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22.01.2022

 

 

An:

Saskia Fahrenkrug
Annette Güldenring
Mari Günther
Prof. Dr. med. Michael Kölch
Dr. med. Alexander Korte
Dr. med. Thomas Lempp
Timo Nieder
Prof. Dr. med. Annette Richter-Unruh
Prof. Dr. med. Georg Romer
Dr. med. Achim Wüsthof

 

Offener Brief

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Spezialisten beraten, betreuen oder behandeln Sie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die ihr Geschlecht bzw. ihr Gender in Frage stellen, sich als transident definieren und/oder unter Genderdysphorie (GD) leiden.

Wir sind eine Interessengemeinschaft von Eltern, deren heranwachsende Kinder (Teens und Twens) sich  ausnahmslos seit bzw. während der Pubertät, ohne frühkindliche Vorgeschichte als transident definieren und sich in der sozialen, rechtlichen oder medizinischen Transition befinden.

Sicherlich eint uns der gemeinsame Wunsch, unseren betroffenen Kindern bestmöglich zu helfen und sie zu unterstützen.

Die Norm bei der Behandlung ist derzeit die Affirmation des Wunschgeschlechts/-genders unserer Kinder und genauso erleben wir es.

Wir sind als Eltern im höchsten Maße über die unmittelbare Bestätigung des Wunschgeschlechts und die zügige Überleitung zu medizinischen Transitionsmaßnahmen beunruhigt. Dies ist beispielsweise durch Aussagen begründet, wie die sie in der Presse von Frau Professorin Dr. Richter-Unruh (Interview JETZT (29.10.2020),  Welt vom 28.01.2020) zu entnehmen sind. Frau Professorin Dr. Richter-Unruh behandelt nach eigenen An- gaben parallel ca. 700 gender­dysphorische Heranwachsende. Sie sei allerdings bei ca. der Hälfte dieser Teens und Twens nicht von deren Transidentitäts-Diagnose überzeugt. Dieses Statement lässt uns an der Zuverlässigkeit der erteilten Indikationen zweifeln FAZ (07.09.2019).

Neben dem Anstieg der Jugendlichen, die transitionieren wollen, beobachten wir mit Sorge den schnellen und deutlichen Anstieg von „Detransitionerten“, in der Regel junge Menschen, die eine Transition durchlaufen haben und sie entweder bereuen oder diesen Weg nicht weiterverfolgen. Es gibt keine offiziellen und validen Zahlen, Organisationen, wie z.B. „Posttrans“ und „Subreddit Detransitioner“ haben bedeutende und besorgniserregende Zuwachsraten ermittelt.

Außerdem sind seit einiger Zeit besonders international Änderungen von Behandlungsstrategien bzw. -prioritäten sowie mahnende Stimmen zur affirmativen Behandlung und Medikalisierung von gender­dysphorischen Minderjährigen und jungen Erwachsenen festzustellen (s. Dr. Laura Edwards Leeper/L. Anderson in US, GB, Finnland, Karolinska-Klinik in Schweden, …)

Wir erleben, dass Komorbiditäten (wie ADHS, ASS, Ängste, Depressionen, Essstörungen, etc.), bei der Behandlung unserer Kinder keine Rolle spielen oder unbehandelt bleiben. Es erfolgt eine aus unserer Sicht zu schnelle Bestätigung des Wunschgeschlechtes der Kinder, ohne dass eruiert würde, worauf ihre Genderdysphorie eine Reaktion sein könnte. Unsere Kinder bekommen relativ schnell eine Überweisung zu einer Gender-Ambulanz oder einer endokrinologischen Praxis sowie Anleitung und Tipps zur „sozialen Transition. Die GD-Standard-Behandlung - häufig „Versorgung” genannt - geht von der „Born-this-way“-These aus und setzt die Jugendlichen und jungen Erwachsenen schnell auf die „Medikalisierungs­schiene”. Die einzelnen Schritte wie Affirmation, soziale Transition, medizinische Transition (PB-Pubertätsblocker, CSH-Hormone, SRS-Operationen) folgen unmittelbar und nach unseren Erfahrungen zwangsläufig aufeinander. Psychotherapeuten und Psychiater sehen ihre Rolle offensichtlich nur noch im Transitions-Coaching. Alternative weniger invasive Behandlungsmethoden im Bereich der Psychiatrie/Psychotherapie wurden und werden nicht entwickelt und somit bleibt die Transition die einzige Behandlungsoption?

Da wir durch unsere Kinder tagtäglich und größtenteils über viele Jahre mit dieser Thematik konfrontiert sind, setzen wir uns intensiv damit auseinander. Der von uns erstellte Katalog (s. Anlage) enthält die wichtigsten und drängendsten Fragen, die uns als betroffene Eltern umtreiben und belasten, auf die wir Antworten benötigen. Die Beantwortung der Fragen von Ihrer Seite könnte zur Entlastung und Versachlichung der komplexen Situation beitragen, in der sich Eltern mit ihren gender­dysphorischen Kindern befinden.

Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen

Beate Melzer

Interessengemeinschaft TransTeens Sorge berechtigt

Anlage: Fragenkatalog