Pubertätsangst bewältigen helfen, statt Teenager zu pathologisieren

Transidentität stellt für vulnerable Jugendliche häufig eine Strategie dar, mit der sie ihre Ängste in Bezug auf das Erwachsenwerden bewältigen wollen. Die Identi­fikations­schablone trans* bietet ihnen Fluchtmöglichkeiten vor Unbekanntem in eine glitzernde, heil erscheinende Welt ohne Probleme oder auch ein Festhalten an der als „wundervoll“ erlebten Kindheit. Problematisch wird trans*, wenn damit Forderungen nach medizinischen Maßnahmen verknüpft werden.

Fachleute, die diese jungen Menschen sofort als trans* bestätigen und sie auf den trans-affirmativen Weg der „medizinischen Versorgung" weiterleiten, initiieren eine Pathologisierung, die mit der Pubertätsblockade beginnt und nicht selten zu lebenslangen Hormonen und einem kosmetisch veränderten Körper führt, dem natürliche Geschlechtsmerkmale und Sexualfunktionen fehlen.

Auf der Suche nach angemesseneren Möglichkeiten, die Teenagern und Twens helfen, ihre Gender-Notlage zu überwinden, ohne sie zu medikalisieren und ihnen ihre Zukunftsmöglichkeiten einzuschränken, sind wir wieder auf zwei eindrucksvolle Vorträge gestoßen.

Lisa Duval

Dr. Lisa Duval (Psychologin in Virginia) ist seit 35 Jahren auf Jugend- und Persönlichkeitsstörungen spezialisiert. Bis vor 10 Jahren kannte sie keinen einzigen transidentifizierten jungen Menschen in ihrer Praxis.

Wenn es um andere Ängste geht, wie z. B. Brücken- oder Flugangst, untersuchen Fachleute diese Probleme zunächst auf ihre Ursprünge und bieten dann eine Expositions- oder Desensibilisierungstherapie an, um sie zu überwinden. Wenn Teenager dagegen in einer Notlage sind, in der sie Ängste vor dem Erwachsenwerden haben, werden sie standardmäßig, auf Pubertätsblocker gesetzt, um dieses Unbehagen zu verhindern.

„It contradicts our understanding that self-confidence, self-knowledge, and resilience, not to mention adventure and new horizons all come from facing one's fears. … Blocking puberty threatens to demolish the physical and psychological bridges to healthy cognition, bodily integrity, sexuality, and adulthood in general."

Die Verhinderung der natürlichen Pubertät

  • beeinträchtigt die Fähigkeit zu komplexem Denken emotional und psychologisch,
  • festigt dagegen „oberflächliches, kindliches, restriktives und regressives stereotypes Denken."

„Under the guise of supporting transidentified individuals true selves, gender clinicians inadvertently thwart the healthy development of a stable sense of self."

Duval ist sicher, dass die wahren Ängste durch die Medikalisierung verborgen bleiben bzw. ruhen, aber „mit Sicherheit zu einem späteren, weniger günstigen Zeitpunkt als der Pubertät wieder auftauchen".

Um jungen Menschen zu helfen, ihre Ängste und Probleme zu verstehen, sich ihnen zu stellen und sie schließlich zu überwinden, reichen die psychotherapeutischen Standards aus, es müssen keine neuen Methoden erfunden werden:

„We don't have to study whether self-starvation is harmful. We don't need to study whether blocking puberty, taking opposite sex hormones, or amputating healthy body parts are good ideas.“

Misdiagnosing and Mistreating Fear: The Blindspot in Working with GD, YT, Dr. Lisa Duval 21.10.2025


Was Eltern über Psychotherapie für ihre transidentifizierten Teenager wissen sollten

Vorweg eine der bekanntesten Aussagen zur jugendlichen Genderdysphorie von Dr. Stephan Levine:

Making a diagnosis of gender dysphoria is easy. Thinking about what it is a response to is not.

In einem seiner neuesten Referate sprach Levin über sein Verständnis von psychotherapeutischem Support für Jugendliche und ihre Familien. Auf der Grundlage jahrzehntelanger klinischer Erfahrung beschreibt er zunächst die tieferen emotionalen und entwicklungsbezogenen Probleme, die einer neuen Genderidentität zugrunde liegen können. Er argumentiert, dass eine mitfühlende, offene Psychotherapie und nicht Bestätigung und schnelle Medikalisierung der sicherste und ethischste Ansatz für junge Menschen in Notlage ist.

Für Levine muss einer Psychotherapie ein gründlicher Evaluationsprozess vorausgehen, bei dem auch die Eltern einbezogen werden, weil sie ihr Kind am besten kennen. Zudem sollen sie den Psychotherapeuten kennenlernen und beurteilen, ob sie ihm ihr Vertrauen entgegenbringen können und wollen.

Um einen vertrauenswürdigen Psychotherapeuten zu finden, sollen Eltern ihm vorab – ggf. auch telefonisch – einige Fragen stellen, z. B.:

  • Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Problem gemacht?
  • Haben Sie den Cass-Bericht gelesen?
  • Wie sieht Ihr Bewertungsprozess bei einer Person im Alter meines Kindes aus?
  • Haben Sie die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum mit neuen Patienten zu arbeiten?
  • Wie oft möchten Sie Sitzungen durchführen?
  • Und wie gehen Sie mit den Eltern um, während Sie mit ihrem Kind arbeiten?“

Wenn Therapeuten darauf keine vernünftigen Antworten haben oder defensiv reagieren, empfiehlt Levine: „Laufen Sie weg." 

Eltern sollten über Genderdysphorie bei Teenagern nach Ansicht von Levine wissen:

„A new gender identity is a surface manifestation of something hidden that the patient will not readily reveal or may not yet understand. The cause of a new gender identity is never one thing. …

So, most of these minors are trying to escape a profound disappointment with themselves and they have a fear becoming a greatly deficient man or woman. They have imagined that they will have a happier life in the other gender. That's why they reinvented their gender."

Für Levine handelt es sich bei Jugendlichen, die von Genderdysphorie betroffen sind, um Teenager, die kein stabiles, funktionierendes Selbstbewusstsein haben, um mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft zu blicken und die Entwicklungsaufgaben der Pubertät bewältigen zu können.

Levine erinnert alle Erwachsenen, die jugendliche Kinder haben, an ihre eigene Jugend und daran, dass es „einige oft charmante, manchmal aber auch ärgerliche Eigenschaften von Teenagern gibt:

  1. They're prematurely certain.
  2. They're emotionally intense. That is, they're passionate.
  3. They're intensely reactive to their standings with their peers, which is one of the existential pains of their existence.
  4. They're porously absorbing a youth culture involving music, politics, the internet, and clothing styles.
  5. And here is the subtle thing: They are seeking a trustworthy new authority figure such as a teacher, a therapist, a coach, a politician or a clergy person while evidencing on the surface a distrusting cynicism of all those authority figures.
  6. Adolescents are changeable.

Als Herausforderung für eine Psychotherapie nennt Levine:

„Psychotherapy is an evolving relationship whose aim is to improve the life of the patient. The aim is attained through the therapist's ability to connect, to respect, to facilitate insight and to remain calm when the patient is not right. The therapist must become valuable to the patient. The therapist, the patient must want to see the therapist after initial period because the child recognizes this person has something valuable to share with me. This person can help me.“

Levine sieht in Psychotherapeuten eine „besondere Art von Lehrern", die

„share an idea new to the patient each session, such as summarizing what we talked about in this session, explaining the concept of ambivalence, teaching them what a defense is, showing them that I, therapist, and you, the patient, each have different internal conflicts. And we teach them what projection is.“

Hinweise für betroffene Eltern

Levine zur Zusammenarbeit mit den Eltern:

For parents, you should be able to talk to the therapist. Even serious diagnosis, and I think autism is a serious diagnosis, … but it can be helpful to the parents to get that diagnosis. … See, it helps people to be realistic and know what they're facing."

Ruhig wirkende Löwen-Eltern, aufmerksam und kritischEr beruhigt Eltern und empfiehlt:

„So, parents, ask questions, seek advice, please read the professional literature. You are not your child's enemy. You are not transphobic. You are not a trans hater. You are a trans-wary, trans-concerned, trans-worried, normal person, loving person. You love your child and you're protecting that child just like that lion and lioness I showed you."

Abschließend:

„For psychotherapy to work, the parent, the patient and the therapist must have faith in connection in relationship, in respectful bond that clarifies the existential dilemmas and the future of the child."

Offene Psychotherapie bedeutet auch, dass es nicht um Indikationsschreiben für medizinische Maßnahmen geht. Die stellt Levine und auch immer mehr seiner KollegInnen nicht aus. Ergebnis der Psychotherapie ist ein Bericht über die Situation des Teenagers und seiner Familie. Anschließend muss die Familie selbst entscheiden, ob es sinnvoll ist, dass ihr Teenager mit medizinischen Maßnahmen beginnen soll.

Verfolgen Sie das ganze Referat:

You're not Transphobic - You're a Loving Worried Parent, YT, S. Levine, September 2025


Ist Trans-Identifikation eine soziale Ansteckung?

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass soziale Ansteckung in den vergangenen Jahrzehnten in der gesamten westlichen Welt beobachtet wurde. Sie wird eindeutig mit verschiedenen psychischen Gesundheitstörungen und herausfordernden Verhaltensweisen bei Jugendlichen in Verbindung gebracht. Dazu gehören

Es liegt auf der Hand, dass bei einem bedeutenden Thema oder einer Gruppe von Verhaltensweisen, die innerhalb einer jugendlichen Bevölkerungsgruppe zunimmt und sich weiterentwickelt, ein erhebliches Ansteckungsrisiko besteht. Dieser Ansteckungsfaktor scheint ein häufiger Bestandteil der Entwicklungsherausforderung „Identität vs. Rollenverwirrung” zu sein.

Zu glauben, dass dies für Jugendliche im Allgemeinen gilt, aber nicht für die Jugendlichen in dieser Transgender-Lawine, die wir in den letzten 10-15 Jahren beobachten konnten, ergibt keinen Sinn und steht im Widerspruch zu den Daten über soziale Ansteckung.

Mehr dazu bei Pittparents

Is trans-identification a social contagion? Pittparents, 28.10.2025


Mehr …

Reflections on the Clinician’s Role with Individuals Who Self-identify as Transgender, Stephen B. Levine, 15.09.2021

The Doctor Who Dared to Ask: When Science Became Heresy, Podcast mit Stephen Levine, 10.07.2025

Auf die Frage, wie stabil Gender-Identitäten bei Minderjährigen sind, antwortete Stephen Levine:

„The longer the observation, the greater the instability."

In dem economist-Artikel geht es um eine Langzeitstudie im Rahmen des TransYouth-Projektes. Eine Befragung von sehr jung transitionierten Kindern (∅ 6,5 Jahre zu Beginn der Transition, keine ROGD-Teenager!) ergab, dass 5 Jahre nach der Transition bei 7 % ein weiterer Identitätswechsel stattgefunden hat, 7 Jahre nach der Transition waren bei derselben Gruppe schon 18 %.

How stable are the gender identities of younger children? economist, 18.09.2025

Dein Leben ist ein Schiff. Du bist der Kapitän.