Es ist leicht, LGB mit T zu verwechseln – aber es gibt grundlegende Unterschiede. Es wird oft angenommen, dass Trans-Sein dem Schwul-Sein sehr ähnlich ist, allerdings ist die Wahrheit deutlich komplexer. Der nachfolgende Beitrag hilft zu verstehen, was Genderidentität von Sexualität unterscheidet – und warum dieses Verständnis wichtig ist!
Die Unterschiede von Genderidentität und Sexualität sind für alle von Bedeutung, die mit Menschen zu tun haben, die ihr Geschlecht/ihr Gender hinterfragen, ggf. eine Transition anstreben oder sich auch solche, die wieder detransitionieren. Mit Hilfe von 9 Punkte wird erklärt, warum es wichtig ist, Gender und Sexualität als getrennte Begriffe zu behandeln.
Hier die deutsche Übersetzung:
Warum „Trans″ nicht das neue „Homosexuell” ist
von Angus Fox. 14.05.2022
Viele glauben, dass trans und homosexuell irgendwie sehr ähnliche Begriffe sind. Aber die Wahrheit ist wesentlich komplexer - und hier soll gezeigt werden, warum.
Als schwuler Mann bin ich mit einem bestimmten Bild von Homosexuellen aufgewachsen. Manchmal war dieses Bild ziemlich verzerrt: Die „Talking Heads“ im Fernsehen waren eher schwule Männer als lesbische Frauen; außerdem waren sie eher jung und urban. Diejenigen, die die Schwulen und Lesben nach außen repräsentierten, waren oft gar nicht so weltoffen, wie man vermutet hätte: Eine pensionierte Lesbe aus Devon, Nord-Ontario oder Kansas schaffte es seltener vor die Kamera als beispielsweise ein junger schwuler Mann aus London, Toronto oder San Francisco.
Unabhängig davon, ob der Begriff "LGBT" verwendet wurde oder nicht, ging man in der Regel (wenn auch nicht immer) davon aus, dass wir mit Transpersonen gemeinsame Sache machen, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Auch wenn es nicht offen ausgesprochen wurde, waren wir alle sexuelle Minderheiten, und eine Zeit lang war das für die meisten von uns unproblematisch. Aber das ist inzwischen immer mehr umstritten. Mit der steigenden Zahl an Personen, die sich als trans identifizieren, sehen viele LGB-Leute die Notwendigkeit einer eigenen Bewegung für gleichgeschlechtlich orientierte Menschen.
Das Ergebnis? Wir alle machen uns zunehmend Gedanken darüber, was es bedeutet, homosexuell zu sein, und was es bedeutet, trans zu sein. Und das sollte näher betrachtet werden.
Normalerweise nehmen wir die inneren Empfindungen unserer Mitmenschen als gegeben hin. Wenn jemand sagt, dass er hungrig ist, werden wir ihm wahrscheinlich glauben. Dasselbe gilt, wenn er sagt, dass er homosexuell oder trans ist. Wir glauben unseren Mitmenschen, ohne sie zu hinterfragen, denn wir gehen davon aus, dass sie uns nicht grundlos etwas verheimlichen oder uns sogar anlügen würden.
Deshalb glauben viele Menschen und sogar einige ExpertInnen wahrscheinlich auch, dass Sexualität und Gender-Dysphorie im Grunde das Gleiche ist. Bei beiden handelt es sich offenbar um im Inneren wahrgenommene Eigenschaften, also um Eigenschaften, von denen nur die Betroffenen selbst wissen können. „Schließlich", so könnte man meinen, "könnten sich all diese LGBT-Organisationen irren, wenn sie neben LGB ´zusätzlich noch das T mit aufnehmen? Da muss doch etwas dran sein.“ Und niemand will, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen, als Parlamente, Schulen, religiöse Gemeinden und medizinische Einrichtungen es gemeinsam versäumt haben, Homosexuellen grundlegende Menschenrechte zu gewähren.
Aber, dass „trans“ so etwas wie „homosexuell“ ist, ist eine sehr vereinfachende Sichtweise. Es gibt viele Unterschiede zwischen Genderinkongruenz und Sexualität - und diese Unterschiede sind entscheidend für diejenigen von uns, die mit Eltern von genderunsicheren Kindern, mit Detransitionierten und mit Menschen arbeiten, die transitioniert sind, aber im Nachhinein die Behandlung die sie bekommen haben, kritisch oder sogar negativ beurteilen. Diese beiden recht unterschiedlichen Konzepte in einen Topf zu werfen, kann irreführend sein und in der Tat unvorhersehbare Folgen haben.
Um eine genauere Auseinandersetzung mit dem Thema „Trans“ zu ermöglichen, bietet Ihnen Genspect eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Erklärungen dazu, warum es wichtig ist, Genderinkongruenz und Sexualität als getrennte Begriffe zu behandeln. Lesen Sie die Punkte in Ruhe durch oder klicken Sie auf die Thesen, die Sie interessieren:
1 - Es hat schon immer Homosexuelle gegeben. Transpersonen nicht.
Die Theorie der Genderidentität beruht auf dem Konzept, dass das, was einen zu einer Frau, einem Mann oder etwas anderem macht, eine innere Identität ist, die man ernstnehmen muss. Aber dieses Konzept ist etwas völlig Neues. Vereinzelte historische Anhaltspunkte, die als Beweis dafür angeführt werden, dass es Transpersonen in der Geschichte immer schon gegeben hat, halten einer näheren Prüfung meist nicht stand: Behauptungen, dass willensstarke und mutige historische Frauenpersönlichkeiten in Wirklichkeit nicht-binär waren, entpuppen sich als nichts weiter als frauenfeindliche Klischees, nach denen Frauen eben nicht willensstark und mutig sind oder etwa gar nicht sein sollten. Das entspricht kaum einer aufgeklärten Denkweise.
Heutzutage scheinen viele junge Menschen seelisch zu leiden, wenn sie von denjenigen, die ihre Gender-Identifikation nicht akzeptieren, ‚misgendert' werden. Auch das ist etwas völlig Neues: Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass es in historischen Kulturen das heutige Konzept der Gender-Selbstidentifikation jemals gegeben hat. Diejenigen, die sich früher den jeweils geltenden Rollbildern widersetzten, waren ja gerade deshalb so bemerkenswerte Persönlichkeiten, weil sie ja gesellschaftlich nach wie vor als Mann bzw. Frau auftraten. Ihr Abweichen von Rollenklischees war für diese Menschen kein Grund dafür, mit ihren Mitmenschen über ihr Geschlecht zu diskutieren.
Das Thema Sexualität hingegen ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Homosexualität wird in der Bibel - wenn auch wenig schmeichelhaft - und in anderen alten religiösen Texten erwähnt. Genderidentität hingegen nicht. Bei historischen Persönlichkeiten wie Alexander dem Großen geht man zu Recht davon aus, dass sie gleichgeschlechtliche Beziehungen hatten. Die Behauptung, dass solche Persönlichkeiten „Trans"-Äquivalente hatten, beruht auf Mutmaßungen und widerspricht den historischen Aufzeichnungen eher, als dass es sie stützt.
2 - Homosexuelle gibt es überall auf der Welt. Transpersonen nicht.
Jede Kultur hat ihren eigenen Umgang mit gleichgeschlechtlichen sexuellen Orientierungen - manchmal, z. B. in Ländern wie Saudi-Arabien, mit schwerwiegenden Folgen für homo- und bisexuelle Menschen. Dies führt natürlich zu unterschiedlichen nationalen Selbstbildern. Mahmoud Ahmadinejad erklärte stolz, dass es im Iran keine Homosexuellen gibt. Und so ist kaum verwunderlich, dass iranische Homosexuelle angesichts der Strafen, die sie andernfalls erwarten würden, ihre Sexualität geheim halten. Es ist davon ausgehen, dass deshalb die Schätzungen über die Häufigkeit von Homosexualität von Land zu Land variieren.
Und dennoch wird in allen Ländern und Kulturen das Thema Sexualität auf die eine oder andere Weise erwähnt. Egal, ob es etwas ist, was Menschen mit Stolz erfüllt, was sie für mehr gesellschaftliche Akzeptanz und Toleranz oder gegen pauschale Kriminalisierung kämpfen lässt - in allen Ländern gibt es Gesetze zum Thema Sexualität. Homosexualität ist in manchen Ländern verboten und in anderen nicht, ebenso ist es mit der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare. Die gesetzlichen Regelungen zu diesen Fragestellungen können von Land zu Land sehr unterschiedlich sein - aber es gibt klare Regelungen, egal ob in Belgien, China oder Mosambik.
Die Aufnahme des Konzeptes der 'Genderidentität' in das Gesetz und in Unterrichtsmaterialien ist dagegen ein eigenes Phänomen der 'WEIRD'-Welt (wobei 'WEIRD' für westlich, gebildet, industrialisiert, reich, entwickelt steht). Während Länder in Afrika und Asien viel zum Thema Sexualität zu sagen haben - ob positiv oder negativ -, kommt das Thema „Trans“ nur selten zur Sprache. Vor allem in Westeuropa und speziell im englischsprachigen Nordamerika wird der 'Genderidentität' in Gesetzen und Vorschriften ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie der Sexualität. Deshalb gibt es zwar in allen Sprachen in der Regel ein eigenes Vokabular zur Beschreibung von Homosexualität, aber um 'Genderidentität' zu beschreiben, werden die Begriffe aus dem Englischen importiert.
Die wenigen Ausnahmen, die es hierzu offenbar gibt, stimmen allerdings nicht genau mit dem gegenwärtigen westlichen Konzept einer angeborenen Gender-Dysphorie überein. So werden beispielsweise die Fa'afafine von Samoa als Beweis für ein 'drittes Gender' angeführt, jedoch haben die (männlichen) Fa'afafine keinen Zweifel daran, dass sie männlich sind. Und während die Hijra in Indien in der Regel so beschrieben werden, dass sie sich weder für männlich noch für weiblich halten, sind sie letztlich eine sozial ausgegrenzte Gruppe transvestitischer Eunuchen - alles andere als eine erbauliche Geschichte von Gender-Vielfalt, aus der man Schlüsse ziehen könnte. Das binäre Geschlecht ist kein westliches Konstrukt, sondern eine biologische Realität, die unserer Spezies angeboren ist. Was oberflächlich betrachtet als Beweis für die kulturübergreifende Natur der Genderinkongruenz erscheinen mag, ist in Wirklichkeit etwas ganz anderes und in einigen Fällen sogar sehr bedenklich.
Vögel tun es, Bienen tun es, sogar gebildete Flöhe tun es. So lautet der Text des US-amerikanischen Songwriters Cole Porter.
Porter, der in den 1920er Jahren seinen ersten großen Erfolg hatte, wollte seine Homosexualität nicht in der Öffentlichkeit zur Schau stellen. Zu seiner Zeit bedeutete "the birds and the bees" im Allgemeinen nur eines - Sex zwischen einem Männchen und einem Weibchen.
Aber es gibt tatsächlich einige gleichgeschlechtliche Vögel, die es auch tun. Ebenso wie Käfer, Schafe, Fledermäuse, Delfine und Orang-Utans. Zoologen haben zuletzt festgestellt, dass homosexuelle und bisexuelle Aktivitäten im Tierreich nicht unbekannt sind.
Manchen Homosexuellen mag dies etwas unpassend erscheinen. Was man ihnen wahrscheinlich nicht übel nehmen kann. Denn die Frage: 'Was wäre, wenn es keine gleichgeschlechtlichen Delfine gäbe? Hat ja wirklich nichts mit liebevollen, reifen, homosexuellen Beziehungen zu tun.' Doch gäbe es die Gleichgeschlechtlichkeit im Tierreich nicht, könnte man argumentieren, dass die menschliche Homosexualität ein rein psychologisches Phänomen ist. Auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie die genetische Veranlagung und äußere Erziehungseinflüsse zusammenwirken, so ist doch klar, dass es bei der Homosexualität zumindest eine angeborene Komponente gibt.
Das gilt nicht für den Transgenderismus. Dieser kann per definitionem nicht im Tierreich auftreten, da er auf genau den Dingen beruht, die uns zu Menschen machen. Über Kleidung und Styling, die bei keiner anderen Spezies eine Rolle spielen. Über Sprache - ob Namen und Pronomen oder die Art und Weise, wie Menschen ihre ’Genderidentität’ beschreiben - auch das spielt außerhalb des Homo Sapiens keine Rolle. Und auf unserer zutiefst menschlichen Besessenheit, darüber nachzudenken, wer wir sind, wie wir uns zur Welt verhalten, wie wir gesehen und nicht gesehen werden. Auch wenn es seltsam erscheinen mag, sich in das Reich der Flughunde und der Orang-Utans begeben zu müssen, um die menschliche Sexualität zu untersuchen, so gibt es hier doch einen wichtigen Aspekt zu beachten. Der Transgenderismus, wie philosophisch das Konzept auch sein mag, beruht auf menschlichen Gedankenkonstruktionen, die für das Verständnis gleichgeschlechtlicher Beziehungen an sich nicht erforderlich sind.
Die ursprüngliche Schwulen- und Lesbenbewegung hatte den einprägsamen Slogan 'Born this way'. Dies ließ sich leicht begründen: angesichts ideologischer Gegner, die glaubten, dass Homosexualität eine Entscheidung gegen die Natur sei, sollte die Welt wissen, dass es hierbei um unausweichliche angeborene Instinkte ginge. Der Slogan funktionierte. Einige Jahrzehnte später wurde der Slogan 'Im falschen Körper geboren' zum Motto der Transgender-Bewegung. Doch niemand kann im falschen Körper geboren werden: Genau wie den Orang-Utans wird uns die Biologie in der Gebärmutter zugewiesen, ob wir wollen oder nicht.
Männliche Giraffen wurden dabei beobachtet, in überdurchschnittlich hoher Häufigkeit homosexuell aktiv zu sein. Solche Interaktionen zwischen Männchen wurden häufiger als heterosexuelle Paarungen beobachtet.
In einer Studie, in der Giraffen untersucht wurden, machten männliche homosexuelle Begegnungen 94% der beobachteten sexuellen Aktivitäten aus.
4 - Gleichgeschlechtlichkeit ist empirisch nachweisbar. Transsein nicht.
Gleichgeschlechtliche Anziehung hat, wie jede sexuelle Anziehung, physische Auswirkungen. Beim Ansehen des Bildes einer Person, die man sexuell anziehend findet, reagiert der Körper darauf: Der Herzschlag beschleunigt sich zum Beispiel. (Und natürlich ist bei Männern sexuelle Erregung deutlicher erkennbar.) Das bedeutet, dass gleichgeschlechtliche Anziehung im empirischen Sinne nachweisbar ist. So könnte man, wenn man behauptet, schwul zu sein, zumindest theoretisch als Lügner überführt werden.
Transsexualität an sich löst hingegen keine biochemischen Prozesse aus, stattdessen ist sind es die medizinischen Eingriffe, die zu biochemischen Veränderungen des Körpers führen. Mit anderen Worten, es gibt keine Testmethode, mit der Genderdysphorie festgestellt werden könnte. Dieser scheinbar rein wissenschaftliche Aspekt ist jedoch auch von großer philosophischer Relevanz: Wenn man sich als homosexuell outet, erhebt man Anspruch auf eine innere Realität, die über das Kognitive oder Intellektuelle hinausgeht. Wenn junge Menschen sich als trans outen, beschreiben sie, wie sie sich in der Gesellschaft fühlen und wie sie dieses Gefühl durch ein anderes Auftreten verändern möchten. Sie beschreiben keine physischen Impulse, die analytisch untersucht werden können.
Wie Arty Morty es ausdrückt: 'Trans ist nicht, was man ist, sondern etwas, was man tut'. Manch einer mag es hartherzig finden, einen genderunsicheren jungen Menschen zu kritisieren, denn es könnte so verstanden werden, als würde man seine innere Realität nicht ernstnehmen. Doch es geht nicht darum, eine innere Realität zu leugnen, sondern sie zu relativieren und sie von einer ganz anderen Art von Erfahrung zu unterscheiden. Während Jugendliche, die merken, dass sie sich zu einer gleichgeschlechtlichen Person hingezogen fühlen, das Gefühl haben, Entscheidungen treffen zu müssen, vor allem, wenn es darum geht, sich zu outen, ist die gleichgeschlechtliche Anziehung selbst unzweideutig: Sie ist da, im Blutkreislauf, ob man will oder nicht. Das Grübeln darüber, ob man nun trans ist oder nicht, ist dagegen ein beunruhigend häufiges Phänomen, das nur zeigt, dass Gender-Dysphorie nicht nachweisbar ist.
5 - Homosexuelle brauchen keine medizinischen Behandlungen. Transidentifizierende normalerweise schon.
Auch wenn dies eigentlich offensichtlich ist, sollte es dennoch erwähnt werden: Die geschlechtsangleichende Operation, die seit kurzem unter dem viel weniger skalpellhaften Namen ‚genderaffirmative Behandlung' firmiert, ist eine so neue Entwicklung, dass wir einfach keine Langzeitdaten über die körperlichen, psychologischen und sozialen Folgen im Laufe eines ganzen Lebens haben. Transpersonen sind von Ärzten abhängig, die sie durch einen sehr komplizierten Prozess führen, der für Körper und Geist sehr belastend sein kann, und viele Detransitionierte finden im Nachhinein, dass die Orientierungshilfen, die sie bekamen, eigentlich nicht hilfreich waren.
Es mag zwar junge Menschen geben, die sich als trans sehen und keine medizinischen Schritte gehen wollen. Aber sie sind in der Minderheit. In den meisten Fällen haben genderunsichere Kinder und Jugendliche spezifische 'Transitionsziele', die körperlicher Natur sind. Junge Menschen, die sich als trans oder als nicht-binär identifizieren, verbringen oft einen Großteil ihrer Zeit mit ihrem Aussehen und damit, wie sie es gerne verändern würden. Diese Veränderungen können sehr umfangreich sein und Hormone und chirurgische Eingriffe beinhalten. Sie sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Im Gegensatz dazu ist für die Homosexualität an sich kein Gang zum Arzt erforderlich. Um als Homosexueller in der Gesellschaft zu leben, ist kein Rezept erforderlich; es müssen keine Arzttermine wahrgenommen werden. Auch wenn junge LGB-Personen sicherlich häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und dafür medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, ist dies nicht per se eine Form des medizinischen Eingriffs. Um authentisch als Homosexueller leben zu können, akzeptiert man den eigenen Körper und die biochemischen Reaktionen auf äußere Reize. Um mit einer Transidentifikation authentisch leben zu können, tut man oft das Gegenteil: Man versucht, den Körper auf eine Weise zu verändern, die einen für den Rest des Lebens von Ärzten, Endokrinologen und Pharmaunternehmen abhängig macht, mit all den damit verbundenen finanziellen und anderen Belastungen.
6 - Homosexuelle leiden normalerweise nicht unter psychischen Komorbiditäten. Transidentifizierende normalerweise schon.
Sich als schwul oder lesbisch zu outen, kann schwierig sein. Mobbing ist weit verbreitet und die daraus resultierenden negativen Gefühle können sich manchmal in Form von Depressionen, Angstzuständen und sogar Selbstverletzungen äußern. Diese psychischen Probleme, die oft als „Komorbiditäten" bezeichnet werden, sind jedoch häufig eine Reaktion auf fehlende gesellschaftliche Akzeptanz, sei es bei Freunden, Gleichaltrigen, Familienmitgliedern oder auch bei einem selber. Mit anderen Worten, sie sind Reaktionen auf einen sozialen Kontext.
Komorbiditäten wirken sich bei Transpersonen ganz anders aus und deuten darauf hin, dass es um etwas ganz anderes gehen könnte. Wir wissen zum Beispiel, dass es tiefgreifende Zusammenhänge zwischen Transgenderismus und Autismus gibt, Zusammenhänge, die wir bisher kaum verstanden haben. Es gibt auch starke statistische Korrelationen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen und Essstörungen. (Mehr zu diesen Komorbiditäten kann man auf der entsprechenden Seite der Genspect-Schwesterwebsite Stats For Gender finden). Oft berichten Eltern von genderunsicheren Jugendlichen, dass die Komorbiditäten lange vor der Genderdysphorie aufgetreten sind.
Die vielen Detransitionierten, mit denen Genspect arbeitet, führen ihre frühere Gender-Fixierung oft auf solche Komorbiditäten zurück. Im Nachhinein erkennen einige von ihnen, dass grüblerische Denkmuster zu ihrem Wunsch nach Transition beigetragen haben und zur Überzeugung, medizinische Schritte als einzige Antwort auf ihre Notlage zu sehen. Es gibt kaum Belege dafür, dass es ein ähnliches Phänomen bei Homosexuellen gibt, das heißt, dass man es ist, und später nicht mehr. Solche Menschen gibt es zwar, aber sie sind sehr selten. Noch seltener ist es, dass die gleichgeschlechtliche Anziehung auf eine bereits bestehende psychische Erkrankung zurückzuführen ist. Mit anderen Worten: Wenn es um Komorbiditäten und die psychische Gesundheit geht, gibt es offenbar noch nicht untersuchte Zusammenhänge zu einer Trans-Fokussierung, die im Falle der Homosexualität einfach fehlen.
In einer Studie von Lisa Littmann wurde bei nur 37,5 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor dem Auftreten der Genderdysphorie keine psychische Störung oder neurologische Entwicklungsstörung diagnostiziert.
7 - Homosexualität entsteht nicht durch soziale Einflüsse. Transidentifikation schon.
Homosexuelle Menschen gibt es in allen Gesellschaftsschichten, in allen sozioökonomischen und demografischen Schichten. Doch die Verteilung der Transidentifizierenden ist deutlich anders. In den letzten 10 Jahren gab es einen starken Anstieg junger, überwiegend weiblicher Jugendlicher, die sich als Trans identifizieren. Bemerkenswerterweise ist das Verhältnis bei Transpersonen mittleren und älterer Jahrgänge wieder umgekehrt. (Anmerkung von TTSB: Eine Auswertung der Gutachten zur Personenstandsänderung zwischen 2005 und 2019 ergab bei 40-59jährigen: Transfrauen (MzF) 74 %, Transmänner (FzM) 26 % Meyenburg u. a. 12/2020).
Ein Argument ist, dass dies mit der wachsenden Akzeptanz von Transpersonen zusammenhängt. In gewisser Weise ist diese Haltung extrem arrogant: Wir, die wir in der hochentwickelten westlichen Welt des 21. Jahrhunderts leben, sind die einzigen, die es jemals richtig gemacht haben, und alle anderen waren auf der ganzen Welt und über die gesamte Menschheitsgeschichte so transphob, dass Transidentifizierende viele Jahrtausende lang verheimlicht wurden. Aber selbst wenn man über die inhärente Arroganz dieser Position hinwegsieht, greift die Begründung nicht. Sicherlich hat die Akzeptanz von Homosexualität zugenommen. Das mag zwar dazu geführt haben, dass sich ein paar mehr homo- und bisexuelle Menschen getraut haben, sich zu outen, aber es hat kaum den exorbitanten demografischen Anstieg verursacht, den wir bei Jugendlichen, die sich als trans identifizieren, beobachten. Wenn derartige explosionsartige Entwicklungen allein durch mehr gesellschaftliche Akzeptanz hervorgerufen wären, dürfte es kaum noch Heterosexuelle auf der Welt geben.
Es ist bekannt, dass der soziale Einfluss oder sogar die soziale Ansteckung bei Mädchen im Teenageralter am stärksten ausgeprägt ist. Unter Mädchen im Teenageralter verbreiten sich Essstörungen am stärksten, so sehr, dass sie bei stationärer Versorgung oft voneinander getrennt werden müssen. Die wenigen Untersuchungen, die bisher durchgeführt wurden, bestätigen dies: Transidentifizierende weibliche Personen sind in den meisten Fällen in Freundesgruppen, in denen fast alle Gleichaltrigen sich ebenfalls abweichend von ihrem biologischen Geschlecht identifizieren. Es ist klar, dass Transgenderismus gesellschaftlich herbeigeführt ist, was dazu führt, dass sie in einigen sozialen Kreisen floriert und in anderen praktisch nicht vorkommt.
8 - Wenn man homosexuell ist, muss das Umfeld deswegen nicht sein Verhalten ändern. Wenn man trans ist, schon.
Wenn sich ein Teenager als trans outet, geschieht das oft mit großem Tamtam. Das mag daran liegen, dass die Verkündung einer Trans-Identifikation mit einer Reihe von Veränderungen einhergeht: Der junge Mensch möchte vielleicht einen anderen Namen tragen oder sogar mit anderen Pronomen angesprochen werden. Diese Veränderungen erfordern die aktive Beteiligung der Menschen in ihrem Umfeld, seien es Familienmitglieder, Lehrer, Freunde oder Mitschüler. Dies wiederum kann das Gefühl vermitteln, dass sich die Beziehungen zu anderen positiv verändert haben, und die normalen Gefühle von Selbstzweifeln, Stagnation und Selbsthass bei Teenagern lindern. Im Extremfall können diese Veränderungen so radikal sein, dass eine Überarbeitung der geltenden grammatikalischen Sprachregeln erforderlich wird, indem z.B. ‚Plural sie' verwendet wird, um sich auf geschlechtsneutrale Wiese auf eine bestimmte, namentlich genannte Person zu beziehen - auch wenn das zuvor nicht so gehandhabt worden war.
Wenn man sich als schwul oder lesbisch outet, muss sich das Verhalten anderer Menschen nicht ändern. Es stimmt zwar, dass das Liebesleben unter Umständen ziemlich trostlos ist, wenn niemand die eigene Homosexualität anerkennt, aber es gibt keine damit einhergehenden Auflagen für alle anderen, nur weil man schwul oder lesbisch ist. Namen oder Pronomen ändern sich nicht. Man benutzt keine andere Toilette und muss auch keine neue Kopie eines offiziellen Dokuments wie eines Reisepasses oder Führerscheins bestellen. Wenn man es sich genau überlegt, hängt der Transgenderismus eigentlich genau von solchen Verhaltensänderungen ab: Im Grunde ist es ein soziales Phänomen, das auf konzeptioneller Ebene nur dann Sinn macht, wenn es von anderen Menschen anerkannt wird.
Und diese Verhaltensänderungen sind nicht neutral was die Konsequenzen für andere betrifft. Viele der Eltern, die wir vertreten, beschreiben uns, wie schwierig und traumatisch es sein kann, wenn ihre Kinder sie bitten, ein ganzes Vokabular umzukrempeln und quasi neu zu lernen, wie sie über ihre eigenen Kinder sprechen - und sogar denken - sollen. Wenn man 15 oder 20 Jahre lang jemanden als seine Tochter bezeichnet hat, ist es keine Kleinigkeit, von nun an 'mein Sohn' zu sagen. Dass die bisherige Vorgeschichte komplett umgeschrieben wird, gibt es nur beim Thema Trans-Identifikation. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass etwas entdeckt wurde - etwas, das schon immer da war, aber nie gesehen wurde. Eine derartige Verhaltensänderung des Umfelds ist hingegen nicht erforderlich, wenn ein Jugendlicher sich als schwul oder lesbisch outet.
9 - Wenn man homosexuell ist, ist das keine Folge gesellschaftlicher Rollenbilder. Trans zu sein, ist es oft.
Unabhängig von der eigenen sexuellen Orientierung kann man jemand sein, der den gesellschaftlichen Rollenbildern entspricht, oder jemand, der in diese nicht hineinpasst. Es gibt „Butch“-Lesben, die eher typisch 'männliche' Aktivitäten bevorzugen, und die sich vielleicht auch eher wie typische Männer kleiden. Aber es gibt auch Lesben, die nach außen wie ganz normale Durchschnittsfrauen auftreten. Diese Rollenbilder, ob sie nun durch Aktivitäten, Frisur, Kleidung, Styling oder andere Eigenschaften und Eigenheiten zum Ausdruck kommen, können sich mit dem Thema Homosexualität überschneiden, aber die Homosexualität ist eigentlich unabhängig davon.
Wenn sich junge Menschen als trans outen, beziehen sie sich, wenn sie erklären, warum sie sich so fühlen, sehr häufig auf diese gesellschaftlichen Rollenvorgaben. Diese Rollenvorgaben, die ja nicht nur für diejenigen gelten, die sich als trans identifizieren, werden zu Rechtfertigungen für die Trans-Identifikation selbst. Ich wusste zum ersten Mal, dass ich ein Mädchen bin, als ich merkte, dass ich keinen Sport mag. Ich wusste zum ersten Mal, dass ich ein Junge war, als ich merkte, dass ich kein Make-up mochte. In der Praxis ergründen Jugendliche, die sich als trans sehen, eine neue Identität gemäß diesen gesellschaftlichen Wertvorstellungen, auch wenn diese je nach Kulturkreis und dem jeweiligen Zeitgeist einer Epoche sehr unterschiedlich sind und waren.
Viele ältere Homosexuelle finden das sehr bedenklich - ebenso wie zum Beispiel Frauenrechtlerinnen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging es überwiegend darum, mit als rückständig empfundenen Vorstellungen zu brechen, wie zum Beispiel dass Frauen niedlich und fürsorglich und Männer mutig und entschlussfreudig sein sollten. Für viele ist es beunruhigend, mitzuerleben, wie die jüngere Generation auf der Grundlage überholter geschlechtlicher Rollenbilder wieder vorgibt, was als typisch männlich und typisch weiblich gelten soll. Eine Alternative dazu ist ein weiteres Verständnis des biologischen Geschlechts, bei dem es nicht die eine Art und Weise gibt, eine Frau oder ein Mann zu sein. Sexualität hat mit sozialen Rollenbildern einfach nichts zu tun: Diese können zwar relevant sein, aber anhand von ihnen lässt sich Sexualität nicht erahnen.
Diese Aufzählung mag nicht vollständig sein, aber sie zeigt, wie viel übersehen wird, wenn Gender-Dysphorie und Sexualität als ein und dasselbe betrachtet werden, wie es in der heutigen Zeit so häufig geschieht. Für Detransitionierte ist das keine Kleinigkeit: Eine Studie ergab, dass fast ein Viertel der Detransitionierten der Meinung war, dass Homophobie oder Schwierigkeiten, sich selbst als lesbisch, schwul oder bisexuell zu akzeptieren, mitausschlaggebend für die Transition waren. Eine weitere Studie unter Detransitionierten und Desistern ergab, dass mehr als die Hälfte ein psychologisches Bedürfnis äußerte, zu lernen, mit verinnerlichter Homophobie umzugehen. Die Verschmelzung von Gender-Dysphorie und Sexualität kann gefährlich sein und verletzliche junge Menschen dazu bringen, Entscheidungen zu treffen, die sie später vielleicht bereuen werden.
Also nein, trans ist nicht das neue homosexuell. LGB-Menschen verdienen Respekt, Transpersonen auch. Die Grenzen zwischen diesen verschiedenen Konzepten zu verwischen, mag zwar die einfachste Option sein, ist aber nicht unbedingt der richtige Weg, um diesen Respekt zu zeigen. Ganz im Gegenteil.
--- Ende des Artikels von Angus Fox. ---
England: Wie aus LGB LGBT wurde
James Esses, Jurist und Psychotherapeut (Mitbegründer von Thoughtful Therapists) schreibt wie in England 2014 aus LGB LGBT wurde.
Es gibt Menschen, die mit ihrer Homosexualität hadern bzw. sie verdrängen. Einige dieser Menschen versuchen diesen Konflikt zu lösen, indem sie sich als trans-ident definieren und ggf. transitionieren.
In einer 20-jährigen Nachuntersuchung von Kindern wurde festgestellt, dass die Homosexualität im Erwachsenenalter bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte von Gender-Varianz 8- bis 15-mal so hoch war.
Eine Studie mit 100 Detransitionierten ergab, dass Homophobie oder Schwierigkeiten, sich selbst als lesbisch, schwul oder bisexuell zu akzeptieren, von 23,0 % als Grund für die Transition und die anschließende Detransition angegeben wurde.
In einer weiteren Studie mit Detransitionierten und Desistern - die meisten von ihnen waren Detransitionierte, die sich einer medizinischen Transition unterzogen hatten - äußerten 52 % ein psychologisches Bedürfnis, den Umgang mit verinnerlichter Homophobie zu lernen.
'There was a dark joke among staff, soon there will be no gay people left' … So began a Times article on the case of Sonia Appleby, the head of safeguarding at the Tavistock who raised a successful whistle-blowers claim that homophobia was being ignored as a safety concern. With the news that the Tavistock house of horrors is now to close, there is now a dark joke among us gays because soon there will be no Tavistock left.
Transsexualität kann bei Demenz verloren gehen
Es gibt einige Beobachtungen, dass Menschen, die eine Demenz entwickeln, ihre Transsexualität zunehmend vergessen. Da das bei homosexuellen Dementen nicht vorkommt, liegt der Schluss nahe, dass Transsexualität nicht angeboren ist.