SEGM-Konferenz Berlin
Unter dem Titel „Youth Gender Distress – Evidence, Etiologies, Ethics and Psychotherapy" vom 11.–14. September 2025 in Berlin brachte die diesjährige Konferenz der Society for Gender Based Medicine (SEGM) Forscher, Kliniker und Wissenschaftler aus mehr als 20 Ländern zusammen. 40 Experten aus vielen Fachgebieten beleuchteten, wie junge Menschen mit Genderproblemen verstanden und unterstützt werden können. Dadurch entstand eine tiefgründige Diskussion und Debatte. Die Konferenz wurde von der International Association of Child and Adolescent Psychiatry and Allied Professions
David Allison, Sprecher von TTSB, der an der Konferenz teilgenommen hat, berichtet – hier die deutsche Übersetzung der
[Aus der Serie] Berichte aus Deutschland: Eine Konferenz signalisiert Wandel
Der Erfolg von SEGM in Berlin und wachsende Skepsis gegenüber der Transgenderideologie in Deutschland, von David Allison.
Vorbemerkung: Im März 2025 befürworteten die S2k-Leitlinien in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine schnelle medizinische Bestätigung der Genderinkongruenz bei Minderjährigen durch den Einsatz von Pubertätsblockern, Hormonen und Operationen ohne Altersbeschränkung und lehnten Psychotherapie als unethisch ab, trotz Kritik seitens der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie wegen fehlender Evidenz und der Möglichkeit von selbstdiagnostisch motivierten Interventionen. Krankenhäuser führen diese Behandlungen im Rahmen der Krankenversicherung in einem dezentralen System fort und umgehen damit die Aufsicht durch den Bund, während der Widerstand von Parteien wie der AfD wächst.
Die diesjährige Konferenz der SEGM (Society for Gender Based Medicine) fand in Berlin statt und brachte über 150 Forscher, Kliniker und Wissenschaftler aus 24 Ländern zusammen. Der genaue Veranstaltungsort, der aus Sicherheitsgründen bis zum Morgen der Veranstaltung vor den Teilnehmern geheim gehalten wurde, könnte als Zeichen für das wachsende Selbstbewusstsein der Gender-Realisten gesehen werden. Berlin, die Hauptstadt Deutschlands, ist auch ein Zentrum des Queer-Aktivismus, was die Wahl des Veranstaltungsortes gewagt und nicht ohne Risiken macht.
Vor Beginn der Konferenz kursierten im Internet „Steckbriefe” mit dem Titel „Kenne deinen Feind”, die sich gegen mutmaßliche „Trans-Gegner” unter den Referenten richteten. Auf einem Plakat war Kathleen Stock zu sehen, eine britische Philosophieprofessorin, die mit Verleumdungskampagnen und Morddrohungen vertraut ist. Auf anderen waren Tobias Banaschewski, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in Mannheim, und Florian Zepf, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Jena, zu sehen. Beide hatten zusammen mit 13 weiteren Professoren öffentlich die neuen Leitlinien für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Genderdysphorie im deutschsprachigen Europa kritisiert. Diese Leitlinien stufen Psychotherapie als „unethisch“ ein und geben Pubertätsblockern und Hormonen Vorrang. Erfahrene Jugendpsychiater halten diesen Ansatz jedoch für „gefährlich“. Wie Professor Banaschewski erklärte: „Es ist absurd, Psychotherapie als Konversionstherapie abzutun und sich ausschließlich auf Medikamente und Operationen zu verlassen, insbesondere angesichts des Mangels an wissenschaftlichen Belegen dafür, dass Minderjährige nach einer medizinischen Intervention langfristig besser dran sind.“
Die Konferenz untersuchte Gender-Notlagen bei Jugendlichen aus 4 Blickwinkeln: Evidenz, Ätiologie, Ethik und Psychotherapie. Unter den angeblichen „Faschisten“ und „Rechtsextremisten“ befanden sich der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, der eine Begrüßungsrede hielt und ein Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, (ESCAP) Maja Drobnič Radobuljac (per Video). Im Jahr 2024 verabschiedete die Bundesärztekammer eine Resolution, in der sie Einschränkungen für Pubertätsblocker forderte (Dt. Ärztetag fordert Vorsicht bei U18-Behandlung (PB · CSH · OPs).
Diese Referenzen schienen die Wut der Aktivisten nur noch weiter anzufachen, die sich für unzählige biologische Geschlechter einsetzen, das biologische Geschlecht als Tatsache ablehnen und darauf bestehen, dass jedes Kind, das Pubertätsblocker verlangt, diese auch erhalten sollte, weil seine „Genderidentität“ angeboren ist.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Teilnehmer gebeten, den Veranstaltungsort nicht zu fotografieren, in der Öffentlichkeit Vorsicht walten zu lassen und das Tragen von Erkennungszeichen sowie die Diskussion genderbezogener Themen außerhalb des Konferenzsaals zu vermeiden. Zweimal unterbrach ein tiefes, dröhnendes Geräusch von außen den Ablauf der Veranstaltung. Das erste Mal kam es von trommelnden Demonstranten, die vorbeimarschierten und den Hashtag #transenemies_hasslethem verwendeten. Diejenigen hinter den „Steckbriefen” schienen bereit zu sein, zu Gewalt zu greifen. Unter Berufung auf die Behauptung des US-amerikanischen Southern Poverty Law Center, dass SEGM eine „Hassgruppe” sei, forderten die Demonstranten die Schließung der Konferenz. SEGM weist diese Anschuldigung zurück und betont, dass es sich auf evidenzbasierte Versorgung konzentriert, während es gleichzeitig Bereiche der Unsicherheit anerkennt. Wie Professor Zepf, unterstützt von Hannah Barnes, feststellte, sind medizinische Entscheidungen letztlich „binär“: Entweder man verabreicht Medikamente oder man tut es nicht. Ein rationaler Diskurs ist unerlässlich, sollte aber nicht zu Kompromissen bei kritischen Entscheidungen führen.
Aktivisten verkündeten ihre Absicht, „die Transfeinde aus der Stadt zu jagen” indem sie ihre Plakate illegal auf Stromkästen klebten.
Die Konferenz konzentrierte sich auf therapeutische Maßnahmen, mögliche psychologische und entwicklungsbezogene Ursachen sowie ethische Überlegungen, was im Einklang mit der wissenschaftlichen Mission der SEGM steht. Politik als ursächlicher Faktor wurde nur kurz angesprochen. Die Psychologin Lucy Johnstone diskutierte Widersprüche in psychiatrischen Diagnosen, den Druck des Neoliberalismus (z. B. Verlust von Familien- und Gemeinschaftsbindungen, Einkommensungleichheit und die Kommerzialisierung von Leiden, wobei die Wahl der Genderidentität der Auswahl eines Produkts gleicht) und die durch Identitätspolitik hinzugefügten Komplexitäten. Linda Hart analysierte den aktuellen Menschenrechtsdiskurs in der pädiatrischen Medizin und stellte fest, dass Menschenrechte dynamisch und kontextabhängig sind und kein verbindliches Recht auf Selbstidentifikation besteht. Die Bemühungen, „körperliche Autonomie“ als Menschenrecht zu definieren, beinhalten zunehmend konsumorientierte Präferenzen bei medizinischen Dienstleistungen. Kathleen Stock sprach ähnliche Themen an und kritisierte eine Kultur, die Autonomie, Wahlfreiheit und Individualismus feiert, in der ein „Nein“ als autoritäres „Gatekeeping“ angesehen wird. Sie hob die finanziellen Anreize hervor, die mit den Präferenzen der Patienten verbunden sind.
Das sich ausweitende Konzept der Menschenrechte wurde durch eine zweite lautstarke Störung unterstrichen: Eine Kolonne von Motorrädern fuhr zum Berliner Lustgarten, um gegen Lärmschutzvorschriften zu protestieren, die die „Menschenrechte“ der Motorradfahrer bedrohen.
SEGM verfolgt einen nicht-ideologischen Ansatz in der Gender-Medizin, und die Teilnehmer waren sich einig, dass die Debatte über die Beweislage weitgehend abgeschlossen ist. Die Rolle der Politik beim Aufstieg transgender Identitäten kann jedoch nicht ignoriert werden. Der Hauptorganisator der Proteste, die Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*Geschlechtlichkeit (dgti), eine großenteils steuerfinanzierte gemeinnützige Organisation, spiegelt diesen politischen Einfluss wider. Der deutsche Staat stellt weiterhin Millionen Euro für trans-affirmative NGOs, Beratungsdienste und Schulbildungsprogramme zur Verfügung.
Trotz des zunehmend feindseligen Tons der Transaktivisten, die von den deutschen Grünen und ihren Verbündeten unterstützt werden, scheint sich das Blatt unter der neuen konservativ-sozialdemokratischen Regierung zu wenden. Transaktivisten, die sich aus prinzipiellen Gründen konsequent geweigert haben, sich an einer öffentlichen Debatte zu beteiligen, verlieren in der Diskussion um evidenzbasierte Gesundheitsversorgung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Genderdysphorie in Deutschland an Boden.
Reden zu Beginn der Konferenz
- Die Auftaktrede zur Konferenz hielt
Dr. Roberto D'Angelo (Präsident der SEGM). - Die Teilnehmer wurden vom Präsidenten der Bundesärztekammer,
Dr. Klaus Reinhardt, begrüßt.
Beide Reden finden Sie auf dem Youtube-Kanal von SEGM:
“Our focus on evidence-based care is not an act of hate—it is an act of advocacy for safe, effective healthcare for all sexual- and gender-minority individuals. … These false labels are not just an attack on our credibility; they are an attempt to silence critical inquiry, which ultimately harms the LGBT community by blocking needed dialogue."
SEGM 2025 Berlin Conference – Opening Remarks by Dr. Roberto D'Angelo, YT, 11.09.2025
“Our responsibility as physicians is to promote scientific progress and to shape treatment pathways, not through ideology, but through a reflective dialogue and with considerations of the best possible evidence in the interest of our patients. … Medical practice may never be guided solely by the social zeitgeist or political expectations.”
Dr. Klaus Reinhardt – Opening Remarks at SEGM 2025 Berlin Conference, YT, 11.09.2025
Es war eine wichtige Geste von Dr. Reinhardt, bei der SEGM eine Eröffnungsrede zu halten und sie vor Verleumdungen in Schutz zu nehmen, schrieb Bernard Lane auf X.
Evidence over Ideology – der 1. Tag der SEGM-Konferenz, B. Lane, 11.09.2025
Transaktivisten verbreiten Fehlinformationen und wollten die Konferenz verhindern
Die DGTI, allen voran Cornelia Kost, verbreitete auf der dgti-Website üble Nachrede und Fehlinformationen, die SEGM wurde als „Hassgruppierung“ bezeichnet und die renommierte finnische Forscherin Riittakerttu Kaltiala als transfeindliche SEGM-Aktivistin etc.
Die Würdigung der SEGM-Konferenz durch die Eröffnungsrede von Dr. Klaus Reinhardt, wurde von dgti-Transaktivisten als
„Damit stellt sich ein führender Vertreter der deutschen Gesundheitsversorgung an die Seite einer Organisation, deren Mitglieder durch unwissenschaftliches Arbeiten auffallen und teils Verbindungen zu evangelikalen Gruppen und Kreationisten aufweisen." (kursiv hinzugefügt)
Von der neuen S2k-Leitlinie dagegen behauptet die dgti, dass sie „höchste Evidenzstandards“ erfülle. Außerdem sei explorative Psychotherapie per se in Deutschland verboten, weil sie fälschlicherweise von Transaktivstenseite als Konversionstherapie diskreditiert wird.
Ärztekammer MV reagiert auf die Bedrohung der Konferenz durch Transaktivisten
Die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern hat einen Unterstützerbrief zur SEGM-Konferenz veröffentlicht. Darin geht sie auf die Angriffe und Fehlinformationen der organisierten Transaktivisten ein und fordert die zuständigen Fachgesellschaften auf, diese Organisationen nicht mehr an zukünftigen Leitlinien zu beteiligen.
German Support for SEGM's 2025 Berlin Conference
Die Ärztekammer MV schreibt u. a.:
„Wenn die Durchführung systematischer Übersichtsarbeiten (die höchste Stufe der medizinischen Evidenzsynthese), die Anwendung evidenzbasierter Standards bei der Versorgung schutzbedürftiger Jugendlicher oder die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Konferenz zu diesen Themen als „hasserfüllt” angesehen werden, dann sind die Grundlagen der modernen Medizin bedroht. Das darf nicht hingenommen werden.“
Beschwerde der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, 01.10.2025
Echo – Presse und Internet
Vor der Konferenz
Ankündigung der International Association for Child and Adolescent Psychiatry and Allied Professions, IACAPAP
„Zutiefst besorgniserregend“ – Kongress zu Trans-Kindern in Berlin sorgt für Streit, Welt, A. Kröning, 23.06.2025
SEGM und EPATH: Zwei medizinische Konferenzen zu Trans, queernations, T. Amelung, 24.08.2025
Nach der Konferenz
Bernard Lane berichtet über die Inhalte der SEGM-Konferenz nach der Chatham-House-Regel:
„ONE thread running through the Berlin conference was the trans medicalisation of some teenagers who might otherwise grow up as gay or lesbian in healthy bodies."
…
“It’s painful and difficult [as a psychotherapist] to sit in the room with somebody who has undergone full surgical modification and realises later on that he’s a gay man and no longer has a penis. Their sense of betrayal is vast, they feel that no one in the medical community told them what they were in for. They don’t know how to be gay men and they no longer see themselves as trans women. Often their bodies are so feminised that the idea of going back and passing as a man is completely out of reach. So they’re just stuck.”
…
Autonomy as a ploy, B. Lane, 26.09.2025
„Auf den anderen Fotos waren die Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie Tobias Banaschewski und Florian Zepf abgebildet, beide ausgewiesene Kapazitäten ihres Faches. … Was hatten sie Böses getan? Sie hatten in Zweifel gezogen, dass die Leitlinie wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, und kritisiert, dass sie Psychotherapie als Behandlungsmethode vernachlässige und stattdessen vor allem auf medikamentöse Interventionen setze, deren Langzeitfolgen unklar sind."
Hetzjagd auf Wissenschaftler, FAZ, Th. Thiel, 08.10.2025
„Banaschewski sagt im Gespräch mit WELT, er sei aus seiner Sicht 'ins Visier' der Trans-Aktivisten geraten, weil er sich zusammen mit 15 weiteren deutschen Professoren kritisch zu den Leitlinien zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit sogenannter Geschlechtsdysphorie geäußert habe. Dass ein 'Fahndungsfoto' von ihm im Internet zirkuliert, findet er ungeheuerlich. 'Ich habe keine große Angst, aber ich schaue schon mal, wer auf dem Bahnsteig so neben mir steht', sagte Banaschewski.“
Zur „Fahndung“ ausgeschrieben – Ärztekammer verurteilt Anfeindung von Wissenschaftlern, Welt, A. Kröning, 02.10.2025, engl. Version
Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verurteilt Attacken mit Fahndungsplakaten gegen Wissenschaftler, PM auf X, 02.10.2025
Im Bericht der EMMA geht es u. a. um die Aktionen der Transaktivisten. Auch die EMMA fand, dass der während der SEGM-Konferenz erschienene TAZ-Beitrag ein Fall für den Presserat ist:
„Vor den Karren der Transaktivisten spannen ließ sich mal wieder die taz, die deren Hasstiraden ungeprüft und ungefiltert übernahm: 'US-amerikanische Propagandatruppen' hätten sich in Berlin versammelt, fabulierte das Blatt, als ob die Erstürmung des Reichstages bevorstünde. Bei der 'Versammlung der Transfeinde' handle es sich um 'Hassgruppen', die mit 'pseudowissenschaftlichen Argumentationen' gegen die Rechte von queeren Menschen vorgehen, behauptete die taz. Und unterstellte Referenten 'provokante Außenseiterpositionen' und 'Queerfeindlichkeit'. Illustriert war der Artikel (ein klarer Fall für den Presserat) über die 'Versammlung der Transfeinde' mit 2 erhobenen Stinkefingern.“
Transaktivisten rufen zu Gewalt auf, Emma, C. Louis, 16.09.2025
Transaktivisten wollten die Konferenz stören
Ein Zusammenschluss loser Gruppen „von linksextremen Verbänden, darunter die Interventionistische Linke (IL), die vom Verfassungsschutz beobachtet wird“ (Die WELT), empörte sich auf Instagram. Unter dem Motto
Die Diagnose, die bestehen bleibt - Interview mit Ken Zucker
Bernard Lane, australischer Journalist, sprach während der Berliner SEGM-Konferenz mit Dr. Ken Zucker (klinischer Psychologe) über die anhaltende Relevanz der Genderdysphorie als Diagnose. Zucker schlägt u. a. vor, dass Krankenkassen die Finanzierung der bloßen Verfolgung von „embodiment goals“ (Verkörperungszielen) einfach ablehnen könnten.
Read on Substack, B. Lane, 23.09.2025