Unliebsame Studienergebnisse werden gerne vertuscht

Update 2025 zum ursprünglichen Beitrag vom 28.10.2024:

Auf Druck der neuen US-Regierung wurde am 16.05.2025 eine lange Zeit aus politischen Gründen zurückgehaltene klinische Pubertätsblocker-Studie, die unter Federführung von Dr. Johanna Olson-Kennedy im Rahmen einer öffentlichen Finanzierung durchgeführt wurde, veröffentlicht. Das Review der Studie steht noch aus. Die Studie, die auf Selbstauskünften der behandelten Jugendlichen und ihrer Eltern basiert, enthält im Preprint derzeit offensichtliche Widersprüche und Unstimmigkeiten. In der Zusammenfassung heißt es, dass keine Veränderungen der psychischen Gesundheit der Jugendlichen gefunden wurden:

„Depression symptoms, emotional health and CBCL constructs did not change significantly over 24 months."

Dieses Ergebnis bedeutet, dass auch diese Studie die Ergebnisse der niederländischen Forscher von 2011 nicht wiederholen konnte. Wenig später wird allerdings erklärt:

„Youth demonstrated both stability and improvement in emotional and mental health over 24 months."

Obwohl es in der Studie keine Kontrollgruppe gab, wird das ausgebliebene positive Ergebnis dahingehend relativiert, dass behauptet wird, die psychische Gesundheit „älterer Jugendlicher” sei oft schlecht:

„Given that the mental health of youth with gender dysphoria who are older is often poor, it is likely that puberty blockers prevent the deterioration of mental health.“

Objektive Aspekte, ob die Teens&Twens von zu Hause ausgezogen sind, zur Schule gehen, einen Arbeitsplatz oder einen romantischen Partner haben, wurden nicht untersucht.

Mental and Emotional Health of Youth after 24 months of Gender-Affirming Medical Care Initiated with Pubertal Suppression, 16.05.2025

As Olson-Kennedy Falls, So Goes Pediatric Transition, Nancy McDermott, 12.06.2025

Jesse Singal hält die Studie für wenig aussagefähig, er hat im Preprint etliche Kritikpunkte und Unstimmigkeiten gefunden, am beunruhigendsten ist:

  • Variablen, die ursprünglich untersucht werden sollten, verschwanden in der Schublade oder wurden durch andere ersetzt.
  • Schwund von 38 % der Jugendlichen zwischen dem Beginn der Studie und der Befragung nach 24 Monaten.
  • Verwirrung darüber, wozu Pubertätsblocker überhaupt dienen und welche Teenager sie erhalten sollten.
  • Keine klare Abgrenzung der Behandlung mit Pubertätsblockern von der mit Cross-Sex-Hormonen.
  • Der Mix von vier Kliniken mit unterschiedlichen Protokollen und Ergebnissen.
  • Entgegen der Ausgangshypothese blieben spürbare Verbesserungen durch die Behandlung mit Pubertätsblocker aus, dies wird damit begründet, dass es den behandelten Teenagern zu Beginn der Behandlung ziemlich gut ging und auch 2 Jahre später ging es ihnen ziemlich gut. Wo sind die Teenager, denen es nicht gut ging?

Rezension der Olson-Studie zu Pubertätsblockern, J. Singal, 13.06.2025

Gestern berichtete die Los Angeles Times, dass die pädiatrische Gender-Klinik unter der Leitung von Dr. Johanna Olson-Kennedy am Children's Hospital Los Angeles im Juli schließt.

„As for Dr. Olson-Kennedy, if she is to continue to treating children and counseling them to have their breasts removed, she will have to go out and get a job at a different clinic. That is, if there are still pediatric gender clinics left who can employ her.“

Dr. Johanna Olson-Kennedy's Pediatric Gender Clinic Is Shutting Down, B. Ryan 13.06.2025

Neue Vorschläge zur Methodik von Pubertätsblocker-Studien

Aus den Niederlanden kommt ein neuer Artikel von G. Van Breukelen (Maastricht), mit Überlegungen, wie die Forschungsmethodik in der Genderdysphorie-Behandlung, insbesondere Pubertätsblockade, verbessert werden kann. Diskutiert wird das Design mit einer Kontrollgruppe, aber ohne randomisierte Zuweisung, das in der Psychologie als Quasi-Experiment bekannt ist. Der Vorschlag ist ein internationales multizentrisches Quasi-Experiment, das die Auswirkungen von Pubertätsblockern mit nicht-medizinischen Behandlungen im Hinblick auf die kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die Ergebnisvariablen vergleicht, die von den Patienten und den Klinikern als wichtig erachtet werden, ergänzt durch Kosten-Nutzen-Analysen.  

„If such an international comparative study were carefully planned and executed, with sustained commitment of all parties involved, this might strongly increase our knowledge about the effects, beneficial and aversive, of the different treatments for youngsters who experience gender dysphoria“

How to improve research methodology in gender care: a non-binary choice, G. Van Breukelen, 04.10.2025


Der ursprüngliche Beitrag vom 28.10.2024

Unliebsame Studienergebnisse werden gerne vertuscht

Es ist bekannt, dass klinische Studien, die nicht die erwarteten positiven Ergebnisse liefern können, häufig nicht veröffentlicht werden (Medscape, SZ, FR). Das hatte auch Michael Biggs festgestellt, beispielhaft u. a. an der 2011 gestarteten Londoner GIDS-Früh­inter­ventions-Studie, die die Ergebnisse der Niederländischen Behandler nicht wiederholen konnte. Werbung in Zeitungen und TV, Beschwerden bei der Ethikkommission, parlamentarischer Anfrage sowie eine gerichtliche Überprüfung (Fall Keira Bell) haben schließlich dazu geführt, dass die vollständigen Ergebnisse dieser Replikationsstudie am 02.12.2020 veröffentlicht werden mussten. Obwohl die englische Studie die niederländischen Ergebnisse der Behandlung von GD-Teenagern nicht wiederholen konnte, gehörten Pubertätsblocker und Cross-Sex-Hormone bereits seit 2014 zur Standardbehandlung des GIDS und wurden auch in TV-Sendungen (BBC Children’s Television) propagiert.

Bei der neuesten Vertuschung geht es ebenfalls um eine klinische Pubertätsblocker-Studie, die Johanna Olson-Kennedy ab 2015 im Rahmen einer öffentlichen Finanzierung der US-Regierung von fast 10 Mio. Dollar für eine Studien-Serie durchführte. Sie ließ 95 mit Pubertätsblockern behandelte Teenager (bei Beginn Ø 11 Jahre alt) 2 Jahre lang beobachten, außerdem 300 Jugendliche, die Cross-Gender-Hormone bekamen. Die Erwartung positiver Ergebnisse wurde enttäuscht, es konnten bei den Teenagern keine Verbesserungen der psychischen Situation festgestellt werden. Es gab zwar eine Ankündigung der Studie 2019 und eine Studienbeschreibung, aber keine Veröffentlichung der Studienergebnisse zu Pubertätsblockern, sodass dieser Teil der Steuergelder der Bürger faktisch verloren ist.

Als gender-affirmative Ärztin wurde Olson-Kennedy u. a. sehr bekannt durch ihre Aussage zum Thema Detransition. ROGD-Mädchen, die eine Mastektomie wünschen, versichert sie für den Fall, dass sie später ihre Meinung ändern könnten, leichtfertig:

  “If you want breasts at a later stage in your life, you can go and get them.”

Olson-Kennedy ist stark durch Interessenkonflikte belastet, da sie Medizinische Direktorin des großen Transgender-Zentrums für Jugendmedizin in Los-Angeles ist. Sie tritt bei Gericht gerne als Gutachterin auf. 

Gegenüber der NY-Times äußerte Olson-Kennedy ihre Besorgnis, dass die Ergebnisse der Studie vor Gericht als Argument verwendet werden könnten, dass „wir keine Blocker verwenden sollten, weil sie keine Auswirkungen auf sie [die genderdysphorischen Teenager] haben“.

U.S. Study on Puberty Blockers Goes Unpublished Because of Politics, Doctor Says, nytimes, A. Ghorayshi, 23.10.2024

Blockierte Lust, Anne Burger, 31.10.2024
(Hinweis: Die Pubertätsblocker-Studie ist ein Teil eines mit 10 Mio. Dollar finanzierten Studien-Programms)

 

Etliche Nutzer der Plattform X, u. a. J.K. Rowling, mokierten sich über die Ausreden von Johanna Olson-Kennedy:

JK Rowling criticises US doctor for delaying puberty blocker results, thetimes, 24.10.2024

Australische Kliniker fordern die Veröffentlichung von Trans20-Forschungsdaten

Auch in Australien wächst die Besorgnis, dass wichtige Forschungsergebnisse zur medizinischen Transition von Minderjährigen nicht veröffentlicht werden könnten.

Seit 2017 sammelt der pädiatrische Gender-Service am Royal Children’s Hospital in Melbourne in einer groß anlegten Trans20-Studie langfristige Nachverfolgungsdaten von 618 Kindern und Jugendlichen. Australische Kliniker meinen, dass angesichts der Bedeutsamkeit der Studie nach 7 Jahren des Datensammelns mindestens ein Zwischenbericht fällig ist.

Open letter: Australian clinicians call for Trans20 research data to be released, 04.11.2025

Mehr …

Das NL-Protokoll ist eine medizinische Titanic, die auf einen Eisberg zusteuert

Das Niederländische Modell – populär, aber evidenzschwach

Wie Michael Biggs auf Pubertätsblocker kam