Pubertätsblocker - Das niederländische Protokoll

Beginn in den Niederlanden

In den Niederlanden wurde erstmals in den 90er Jahren mit Pubertätsblockern experimentiert, Die Experten dort waren der Auffassung, dass Transsexualität im Gehirn des Menschen verankert ist. Da das Gehirn nicht verändert werden konnte, wollten sie den Körper anpassen.

Puberty blockers for gender dysphoria: The Dutch protocol, in diesem Video-Vortrag skizziert Prof. M. Biggs (Oxford) die Ursprünge der Pubertätsunterdrückung in den Niederlanden

Das sog. Dutch-Protokoll

In den 90er Jahren wurde das sog. Dutch-Protocol entwickelt, nach dem 12jährige für Pubertätsblocker in Frage kamen, 16jährige für Cross-Sex-Hormone und 18jährige für körpermodifizierende Operationen. Die Kriterien für die Behandlung bei Jugendlichen waren in den Niederlanden:

  • die Genderdysphorie sollte bereits in der frühen Kindheit begonnen haben
  • die Person sollte psychologisch stabil sein und nicht unter anderen psychischen Problemen leiden
  • die Person hat die Unterstützung und Zustimmung der Familie

Übernahme des Dutch-Protokolls weltweit

Das sog. niederländische Protokoll wurde 2006 im European Journal of Endocrinology veröffentlicht. Die Behandlung mit GnRHa wurde in vielen anderen Ländern übernommen: USA ab ca. 2007, England von 2010 bis 2011 ab 16 Jahren, ab ca. 2011 ab 12 Jahren, in Deutschland - in einzelnen Fällen ab 2005 - standardmäßig ca. seit 2010). Allerdings werden die Pubertätsblocker seither meistens eingesetzt ohne Berücksichtigung aller im niederländischen Protokoll genannten Kriterien und Altersgrenzen. Gerade die amerikanischen klinischen Psychologen wie J. Olson-Kennedy, D. Ehrensaft haben zügig die Schwellenwerte so weit gesenkt, dass sie fast nicht mehr existieren. "Affirmative Therapie" geht mittlerweile in vielen Ländern in die Richtung, dass es nur noch sehr wenig oder gar kein "Gatekeeping" mehr gibt, alle Beteiligten sollen einfach die Selbstdiagnose (auch von Minderjährigen) akzeptieren und "versorgen".

In den Niederlanden fand eine einzige Proof-of-Concept-Studie statt, die die Studienteilnehmer nach der Pubertätsblockade und bis 1,5 Jahre nach der Operation untersuchte, als die StudienteilnehmerInnen ca. 21 Jahre alt waren. Von einem einzigen FzM-Fall gibt es eine Beschreibung im Alter von 33 Jahren. Er bereute die Transition nicht.

"he reported struggling with significant shame related to the appearance of his genitals and to his inability to sexually function; had problems maintaining long-term relationships; and experienced depressive symptoms (Cohen-Kettenis, u. a., 2011). Notably, these problems had not yet emerged when the same patient was assessed at the age of 20."

Die Gültigkeit für ROGD-Jugendliche ist sehr zweifelhaft

Das Niederländische Protokoll wird weltweit stets als Referenz für das gender-affirmative Versorgungsmodell herangezogen, wenn es um die Sicherheit und Wirksamkeit der Maßnahmen und Eingriffe geht.

Die leitende Prüfärztin des niederländischen Protokolls, A. deVries, hat die medizinische Fachwelt 2020 in einem in Pediatrics veröffentlichten Kommentar darauf hingewiesen, dass die positiven Ergebnisse früher medizinischer Interventionen in den Niederlanden nicht automatisch für ROGD-Jugendliche gelten, weil diese Kohorte zum einen nicht an den damaligen Evaluierungsstudien (mit bspw. überwiegend biologischen ♂) teilgenommen hat, zum anderen einige Besonderheiten aufweist und weil oft nicht alle Kriterien (z. B. Altersmindestgrenzen) des Dutch-Protokolls eingehalten werden.

Das Niederländische Protokoll schloss folgende Fälle explizit aus:

  • Jugendliche, die sich vor der Pubertät nicht als cross-gender identifizierten
  • Jugendliche, die erhebliche psychische Probleme haben sowie
  • Jugendliche mit non-binären Identitäten

Auch ist es zunehmend üblich geworden, Kinder vor der Pubertät sozial zu transitionieren, wovon das niederländische Protokoll seinerzeit ausdrücklich abriet.

In der Niederländischen Studie lag das durchschnittliche Alter für den Beginn

  • mit Pubertätsblockern bei ca. 15 Jahren. Mittlerweile wird die Altersgrenze im Tanner-II-Stadium gesehen, das ab 8-9 Jahren beginnen kann und im Mittel bei 10,0 Jahren liegt.
  • mit Cross-Sex-Hormonen bei fast 17 Jahren, Derzeit werden CSH üblicherweise 14-jährigen verschrieben (s. auch WPATH-SoC8), manchmal sogar bereits früher.

"The fact that children are transitioned before their identity is tested against the biological reality and before natural resolution of gender dysphoria has had a chance to occur is a major deviation from the original Dutch protocol. (Levine, 2022)"

Bemerkenswert

Weitere interessante Auffälligkeiten sind:

"In England for example the youngest so far is 10 years old. One more thing about the Dutch protocol is that Ferring pharmaceuticals was remarkably generous with financial support and that of course is the company that manufactures tryptophan." M. Biggs

Während sich vor der Behandlung mit PB die Mehrzahl der Jugendlichen in der Pubertät mit ihrem biologischen Geschlecht arrangierten (Desistance) und beispielsweise homosexuell wurden, gehen fast alle seither mit PB behandelten Jugendlichen zu Cross-Sex-Hormonen über und starten damit i. d. R. ihre transsexuelle Entwicklung.

Pubertätsblocker - Die Kosten

Das am häufigsten als Pubertätsblocker eingesetzte Präparat kostet in Deutschland in Form der 3-Monatsspritze ca. 450 €, s.

Störungen der Gender-Identität und GD bei Kindern u. Jugendlichen, Wissenschaftliche Dienste des Bundestages 2019, Seite 26

Pubertätsblocker - Experimente an Kindern?

Unbeantwortete Fragen

2019 veröffentlichten Professoren der Universität Oxford den Beitrag „Gender-affirming hormone in children and adolescents“ zu deren Wirkungsweisen, Vor- und Nachteile und zu der Begrenztheit der wissenschaftlichen Evidenz. Sie schreiben allerdings auch:

  1. „An Archive of Diseases in Childhood letter referred to GnRHa treatment as a momentous step in the dark. It set out three main concerns:
  1. young people are left in a state of ‘developmental limbo’ without secondary sexual characteristics that might consolidate gender identity;
  2. use is likely to threaten the maturation of the adolescent mind, and
  3. puberty blockers are being used in the context of profound scientific ignorance.“
„There are a large number of unanswered questions that include the age at start, reversibility; adverse events, long term effects on mental health, quality of life, bone mineral density, osteoporosis in later life and cognition.“

„Im Zeichen der Vielfalt wird die Sexualität unterdrückt. Denn die behandelten Kinder haben dann erst mal keine.“ S. Becker

Unsystematisch und unkontrolliert

Bereits 2017 haben führende amerikanische Psychiater detailliert beschrieben, warum sie Pubertätsblocker bei genderdysphorischen Jugendlichen für extrem problematisch halten. Sie meinen:

„the evidence for the safety and efficacy of puberty suppression is thin, based more on the subjective judgments of clinicians than on rigorous empirical evidence. It is, in this sense, still experimental — yet it is an experiment being conducted in an uncontrolled and unsystematic manner.“ „Off-label status reflects that the use has not been proven in clinical trials to be safe and effective.“

“The lack of data on gender dysphoria patients who have withdrawn from puberty-suppressing regimens and resumed normal development raises again the very important question of whether these treatments contribute to the persistence of gender dysphoria in patients who might otherwise have resolved their feelings of being the opposite sex.“

Growing Pains - Problems with Puberty Suppression in Treating Gender Dysphoria (deutsche Fassung)

Dabei wird in der Medizin das Wort „experimentell” eigentlich nur dann benutzt, wenn eine Behandlung im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie erfolgt. Dies ist bei Pubertätblockern zumeist noch nicht einmal der Fall.

Druck für alle Beteiligte

„Children and adolescents who are experiencing confusion about gender roles, their sexuality and behavior, and the changes caused by puberty may be especially likely to take up the way of life provided for by a “kind” like “transgender” as a way to make sense of their confusing circumstances, especially when they are subjected to the pressure of being labeled as such by adults in positions of authority, including parents, teachers, psychologists, and physicians.“

Sind Pubertätsblocker wirklich die 'erste Wahl'?

„While there is much that is not known with certainty about gender dysphoria, there is clear evidence that patients who identify as the opposite sex often suffer a great deal. They have higher rates of anxiety, depression, and even suicide than the general population. Something must be done to help these patients, but as scientists struggle to better understand what gender dysphoria is and what causes it, it would not seem prudent to embrace hormonal treatments and sex reassignment as the foremost therapeutic tools for treating this condition.“

The Tavistock’s Experimentation with Puberty Blockers, Transgendertrend, 2020

Lesbians United haben die Beweise zur Unterdrückung der Pubertät mit entsprechenden Medikamenten überprüft und über 100 Nebenwirkungen mit ca. 300 Quellen katalogisiert. 

Pubertätsunterdrückung: Medizin oder Kunstfehler? 2022


Räumliches Gedächtnis

In sheep, GnRHa impairs spatial memory, and this effect remains after the treatment is stopped—thus demonstrating the irreversibility of puberty suppression (Hough et al. 2017a; 2017b). Biggs, 2022


Die psychosoziale Situation

And what about the social situation of the child who has undergone puberty suppression? Here is a child, side-by-side with other children of his or her own age who are showing secondary sex traits and behaving sexually, while he or she is not. To my knowledge no one has studied the ramifications of this psycho-social situation, but to me it hardly reads as a respite, with its potential to magnify difference and stigma, albeit in a suppressed form.

When Doing Less Is Helping More, Clinical and Ethical Considerations in the Treatment of Gender Dysphoric Children and Adolescents, D. Schwartz, 22.11.2021

Pubertätsbocker - Reversibel oder doch nicht?

Vermeintlich reversibel?

Pubertätsblocker werden i. d. R. mit dem Attribut „reversibel“ angewendet, die meisten verschreibenden Ärzte gehen aber anscheinend davon aus, dass es nicht dazu kommt, dass Jugendliche sie absetzen.

„Um psychische Schäden zu verhindern, ist es wichtig, genderdysphorische Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen und das soziale Umfeld frühzeitig aufzuklären. Neben psychotherapeutischer Begleitung der Kinder und ihrer Eltern kann ggf. auch eine medizinische Behandlung indiziert sein, z. B. zur – notfalls reversiblen – Pubertätsblockade. So gewinnen die Jugendlichen zusätzliche Zeit für die Identitätsfindung und endgültige Entscheidung“. D. Pauli (2017)

Hier stellt sich die Frage, wieso es „notfalls reversibel“ heißt, wenn es sich ansonsten vorgeblich um eine ausgangsoffene Behandlung handeln soll.

Nicht mehr 'fully reversible'

Weltweite Aufmerksamkeit gilt der seit dem 28.05.2020 geänderten Websites des NHS London. Dort wurden bei den Informationen zu Pubertätsblockern nun auch einige mögliche unerwünschte Wirkungen eingeräumt. Die Aussage, dass sie „fully reversible“ seien, ist verschwunden. Bericht: The Spectator am 04.05.2020

» NHS London ändert Infos zu Pubertätsblockern

Interessant auch die Äußerungen des Chef-Endokrinologen der größten Klinik für genderdysphorische Jugendliche in London:

„Senior NHS endocrinologist Gary Butler, a professor at University College London, has said a young person on blocker drugs  'remains in a state of arrested puberty and also most probably with a form of arrested emotional development'”. (zitiert ebenfalls in The Australian, 08.06.2020)

Nebenwirkungen

Prof. Michael Biggs zu den Nebenwirkungen von GnRHa (s. o.g. Vortrag):

"they're also used to treat some reproductive problems in women though it's interesting that women can only allow to take them for up to 6 months because they have such serious consequences"
"A recent review actually warned that they should be used only for the worst sex offenders because they have to quote extensive side effects so an outside observer it does seem a bit odd to give the same drugs to children suffering from gender dysphoria as are used to chemically castrate sex offenders."

Pubertätsblocker und Cross-Sex-Hormone sind praktisch eine Einheit

Es scheint die Realität zu sein, dass Pubertätsblocker den Weg für Cross-Sex-Hormone ebnen, die dann spätestens irreversible Auswirkungen haben.

Früher lag der Anteil derjenigen, die bei dem Wunsch nach körperverändernden geschlechtsangleichenden Maßnahmen blieben, bei 15-20 %. Seit Pubertätsblocker gegeben werden, liegt er bei nahezu 100 %.” (Korte 2019 und Bericht aus den NL, 2022)

Nach der Anwendung von Pubertätsblocker gefolgt von Cross-Sex-Hormonen können bei biologischen Frauen innerhalb weniger Jahren Atrophien der weiblichen Sexualorganen entstehen. Diese vaginale, zervikale und uterine Atrophien verursachen erheblicher Schmerzen, die häufig zur Hysterektomie führen. Zudem gibt es Klagen über starke Orgasmusschmerzen. Does prepubertal medical transition impact adult sexual function?

Zudem führt die medikamentöse Pubertätsblockade gefolgt von Cross-Sex-Hormonen zur irreversiblen Sterilisation. Auch die Option der „Fertilitätsreserve” durch Kryokonservierung von Eizellen oder Sperma ist nicht möglich, Denn Eizellen bzw. Sperma fehlt die Reifung durch eine natürliche biologische Pubertät, die sie für die Fortpflanzung lebensfähig machen würde, Regenbogengesundheit, 4thwavenow, 2017

Werde ich Kinder haben können? A. Ahler, 2022

Die alarmierendsten Effekte

If a child takes puberty blockers at Tanner stage 2 of puberty followed by cross-sex hormones at age 16 they will be sterilised as gametes have not developed.

Puberty blockers followed by opposite sex hormones cannot create ‘opposite sex puberty’, only secondary sex characteristics of the opposite sex. However, normal sexual or reproductive development will not occur. Girls will not begin menstruation and so will be infertile. Boys testes will not grow and develop and will impact on fertility. The change therefore is only cosmetic. A boy’s penis will remain immature and remain the size of a child’s into adulthood. This will cause problems sexually if the penis is retained, both functionally and in terms of sexual arousal. It is also problematic if gender reassignment surgery is later chosen since there is too little material to use from the penis and testicles.

Pubertätsblocker zur Blockade der natürlichen Pubertät - Effekte und Nebeneffekte, Reversiblität und Studienlage, Biggs, 2022

Rigorous systematic reviews of evidence continue to show that the benefits of treating gender dysphoria with hormonal and surgical interventions are highly uncertain. In contrast, the risks are much better understood. If puberty is blocked early and followed by cross-sex hormones, sterility ensues. Many other risks are emerging including risks to bone and brain development as well as a compromised sexual function, cardiovascular health, and many other physiological functions. Roberto D'Angelo, Direktor der Gesellschaft für evidenzbasierte Gen°der-Medizin SE°GM

 

Pubertätsblocker - Off-Label-Use

Keine Zulassung von GnRHa für GD bei Jugendlichen

Pubertätsblocker (GnRHa) haben in keinem Land der Erde eine Zulassung für die Pubertäts-Blockade bei Jugendlichen, die altersgemäß in die Pubertät gekommen sind oder sich bereits in der Pubertät befinden und an Genderdysphorie leiden.

GnRHa-Zulassung

GnRHa sind zugelassen

  • zur Behandlung einer vorzeitig auftretenden Pubertät (Pubertas praecox) bei Mädchen unter 7 Jahren und Jungen unter 9 Jahren.
  • zur Behandlung bei Erwachsenen z. B. von Endometriose, Prostatakrebs, Brustkrebs sowie zur pharmakologischen Behandlung von paraphilen Störungen bei Sexualstraftätern oder Männern mit einem hohen Risiko für Sexualstraftaten (sog. "chemische Kastration").

Produktnamen sind z. B.: Tryptorelin, Decapeptyl, Leuprorelin, Lupron (s. auch wikipedia)

Off-Label-Use

Bei Jugendlichen mit Genderdysphorie werden GnRHa im sog. Off-Label-Use(!) eingesetzt, um die natürliche Pubertät zu stoppen. Ihre Verordnung erfolgt außerhalb des durch die Arzneimittelbehörden zugelassenen Gebrauchs, wodurch die behandelnden Ärzte (teilweise zusammen mit dem Pharmaunternehmen) für die medizinische Richtigkeit sowie für eventuelle Nebenwirkungen haften.

Die ärztlichen Fachgesellschaften empfehlen, Off-Label-Verordnungen nur auf Basis von gültigen Leitlinien einzusetzen. Derzeit existieren allerdings in Deutschland keine gültigen Leitlinien, die Pubertätsblocker für genderdysphorische Jugendliche empfehlen!

Normalerweise betrifft ein Off-Label-Einsatz bei Minderjährigen lediglich die Dosis, da Medikamente meistens an Erwachsenen getestet werden.

Das Ungewöhnliche an der Verwendung von GnRHas bei jungen Menschen mit Genderdysphorie ist, dass der Anwendungsbereich ein völlig anderer ist, als die Krankheiten, für die diese Medikamente zugelassen und getestet sind: GnRHas sollen die natürliche Pubertät aufgrund eines genderdysphorischen Leidensdrucks verhindern.

Weil die natürliche Pubertät keine Krankheit ist, kann es vermutlich niemals zu einer Zulassung von Pubertätsblockern für genderdysphorische Jugendliche kommen. Obwohl die Pubertätsblocker schon seit über 20 Jahren Off-Label für Genderdysphorie eingesetzt werden, streben die produzierenden Arzneimittelfirmen keine Zulassung für diesen Zweck an.

Off-label, on meds - What does America's Food and Drug Administration know about the risks of transgender puberty blockers? B. Lane, 16.03.2023

Keine evidenzbasierten Wirksamkeitsnachweise

Fachleute, die diese somato-medizinischen Maßnahmen vorschlagen, sind von deren positiven Wirkung überzeugt und wirken oft überzeugend. Sie sprechen meistens verharmlosend von den Blockern als „Pausetaste”, aber sie können im speziellen Anwendungsfall (10-16 Jahre) keine evidenzbasierten Nachweise bezüglich der Auswirkungen z. B. auf die körperliche und psychosexuelle Entwicklung oder die Libido liefern. Es gibt keinen Nachweis, ob die Maßnahme reversibel ist, d. h. inwieweit der einzelne Jugendliche die über längere Zeit „eingefrorene“ bzw. versäumte psychosexuelle und die körperliche Entwicklung (z. B. Körpergröße) nachholen kann.

Dr. Hilary Cass (Kinderärztin), die in England eine unabhängige Untersuchung über die medizinische Behandlung von genderdysphorischen Jugendlichen leitet, schreibt:

“The most difficult question is whether puberty blockers do indeed provide valuable time for children and young people to consider their options, or whether they effectively ‘lock in’ children and young people to a treatment pathway which culminates in progression to feminising/masculinising hormones by impeding the usual process of sexual orientation and gender identity development.” (Cass-Review-Interim-Report, 2022, S. 38)

Die Herstellerfirmen von Pubertätsblockern und Cross-Sex-Hormonen haben offensichtlich kein Interesse an der Zulassung durch die entsprechenden Behörden, wie FDA oder BfArM. Die notwendigen Studien würden Kosten verursachen, sie fänden in einem politisch problematischen Umfeld statt und der erforderliche Nachweis der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wäre ungewiss.

Puberty Blocking Drug Companies Refuse To Conduct Safety Trials, 07.10.2022

Pubertätsblocker - Was ist das?

Es handelt sich um GnRHa-Pharmazeutika, das sind Medikamente, die den Teil der Hypophyse abschalten, der normalerweise die Produktion von Östrogen oder Testosteron stimuliert wodurch beispielsweise die normale Pubertät ausgelöst wird.

What are Puberty-Blockers? BBC, 2020

Follow the science

Pubertätsblocker - The good, the bad and the ugly, TwitterSpace, 16.04.2023

Alles über Pubertätsblocker

Broschüre zur Pubertätsblockierung von Prof. M. Biggs (Oxford), Transgendertrend, enthält die folgenden 5 HTML-Beiträge:

1: Tavistock’s Experimentation with Puberty Blockers: Scrutinizing the Evidence

2: Tavistock’s Experiment with Puberty Blockers: an Update

3: The astonishing admission in the Health Research Authority report: The purpose of puberty blockers is to commit children to permanent physical transition

4: The Tavistock’s Experimentation with Puberty Blockers: The Judicial Review

5: The Tavistock’s Experimentation with Puberty Blockers: The belated results

Pubertätsblocker zur Blockade der natürlichen Pubertät - Effekte und Nebeneffekte, Reversiblität und Studienlage, Biggs, 2022

Pubertätsblocker - Transsexuelle Entwicklung

Trans-Track mit Eigendynamik?

Experten bestätigen, dass Pubertätsblocker eine transsexuelle Entwicklung begünstigen:

Mir ist kein Fall bekannt, in dem nach einer pubertätsunterdrückenden Hormonbehandlung nicht die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung gefolgt ist. So dass ich schon den Eindruck habe, mit Beginn der pubertäts­unter­drückenden Hormonbehandlung wird ein Track geschaffen, der dann eine Eigendynamik entwickelt.“ (Timo Nieder, UKE HH)

A. Korte, LMU München, der Pubertätsblocker als medizinische Maßnahme bei Genderdysphorie für ungeeignet hält, weist darauf hin,

dass zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Weichenstellung erfolgt, obwohl die Diagnose noch gar nicht gesichert ist. Eine pubertätsblockierende Behandlung, die von den Befürwortern als medizinisch unbedenklich dargestellt wird, forciert nach den bisherigen Erfahrungen also möglicherweise eine transsexuelle Entwicklung und verstellt zugleich andere, alternative Entwicklungswege." "Zum Beispiel ein homosexuelles Coming-out. Vor allem aber verhindert der Einsatz von Pubertätsblockern eine prinzipiell mögliche Aussöhnung mit dem Geburtsgeschlecht, präjudiziert die Intensivierung einer Geschlechtsdysphorie hin zur tatsächlichen Transsexualität und damit eine mit Risiken und Nebenwirkungen behaftete Transformationsbehandlung." (Korte 2019)

Früher und heute

Früher lag der Anteil derjenigen, die bei dem Wunsch nach körperverändernden geschlechtsangleichenden Maßnahmen blieben, bei 15-20 %. Seit Pubertätsblocker gegeben werden, liegt er bei nahezu 100 %.” (Korte 2019 und Bericht aus den NL, 2022)
Nahezu alle Kinder, die mit Pubertätsblockern behandelt werden, nehmen in einem zweiten Schritt auch gegengeschlechtliche Hormone. Faktisch fällt damit schon, wenn die Kinder elf, zwölf oder 13 sind, die Entscheidung zur Geschlechtsangleichung." (Korte 2019)

Sexualmediziner Prof. Dr. H. Bosinski zu Pubertätsblockern für Jugendliche:

"Ich sehe die Gefahr, dass den Kindern nicht möglich sein wird, ihren eigenen sexuellen Entwicklungsweg zu finden. Sie erleben keine sexuellen Fantasien, das wird durch die Hormone blockiert. Sie erleben keinen Orgasmus, sie erleben nicht die Möglichkeit sich zu verlieben. All das ist aber erforderlich, um die Geschlechtsidentität gewissermaßen abzurunden." Planetopia

Behandlung von Geschlechtsidentitätsstörungen (Geschlechtsdysphorie) im Kindes- und Jugendalter: Ausgangsoffene psychotherapeutische Begleitung oder frühzeitige Festlegung und Weichenstellung durch Einleitung einer hormonelle Therapie? Beier, Bosinski, Korte 2016 (enthält u.a. Zahlen zur Persistenz/Desistenz bei PB)

PB als Sprungbrett für CSH?

"The defendant and the Trusts argue that Stage 1 and 2 are entirely separate; a child can stop taking PBs at any time and that Stage 1 is fully reversible. It is said therefore the child needs only to understand the implications of taking PBs alone to be Gillick competent. In our view this does not reflect the reality. The evidence shows that the vast majority of children who take PBs move on to take cross-sex hormones, that Stages 1 and 2 are two stages of one clinical pathway and once on that pathway it is extremely rare for a child to get off it."

...

"Indeed, the statistical correlation between the use of puberty blockers and cross-sex hormones supports the case that it is appropriate to view PBs as a stepping stone to cross-sex hormones." aus dem Urteil des High Courts in London im Fall K. Bell vs. Tavistock&Portman NHS Foundation Trust

Pubertätsblocker - der Startknopf für die Transition?

In einer retrospektivischen Studie wurden die Krankenakten von 1.766 Kindern und Jugendlichen, die zwischen 1972 und 2018 in der Amsterdamer Uniklinik in Behandlung waren, ausgewertet. Zum hohen Übergang von Pubertätsblockern zu gegengeschlechtlichen Hormonen schreiben die ForscherInnen:

„The majority of adolescents (93 %) using GnRHa go on to start with GAH. This finding may imply that GnRHa treatment is used as a start of transition rather than an extension of the diagnostic phase.”

Children and adolescents in the Amsterdam Cohort of Gender Dysphoria: trends in diagnostic- and treatment trajectories during the first 20 years of the Dutch Protocol, v. d. Loos u.a. 26.01.2023

 

Pubertätsblocker - Das Dilemma bei ROGD

Befürwortung

Fachleute mit "affirmativer Haltung" befürworten seit einigen Jahren Pubertätsblocker für genderdysphorische Jugendliche (ab 10 bzw. 12 Jahren) als praktisch erste somato-medizinische Maßnahme auf dem Weg zum „Wunschgeschlecht”. Damit wird die Pubertät der Jugendlichen gestoppt, bevor anschließend (ab dem Alter von 16 Jahren) gegengeschlechtliche Hormone zum Einsatz kommen, die die körperliche Modifikation Richtung „Wunschgeschlecht” bewerkstelligen sollen.

Früh ist keine sichere Diagnose möglich

Der Off-Label-Einsatz von Pubertätsblockern zum Stopp der natürlichen Pubertät ist unter den Fachleuten umstritten. Die Kontroverse besteht darin, dass zu Beginn der Pubertät keine sichere Diagnose gestellt werden kann, welche Jugendliche tatsächlich eine transsexuelle Entwicklung nehmen werden und welche sich schließlich mit ihrem biologischen Geschlecht arrangieren und ggf. auch eine homosexuelle Entwicklung nehmen könnten.

Bei Jugendlichen, die manifest genderdysphorisch sind und schließlich auch als Erwachsene dauerhaft transsexuell leben, würden Pubertätsblocker die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen wie Brust, Behaarung, Stimmbruch etc. weitgehend verhindern und somit meistens kosmetisch vorteilhaftere Ergebnisse bezüglich der Körpermodifikation im Erwachsenenalter ermöglichen. Bei Transjungen verkompliziert allerdings das Stoppen des Penis-Wachstums die Neovagina-Operation. Kurzfristig scheinen Pubertätsblocker den Leidensdruck von genderdysphorischen Jugendlichen zu reduzieren, ein möglicherweise primär psychologischer Effekt. Allerdings sind als Nebenwirkungen der Pubertätsblockade auch Depressionen und depressive Verstimmungen bekannt und im Beipackzettel angegeben.

background GerdAltmann pixabayFür Jugendliche, die nicht bei ihrem „Wunsch­geschlecht” bleiben, sind die Auswirkungen hochproblematisch. Die Pubertätsblocker stoppen die psychosexuelle Entwicklung nachhaltig, es werden "mögliche nicht-transsexuelle Entwicklungen, insbesondere ein homosexuelles Coming-Out und andere Variationen der sexuellen Identität hierdurch erschwert" (Korte u. a. 2014). Vermutet wird außerdem, dass Pubertätsblocker zu einer Verminderung der Knochendichte und der kognitiven Leistungsfähigkeit führen sowie Auswirkungen auf die Körperendgröße haben (AFMW-Leitlinien 2013).

„In sheep, GnRHa impairs spatial memory, and this effect remains after the treatment is stopped—thus demonstrating the irreversibility of puberty suppression (Hough et al. 2017a; 2017b)" M. Biggs, 2022

Verhindern PB die Spontanremmission von GD?

Will Malone 2019 (Min 9:00):

"But puberty blockade - and this has been written about fairly extensively in the literature especially the International literature - essentially halts the development of that adolescent on multiple levels so physiologically socially perhaps intellectually ... And so after 2 years of puberty blockade, so let's say, you start a kid at age 14 period 2 years later you're essentially still dealing with a 14-year old socially that all of their peers have advanced. They're having more complex interactions, they're going through puberty, they're having all of the experiencing, all the things that occur during puberty. And that process seems to resolve most gender dysphoria and so your halting one criticism here and this is not just my criticism, this is what's written in the literature. One concern and criticism of this approach is, that you are halting the process that actually leads to resolution of that is for you now we there are a couple."

Verhindern Pubertätsblocker alternative Entwicklungen?

Dr. Alexander Korte im Deutschlandfunk "Transsexualität / Ich bin trans* Sicher?":

„Ich habe mich da eindeutig positioniert und stehe dem Einsatz von pubertätsblockierenden Medikamenten sehr kritisch gegenüber. Und zwar deshalb, weil die bisherigen Studien übereinstimmend zeigen: Fast alle Kinder, die Pubertätsblocker nehmen, entscheiden sich in einem zweiten Schritt dann auch für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone, also Testosteron oder Östrogenpräparate. Das weist also darauf hin, dass zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Weichenstellung erfolgt, obwohl die Diagnose noch nicht gesichert ist. Weil die psycho-sexuelle Entwicklung des betreffenden Kindes noch gar nicht abgeschlossen ist. Und von Zeit gewinnen kann hier überhaupt keine Rede sein. Eine Pubertäts-blockierende Behandlung, die von den Befürwortern als medizinisch unbedenklich dargestellt wird, forciert nach dem, was wir wissen, möglicherweise – oder ich würde sagen wahrscheinlich – eine transsexuelle Entwicklung und verstellt zugleich andere, alternative Entwicklungswege. Zum Beispiel ein homosexuelles Coming out.“

Is your child transgender, gay or neither? Transgendertrend

Der High Court in London stellte 2020 im Urteil im Fall Keira Bell fest:

The evidence shows that the vast majority of children who take PBs move on to take cross-sex hormones, that Stages 1 and 2 are two stages of one clinical pathway and once on that pathway it is extremely rare for a child to get off it. ... PBs as a stepping stone to cross-sex hormones.

Die Interpretation von „nicht schaden" im affirmativen Behandlungsmodell

Bereits im niederländischen Modell ist ein Paradigmenwechsel bezüglich der Interpretation von „nicht schaden” beschrieben:

In a 2008 article explaining the paradigm shift, Peggy Cohen-Kettenis, Henriette Delemarre-van de Waal, and Louis Gooren pointed out that the principle of 'do no harm' has traditionally been interpreted in light of another longstanding principle of medical ethics: in dubio abstine (in the face of doubt, abstain from acting). But if non-action means letting puberty take its natural course to the detriment of a person’s subjective psychological wellbeing, the Dutch authors wrote, then non-action means doing harm. The World Professional Association for Transgender Health’s seventh Standards of Care later summarized the new outlook in its remark that 'Neither puberty suppression nor allowing puberty to occur is a neutral act.'

On ‘Gender’ the AAP Has Chosen Ideology Over Science, Leor Sapir, 16.08.2022


Nein, Pubertätsblocker sind nicht das Gleiche wie die Pille

Es gibt immer noch ExpertInnen, die behaupten, dass die Wirkung von Pubertätsblocker reversibel sei. Andere verharmlosen die Behandlung mit Pubertätsblockern, indem sie sie mit der Pille vergleichen. Dabei werden allerdings gravierende Punkte unterschlagen:

Während die Pille die Anwenderin vorübergehend daran hindert, schwanger zu werden, ebnen die Pubertätsblocker den Weg in die Unmöglichkeit, jemals schwanger zu werden. Wer früh Pubertätsblocker einnimmt und dann auf Hormone umsteigt, kann für immer unfruchtbar bleiben.

Neben diesen drastischen Risiken für die Fruchtbarkeit gibt es Hinweise darauf, dass Pubertätsblocker die Gehirnentwicklung und das Knochenwachstum von Kindern beeinträchtigen, was wahrscheinlich irreversibel ist.

No, puberty blockers are not the same as the pill - The piece the Metro refused to publish, J. Esses, 03.10.2023