

Hembree, W. C., Cohen-Kettenis, u.a. (2017). Endocrine treatment of gender-dysphoric/gender-incongruent persons: an Endocrine Society clinical practice guideline. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 102(11), 3869-3903.

Körperliche Auswirkungen der Hormontherapie - WPATH Standards of Care V7, S. 45ff. (deutsch), enthält auch ein Kapitel zu den Risiken S. 48f.