Pubertätsblocker - Das Dilemma bei ROGD

Befürwortung

Fachleute mit "affirmativer Haltung" befürworten seit einigen Jahren Pubertätsblocker für genderdysphorische Jugendliche (ab 10 bzw. 12 Jahren) als praktisch erste somato-medizinische Maßnahme auf dem Weg zum „Wunschgeschlecht”. Damit wird die Pubertät der Jugendlichen gestoppt, bevor anschließend (ab dem Alter von 16 Jahren) gegengeschlechtliche Hormone zum Einsatz kommen, die die körperliche Modifikation Richtung „Wunschgeschlecht” bewerkstelligen sollen.

Früh ist keine sichere Diagnose möglich

Der Off-Label-Einsatz von Pubertätsblockern zum Stopp der natürlichen Pubertät ist unter den Fachleuten umstritten. Die Kontroverse besteht darin, dass zu Beginn der Pubertät keine sichere Diagnose gestellt werden kann, welche Jugendliche tatsächlich eine transsexuelle Entwicklung nehmen werden und welche sich schließlich mit ihrem biologischen Geschlecht arrangieren und ggf. auch eine homosexuelle Entwicklung nehmen könnten.

Bei Jugendlichen, die manifest genderdysphorisch sind und schließlich auch als Erwachsene dauerhaft transsexuell leben, würden Pubertätsblocker die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen wie Brust, Behaarung, Stimmbruch etc. weitgehend verhindern und somit meistens kosmetisch vorteilhaftere Ergebnisse bezüglich der Körpermodifikation im Erwachsenenalter ermöglichen. Bei Transjungen verkompliziert allerdings das Stoppen des Penis-Wachstums die Neovagina-Operation. Kurzfristig scheinen Pubertätsblocker den Leidensdruck von genderdysphorischen Jugendlichen zu reduzieren, ein möglicherweise primär psychologischer Effekt. Allerdings sind als Nebenwirkungen der Pubertätsblockade auch Depressionen und depressive Verstimmungen bekannt und im Beipackzettel angegeben.

background GerdAltmann pixabayFür Jugendliche, die nicht bei ihrem „Wunsch­geschlecht” bleiben, sind die Auswirkungen hochproblematisch. Die Pubertätsblocker stoppen die psychosexuelle Entwicklung nachhaltig, es werden "mögliche nicht-transsexuelle Entwicklungen, insbesondere ein homosexuelles Coming-Out und andere Variationen der sexuellen Identität hierdurch erschwert" (Korte u. a. 2014). Vermutet wird außerdem, dass Pubertätsblocker zu einer Verminderung der Knochendichte und der kognitiven Leistungsfähigkeit führen sowie Auswirkungen auf die Körperendgröße haben (AFMW-Leitlinien 2013).

„In sheep, GnRHa impairs spatial memory, and this effect remains after the treatment is stopped—thus demonstrating the irreversibility of puberty suppression (Hough et al. 2017a; 2017b)" M. Biggs, 2022

Verhindern PB die Spontanremmission von GD?

Will Malone 2019 (Min 9:00):

"But puberty blockade - and this has been written about fairly extensively in the literature especially the International literature - essentially halts the development of that adolescent on multiple levels so physiologically socially perhaps intellectually ... And so after 2 years of puberty blockade, so let's say, you start a kid at age 14 period 2 years later you're essentially still dealing with a 14-year old socially that all of their peers have advanced. They're having more complex interactions, they're going through puberty, they're having all of the experiencing, all the things that occur during puberty. And that process seems to resolve most gender dysphoria and so your halting one criticism here and this is not just my criticism, this is what's written in the literature. One concern and criticism of this approach is, that you are halting the process that actually leads to resolution of that is for you now we there are a couple."

Verhindern Pubertätsblocker alternative Entwicklungen?

Dr. Alexander Korte im Deutschlandfunk "Transsexualität / Ich bin trans* Sicher?":

„Ich habe mich da eindeutig positioniert und stehe dem Einsatz von pubertätsblockierenden Medikamenten sehr kritisch gegenüber. Und zwar deshalb, weil die bisherigen Studien übereinstimmend zeigen: Fast alle Kinder, die Pubertätsblocker nehmen, entscheiden sich in einem zweiten Schritt dann auch für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone, also Testosteron oder Östrogenpräparate. Das weist also darauf hin, dass zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Weichenstellung erfolgt, obwohl die Diagnose noch nicht gesichert ist. Weil die psycho-sexuelle Entwicklung des betreffenden Kindes noch gar nicht abgeschlossen ist. Und von Zeit gewinnen kann hier überhaupt keine Rede sein. Eine Pubertäts-blockierende Behandlung, die von den Befürwortern als medizinisch unbedenklich dargestellt wird, forciert nach dem, was wir wissen, möglicherweise – oder ich würde sagen wahrscheinlich – eine transsexuelle Entwicklung und verstellt zugleich andere, alternative Entwicklungswege. Zum Beispiel ein homosexuelles Coming out.“

Is your child transgender, gay or neither? Transgendertrend

Der High Court in London stellte 2020 im Urteil im Fall Keira Bell fest:

The evidence shows that the vast majority of children who take PBs move on to take cross-sex hormones, that Stages 1 and 2 are two stages of one clinical pathway and once on that pathway it is extremely rare for a child to get off it. ... PBs as a stepping stone to cross-sex hormones.

Die Interpretation von „nicht schaden" im affirmativen Behandlungsmodell

Bereits im niederländischen Modell ist ein Paradigmenwechsel bezüglich der Interpretation von „nicht schaden” beschrieben:

In a 2008 article explaining the paradigm shift, Peggy Cohen-Kettenis, Henriette Delemarre-van de Waal, and Louis Gooren pointed out that the principle of 'do no harm' has traditionally been interpreted in light of another longstanding principle of medical ethics: in dubio abstine (in the face of doubt, abstain from acting). But if non-action means letting puberty take its natural course to the detriment of a person’s subjective psychological wellbeing, the Dutch authors wrote, then non-action means doing harm. The World Professional Association for Transgender Health’s seventh Standards of Care later summarized the new outlook in its remark that 'Neither puberty suppression nor allowing puberty to occur is a neutral act.'

On ‘Gender’ the AAP Has Chosen Ideology Over Science, Leor Sapir, 16.08.2022


Nein, Pubertätsblocker sind nicht das Gleiche wie die Pille

Es gibt immer noch ExpertInnen, die behaupten, dass die Wirkung von Pubertätsblocker reversibel sei. Andere verharmlosen die Behandlung mit Pubertätsblockern, indem sie sie mit der Pille vergleichen. Dabei werden allerdings gravierende Punkte unterschlagen:

Während die Pille die Anwenderin vorübergehend daran hindert, schwanger zu werden, ebnen die Pubertätsblocker den Weg in die Unmöglichkeit, jemals schwanger zu werden. Wer früh Pubertätsblocker einnimmt und dann auf Hormone umsteigt, kann für immer unfruchtbar bleiben.

Neben diesen drastischen Risiken für die Fruchtbarkeit gibt es Hinweise darauf, dass Pubertätsblocker die Gehirnentwicklung und das Knochenwachstum von Kindern beeinträchtigen, was wahrscheinlich irreversibel ist.

No, puberty blockers are not the same as the pill - The piece the Metro refused to publish, J. Esses, 03.10.2023