Was bedeutet die Forderung nach medizinischer Transition?

Es gibt sehr unterschiedliche Sichtweisen, was Transsexualität bzw. -identifikation bedeutet, ob sie angeboren oder erworben, manifest oder vorübergehend ist und welche Behandlungsmethoden wirklich sinnvoll und ethisch sind. 

Häufig finden sich trans-affirmative Versorger, die die Selbstdiagnose der Betrof­fenen unhinterfragt übernehmen und ihren Forderungen und Wünschen nach Veränderungen des Körpers nachkommen, indem sie entsprechende Indikationen formulieren und Dienstleistungen anbieten. Sie sprechen dabei paradoxerweise von „Indikation“ und „medizinischer Notwendigkeit“, obwohl Trans­identifi­kation/Trans­sexualität/Gender­inkon­gruenz/-dysphorie nicht mehr pathologisch betrachtet werden soll.

Parallel dazu formulieren etliche erfahrene PsychotherapeutInnen und PsychiaterInnen, die intensiv mit Transitionierten und Detransitionierten gearbeitet haben, ganz andere Schlussfolgerungen, wie Stella O'Malley:

The drive to transition is rooted in unresolved mental illness. Clinicians best serve trans-identifying patients not by affirming a medical pathway, but by addressing the underlying psychological distress with honesty, insight, and compassion.“

Wenn das Verlangen nach einer medizinischen Transition aus einer ungelösten psychischen Erkrankung resultiert, muss anders behandelt werden als durch Bestätigung und Veränderung des körperlichen Erscheinungsbildes.

Für die medizinische Transition fehlt eine solide Evidenzbasis

Immer mehr systematische Übersichten und Metastudien belegen die Unsicherheit des Nutzens von medizinischen Maßnahmen, bestätigen aber zugleich bedeutende Risikoprofile (z. B. Cass-Review, HHS-Review, neue Meta-Studien). Bei Psychotherapie als alternativer nicht-invasiver Behandlung von Genderdysphorie ist dagegen von einem geringen Risikopotential für Schäden auszugehen.

„The desire to irreversibly alter a healthy body through hormones and surgery—driven by a subjective sense of self—is not a medical issue, but a manifestation of profound psychological distress. It should be recognised and treated as a mental illness. To pretend otherwise is to legitimise an elaborate and institutionalised form of self-harm.“

Auch für Eltern, die die trans-affirmativen Behandlungen von psychischen Problemen in Form von drastischen medizinischen Maßnahmen nicht nachvollziehen können, stellt sich die Frage, warum sie noch immer umfassend durch die Krankenkassen finanziert werden.

O'Malley beschreibt die medizinische Transition wie folgt:

„Rather, it should be recognised for what it is—cosmetic intervention performed in response to psy-chological distress. In essence, it is extreme body modification, not medically necessary treatment.

Mit dem DSM-5 (US-Klassifikationssystem für Diagnosen) wurde die Genderidentifikationsstörung (GID) vor einigen Jahren durch Genderdysphorie (GD) ersetzt, d. h. nur noch die mit der Identität verbundene Belastung wird als Störung angesehen und irreversible Behandlungen gelten in manchen Ländern*) als ethischer als sorgfältige psychotherapeutische Prozesse.

„If someone believes they are the opposite sex and experiences no distress, they are considered mentally well. And if they are distressed, the recommended treatment is no longer to work with the mind, but to alter the body.“

Der Wunsch nach medizinischen Maßnahmen ist ein Hilferuf

Teenager stehen mit der Pubertät vor der „natürlichen Transition" vom Mädchen zur Frau oder vom Jungen zum Mann. Bei vulnerablen Jugendlichen kann das Ängste und Krisen auslösen. 

„The desire to escape one’s body is not a harmless variation of human experience—it is a cry for help. A symptom of deeper distress that demands under-standing, not surgical endorsement.“

Understanding the Drive to Medically Transition as a Mental Illness, S. O'Malley, 09.07.2025

 

          

*) Till Amelung beurteilt die Situation von Psychotherapie als Behandlungsoption bei Genderdysphorie in Deutschland:

„In der kürzlich erschienenen S2k-Leitlinie zu Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter wird Psychotherapie als „unethisch“ geframt, obwohl sich unter den Behandlungssuchenden viele weibliche Teenager mit Begleiterkrankungen befinden.“

Transkinder-Leitlinie: Ist Psychotherapie Gatekeeping? T. Amelung, 24.03.2025