Psychotherapie als Primärtherapie bei jugendlicher Genderdysphorie

Unsere Teens & Twens benötigen Fachleute, die sie in ihrer GI/GD-Notlage ganzheitlich wahrnehmen, sie therapeutisch begleiten und ihnen eine ergebnisoffene Exploration ermöglichen. Wir appellieren an alle therapeutisch tätigen Fachleute, zu prüfen, ob sie sich in diese Richtung orientieren wollen.

Gender-Probleme sind oft in komplizierte psychosoziale, familiäre und/oder entwicklungsbezogene Probleme eingebettet und sollten erkundet bzw. erforscht werden, bevor Entscheidungen über irreversible medizinische Maßnahmen fallen.

„Psychotherapy does not attempt to force change or impose any predetermined notion of ‘cure’ or preferred gender or sexual orientation on the patient. A core ethical principle of psychotherapy is that therapists must respect patient autonomy and self-determination and refrain from any attempt to influence the patient.” (Roberto D'Angelo, 18.05.2023)

TherapeutInnen des explorativen Ansatzes „normalisieren” Genderdysphorie dahingehend, dass sie sie zunächst einmal als eine der vielen möglichen Irrungen und Wirrungen der Pubertät betrachten, die in der Regel nach einiger Zeit bewältigt werden. Möglicherweise überlagert die Selbstdiagnose Trans* aber auch eine andere psychische oder psychiatrische Problematik. In relativ vielen Fällen spielen zudem sexuelle Orientierung und sexuelles „Erwachen" eine Rolle. Nichtsdestotrotz ist es für TherapeutInnen, die GD-Teens behandeln, wichtig, mit der Trans-Ideologie vertraut zu sein, die Sprache, die Narrative, die Influencer-/Internet-Szene zu kennen, sowie das Verhältnis zur Familie und der Peergroup. Darüber hinaus sind entwicklungspsychiatrische und sexualtherapeutische Kenntnisse nützlich.

International hat sich ein entsprechender TherapeutInnen-Verbund etabliert, dem Sie sich anschließen oder mit dem Sie sich austauschen können.

Therapy First

ist ein internationaler Berufsverband von Fachleuten für psychische Gesundheit, die der Ansicht sind, dass Personen mit gender-/geschlechtsbezogenen Problemen im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung behandelt werden sollten. TherapyFirst sehen in der Psychotherapie eine geeignete Erstbehandlung für junge Menschen mit Gender-Inkongruenz/Genderdysphorie.

„Many mental health providers have come to realize that in recent years, our field has lost its way when it comes to treating gender dysphoria in youth. For more than a century, people have turned to psychotherapy for help with psychological distress of all kinds, and we have good evidence that it is effective at helping with a range of problems. Psychotherapy aims to explore and open things up, not shut things down or concretize them. The medicalization of gender distress goes against the basic principles of good therapy. Therapy First and it’s professional membership views psychotherapy as the appropriate first-line treatment for gender dysphoria in young people.”

TherapyFirst stellt einen klinischen Leitfaden für TherapeutInnen bereit, die mit Jugendlichen arbeiten, die ihr Gender/Geschlecht infrage stellen. Er bietet eine Einführung in die Arbeit mit dieser wachsenden Population auf der Grundlage der neuesten Forschungsergebnisse und eines soliden Verständnisses psychotherapeutischer Best Practices. Die Mitgliedschaft bei Therapy First steht Fachleuten im Bereich der psychischen Gesundheit offen, die mit den Werten der Organisation einverstanden sind. 

TherapyFirst - Klinischer Leitfaden

TherapyFirst - Statement zum Berufsethos


Die Perspektive eines Klinikers

Ein erfahrener Kliniker, der u. a. Mitglied von TherapyFirst ist, gibt Einblick in seine Arbeit als Psychotherapeut für Teenager und junge Erwachsene, die ihr Gender/Geschlecht infrage stellen oder transitionieren möchten.*)

"Ich bin seit über 2 Jahrzehnten als Psychologe tätig, und dies ist bei weitem die schwierigste Arbeit, die ich je geleistet habe. Ich kann verstehen, warum sich viele Therapeuten nicht in der Lage fühlen, mit jungen Menschen zu arbeiten, die davon überzeugt sind, dass die einzige Möglichkeit für sie, in ihrem Körper zu leben, die soziale und medizinische Transition ist.

Es ist schwierig, eine sinnvolle Beziehung mit jemandem aufrechtzuerhalten, der in einer Schwarz-Weiß-Denkweise verhaftet ist und der sehr genau darauf achtet, ob man sich an der Kultur und Sprache der sozialen Gerechtigkeit und der Bestätigung des Genders/Geschlechts beteiligt.

Je nachdem, wie sehr sich eine Person einer Transgender-Identität verschrieben hat, kann es sein, dass sie nicht den geringsten Hinweis darauf duldet, dass der Therapeut die Existenz von "wahren Trans*" infrage stellt oder agnostisch ist. Es kann sein, dass sie Sie monatelang als eine gute, freundliche und fürsorgliche Person sehen, und dann, wenn sie in einem Moment der Krise den Eindruck haben, dass Sie nicht vollständig mit ihrem Glaubenssystem übereinstimmen, werden sie Sie ohne zu zögern ablehnen.

Gleichzeitig setzen verängstigte und erschöpfte Eltern ihr Vertrauen in Sie, um den schraubstockartigen Griff zu lockern, den die Trans-Identifikation auf ihr Kind und damit auf alle Familienmitglieder ausübt. Da ich selbst ein solcher Elternteil war, empfinde ich enormes Mitgefühl.

Ich weiß auch, dass der größte Teil der Arbeit zu Hause, in der Familie, geleistet werden muss. Ich bin gerne bereit, Beratung und Unterstützung anzubieten und sogar in Echtzeit klare Anweisungen zu geben, was zu tun und zu sagen ist, wenn es zu Eskalationen kommt.

Wenn etwas schiefläuft, richtet sich die Wut, die Eltern und Kinder nicht risikolos gegeneinander richten können, gegen mich. Als prozessorientierter Kliniker ist das genau das, wofür ich mich einsetze.

In Wahrheit besitze ich keine Fähigkeiten oder Kenntnisse, die ein gut ausgebildeter und erfahrener Therapeut für psychische Gesundheit nicht hat oder sich nicht aneignen kann. Eine Therapie ist immer noch nur eine Therapie.

Was anders ist, ist der reale Schaden, den die medikalisierte Transition bei jungen Menschen anrichten kann, die emotionale Schmerzen haben und denen aufmerksam und empathisch zugehört werden muss. Ein weiterer Unterschied ist die Dringlichkeit, mit der sich Familien an uns wenden, in der Hoffnung, dass wir den Schlüssel haben, um ihre Kinder aus der Gefahrenzone zu bringen. Es steht so viel auf dem Spiel.

Kliniker, die mit Trans-identifizierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten, spüren einen Druck, den wir bei anderen Problemen, die nicht weniger ernst sind als Genderdysphorie, nicht verspüren. Außerdem machen wir diese Arbeit in einem beruflichen und politischen Klima, das dem ethischen Grundsatz, nach dem wir zu leben und zu arbeiten gelobt haben, nämlich in erster Linie keinen Schaden anzurichten, feindlich gegenübersteht.

Die gute Nachricht ist,

dass Therapy First (ehemals GETA) seit seiner Gründung vor 3 Jahren von einer kleinen Handvoll Kliniker auf heute fast 400 Mitglieder angewachsen ist. Wir sind füreinander da, damit wir auch für Sie und Ihre Familie da sein können. Während die Behandlung von Genderdysphorie zu einer Waffe geworden ist, ist es unser Ziel, den Fokus weg von der Politik und zurück in die Klinik zu verlagern, zurück zu der Arbeit, von der wir überzeugt und begeistert sind.

Wenn Sie mehr über Therapy First erfahren, unsere Arbeit unterstützen oder einen Therapeuten für Sie oder Ihr Kind finden möchten, wenden Sie sich bitte an: TherapyFirst.org."

 

*) Mit freundlicher Genehmigung von PITT (Parents with Inconvenient Truths about Trans):

A Clinician's perspective

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