Kritik unerwünscht
Erneut wurden Fälle veröffentlicht, bei denen Transaktivisten versuchen, JournalistInnen zum Schweigen zu bringen, die kritisch über den gender-affirmativen Ansatz bei der Behandlung von Jugendlichen berichten. Till Amelung hat mit Dr. Martina Lenzen-Schulte, Ärztin und langjährige Fachjournalistin des
„Vorgebracht werde dies durch eine Gruppe von Psychotherapeut_innen, die Transpersonen begleiten. Diese hätten sich, so Lenzen-Schulte, in einer offenbar koordinierten Aktion an die Chefredaktion und den wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Ärzteblatts gewandt. Ziel: Ihre kritische Berichterstattung zu stoppen. 'So etwas habe ich in meiner über 30-jährigen Tätigkeit noch nie erlebt!' (sagte M. Lenzen-Schulte)“
Till Amelung vermutet:
„Die Gemengelage ist hochkomplex, aber die derzeitigen Entwicklungen lassen erahnen, dass den Transaktivist_innen und ihren Verbündeten offenbar die Felle davonschwimmen."
Dr. Martina Lenzen-Schulte sagte der Initiative Queer Nations:
„Es ist unser Auftrag als Journalisten, alle Facetten darzustellen und gerade in der Medizin ist das wichtig! Nur, wer alle Aspekte einer Behandlung kennt, kann eine informierte Einwilligung geben.”
Kritik unerwünscht – Wie Medien zum Sprachrohr von Transaktivisten gemacht werden sollen, T. Amelung, 21.03.2024
Hier wird Dr. Martina Lenzen-Schulte für zwei ihrer Beiträge im Dt. Ärzteblatt von WPATH-Mitgliedern kritisiert:
Transgeschlechtlichkeit in der Psychotherapie auf der Basis von Leitlinienorientierung und Fachkompetenz, Thierschmidt u. a., 19.09.2023
Weitere Forderungen
Ende August 2024 hat eine bunte Ansammlung von transaktivistischen BehandlerInnnen, BeraterInnen, StudentInnen, MFAs, MTRAs, Pflegekräfte etc. erneut das Dt. Ärzteblatt angegriffen und zwar in einem 9-seitigen
Die AktivistInnen versuchen in ihrem Brief eine augenfällig einseitige gender-affirmative Sicht als Versorger von genderdysphorischen/genderinkongruenten Minderjährigen zu verbreiten. Konkret geht es um 11 Beiträge, die seit 2022 im Dt. Ärzteblatt zum Thema Behandlung von genderdysphorischen/genderinkongruenten Minderjährigen veröffentlicht wurden. Die Kritik in dem Offenen Brief wird stets als Falschdarstellung/en(13x), falsch(71), Fehlinformation(snarrativ) (133x), Myth/os/en(15x) oder „unwissenschaftlich”, „tendenziös”, „polemisch”, „politisch motiviert”, „sachlich unzutreffende Kritik an der Studienlage", „Verschwörungsglaube”, „stark|hochgradig irreführend", etc. gelabelt.
Die Gruppierung Kost&Co. operiert mit Schlagworten wie „einschlägige Behandlungsleitlinien", „Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse”, „gängige Behandlungsleitlinien im Feld" oder „Behandler*innen mit Expertise im Feld" um ihre gender-affirmative Perspektive dogmatisch zu verteidigen. Vertrauenswürdig sind für sie außer den deutschsprachigen AWMF-Leitlinien nur amerikanische Quellen wie World Professional Association for Transgender Health (WPATH), American Psychological Association (APA), American Academy of Pediatrics (AAP) und Endocrine Society (ES), deren jeweilige Empfehlungsqualität im Cass Review eher gering bewertet wurde und zwischen denen deutliche Zirkelbezüge zugunsten des medikalisierten „gender-affirmativen" Behandlungsansatzes" bestehen.
Vermutlich weil nicht gender-affirmativ, wird die Veröffentlichung unter Leitung von Hilary Cass von der Gruppierung um C. Kost als „sog. Cass Review" bezeichnet und stark kritisiert.
Insbesondere die SEGM wird mindestens 10x als „Anti-LSBTIA*-Hassgruppierung eingestufte Vereinigung", diffamiert, außerdem heißt es:
"Die „Society for Evidence-Based Gender Medicine“ (SEGM) stellt eine Interessensgemeinschaft fehlinformationsverbreitender Gesundheitsdienstleistender dar, die eine zentrale Rolle innerhalb der Anti-LSBTIA* Bewegung auf US-amerikanischer und internationaler Ebene einnimmt."
Wie viele andere Gruppierungen (GETA/Therapy First, SEGM, Genspect, TransgenderTrend, EMMA-Magazin, Schwulissimo, etc.) wird auch 'Transteens Sorge berechtigt' von Kost&Co. als „transfeindlich” bezeichnet und mit Interessensgruppen deutlich anderer Ausrichtung in einen Topf geworfen bzw. unzutreffend in Verbindung gebracht, vgl. auch entsprechenden
Pauschal-Kritik
Ein Beispiel für die Pauschal-Kritik (Fehlinformation, Unvereinbarkeit mit dem Stand der Wissenschaft ...) hier gegenüber dem Dt. Ärztetag bzw. der Bundesärztekammer
Aus dem Anhang zum o. g. Offenen Brief von C. Kost und weiteren AktivistInnen:
„Zwei fehlinformierte Ärztetagbeschlüsse
(Mit Forderungen, die zum einen unvereinbar mit dem Stand der Wissenschaft sowie den Leitlinienempfehlungen im Feld sind und zum anderen Prinzipien der Wissenschafts- und Medizinethik widersprechen: a) Forderung nach gesetzlicher Beschränkung des Zugangs zu Maßnahmen trans-spezifischer Gesundheitsversorgung für Minderjährige auf die Teilnahme an kontrollierten Studien und b) Forderung nach Abänderung des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) dergestalt, dass sich Minderjährige vor Ermöglichung einer rechtlichen Namens- und Personenstandsänderung einer zwangsweisen „fachärztliche[n] kinder- und jugendpsychiatrische[n] Diagnostik und Beratung“ unterziehen müssen; vgl. https://trans-gesundheit.de/briefaerztetag-24• Anzahl Beteiligte mit substanzieller Erfahrung auf dem Gebiet der Transgendermedizin: 0”
Normalisierung medizinischer Maßnahmen
Wie in dem Offenen Brief medizinische Maßnahmen leichtfertig normalisiert und bagatellisiert werden, um das gender-affirmative „Weiter-so” festzuschreiben, zeigt sich auch exemplarisch beim Thema GnRH-Analoga (= Pubertätsblocker), die
- zum einen für Pubertas Praecox (Stoppen der zu frühen Pubertät) zugelassen sind und
- zum anderen zur Blockierung der altersgerechten natürlichen Pubertät mangels Zulassung von gender-affirmativen Versorgern 'off-label' angewendet werden.
Im Brief der Gruppierung um C. Kost wird die Meinung vertreten:
„Dennoch wird die Gabe von GnRH-Analoga von fehlinformationsverbreitenden Akteur*innen häufig als neuartig und experimentell dargestellt. Tatsächlich werden GnRH-a seit den 1980er Jahren zur Behandlung der Pubertas Praecox eingesetzt und gelten dort als Goldstandard. Ihre Anwendung wird als sicher und wirksam betrachtet (Eugster, 2019). Kritiker*innen bleiben eine schlüssige Argumentationslinie schuldig, inwiefern das gleiche Medikament bei der Behandlung geschlechtsinkongruenter Jugendlicher ein anderes Risikoprofil aufweisen sollte, obwohl sich die Zielgruppen in Hinblick auf das Alter kaum unterscheiden.” [Markierung hinzugefügt.]
Hilary Cass (Leitung Cass Review, Kinderärztin) beurteilt die Pubertätsblockade ganz anders:
"Many drugs are not licensed for use in children, but can still be given to them safely. This is because the trials to test safety were only done in adults, so the licence specifies adult use only. In these circumstances the drug is usually given to children for exactly the same reason as for adults (for example, treatment of a severe infection)."
„14.7 The situation for the use of puberty blockers in gender dysphoria is different. Although some endocrinologists have suggested that it is possible to extrapolate or generalise safety information from the use of puberty blockers in young children with precocious puberty to use in gender dysphoria, there are problems in this argument. In the former case, puberty blockers are blocking hormones that are abnormally high for, say, a 7-year-old, whereas in the latter they are blocking the normal rise in hormones that should be occurring into teenage years, and which is essential for psychosexual and other developmental processes."
Während England Pubertätsblocker (PB) (mit Ausnahme klinischer Studien evtl. zukünftig) mittlerweile komplett ausgesetzt hat, behauptet die Fraktion der gender-affirmativen Versorger in Deutschland noch immer, PB seien bis auf die Beeinflussung der psychosexuellen Entwicklung nahezu vollständig reversibel und deshalb sicher und notwendig zur Blockierung der natürlichen Pubertät genderdysphorischer Teenager (s. S2k-Leitlinienentwurf).
England setzt Pubertätsblocker für GD-Teenager vollständig aus
Widersprüche
Wenn die amerikanischen Empfehlungen zur gender-affirmative Versorgung von genderdysphorischen Teens&Twens, an denen sich auch die deutsche AWMF-S2k-Leitlinie orientiert, so evidenzbasiert, anerkannt und „rein medizinisch" wären wie die Gruppierung um C. Kost behauptet, dann würde sich ihr Offener Brief erübrigen.
Die substanzielle Frage ist zudem, warum sich die skandinavischen Länder und England, die nicht unbedingt für Rückständigkeit, hassmotivierte Transfeindlichkeit oder gar Bibeltreue bekannt sind, mittlerweile von den amerikanischen gender-affirmativen Empfehlungen (WPATH, ES, APA, AAP, etc.) abwenden und – wenn überhaupt – erst sehr spät bzw. im Erwachsenenalter quasi als 'ultima ratio' bzw. unter Studienbedingungen medizinsche Transitionen zulassen.
Fragwürdige Einstellung zur Pressefreiheit
Die Redakteurin im Wissensressort Gesundheitsthemen der Süddeutschen Zeitung, Berit Uhlmann, bewertet die Forderungen der Transaktivistengruppe, die sich um C. Kost schart, als bedenklich bzw. bezeichnet sie als „fragwürdige Einstellung zur Pressefreiheit":
„die Absenderinnen und Absender [fordern] von der Redaktion nicht nur Korrekturen, sondern auch eine Artikelserie zum Thema, deren Zuschnitt, Platzierung und Autorenschaft sie in großen Teilen selbst bestimmen wollen. Zudem fordern sie, dass die Redaktion künftige Artikel zum Thema 'routinemäßig einer Qualitätskontrolle durch leitliniengerecht arbeitende Expert*innen' unterzieht."
Die AktivistInnen-Gruppe reklamiert letztlich die alleinige Expertise:
„die Auseinandersetzung mit dem Thema Transgender [sollte] alleine einer kleinen Gruppe von Insidern - konkret: Fachleuten mit Behandlungserfahrungen - vorbehalten sein."
Berit Uhlmann bestreitet die Behauptungen der Aktivisten-Gruppierung:
„viele Menschen [sind] schlicht verunsichert, ob schon Kinder Transbehandlungen beginnen sollten, deren Langzeitfolgen noch nicht sicher sind. Diese Menschen sind, anders als die Briefeschreiber behaupten, nicht allesamt durch Hassnarrative transfeindlicher Gruppierungen beeinflusst, sondern geplagt von echten Sorgen. Es sind Eltern, Lehrer, andere Ärzte und Wissenschaftler, Politiker, Journalisten oder weitere Bürger, denen eben nicht egal ist, was in ihrer Umgebung, in ihrem Land passiert. [Fettmarkierung hinzugefügt]. ... Es ist unabdingbar, dass diese Sorgen Gehör bekommen und beantwortet werden."
Transgender-Behandlungen: So verprellen Transaktivisten Teile der Gesellschaft, SZ, B. Uhlmann, 29.08.2024
Betroffene Eltern haben ein Recht auf eine eigene Meinung
Selbstverständlich haben alle betroffene Eltern ein Recht auf eine eigene Meinung und dürfen die „medizinische Notwendigkeit” der gender-affirmativen Versorgung hinterfragen. Sie kennen ihr Kind am längsten und am besten, sind ExpertInnen für ihr Kind. Sie leben zumeist viele Jahre zusammen mit dem Kind, das sein Geschlecht/Gender infrage stellt, oft auch mit einem transitionierenden Kind und manchmal sogar mit dem transitionierten Kind. Betroffene Eltern, die Vorbehalte gegen unnötiger Medikalisierung von GD/GI-Teens&Twens haben, pauschal als „transfeindlich", ablehnend oder un- bzw. fehlinformiert zu diffamieren, halten wir (TTSB) zum Mindesten für unprofessionell und respektlos. Gegenüber solchen „Beteiligten mit substanzieller Erfahrung auf dem Gebiet der Transgendermedizin" empfiehlt sich Zurückhaltung.
Als Eltern freuen wir uns über sämtliche gut recherchierte und stets exakt belegte Beiträge von Fach-JournalistInnen wie Dr. Martina Lenzen-Schulte und interessante Studien wie die von Prof. Dr. Bachmann und KollegInnen im Dt. Ärzteblatt und anderen angesehenen Medien.
Kritik ist auch in der Schweiz unerwünscht
Der Schweizer Sender SRF sendete am 17.01.2024 eine kritische Reportage unter dem Titel „Trans Jugendliche - Zweifel während der Geschlechtsangleichung”. Darin enthalten war auch die Kritik von Eltern, die sich an die zuständigen Behörden gewandt hatten, weil sie die Vorgehensweise beim Kontakt mit spezialisierten Gendereinrichtungen in der Schweiz für übereilt und unangemessen halten. Es ging vor allem um die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Zürich (KJPP), deren Chefärztin, Dr. Dagmar Pauli, von SRF dazu interviewt wurde.
Eltern kritisieren Züricher Psychiatrieklinik, SRF Schweiz, 17.01.2024
Geschlechtsangleichungen - Rettung oder Irrweg? SRF Schweiz, Januar 2024
Zürcher Klinik wegen Trans-Behandlungen in der Kritik, NZZ, 18.01.2024
So ging es nach der Sendung weiter
Nach dem Start der kritischen Reportage von «Impact Investigativ», die das Thema von Zweifeln nach oder während der Transition von Jugendlichen behandelte, beanstandete Anfang Februar das Transgender Network Switzerland (TGNS) die Reportage. Es würde ein verzerrtes Bild der Realität gezeigt und Detransition als seltenes Phänomen skandalisiert. Die Ombudsstelle sieht das jedoch anders.
Zweifel nach Geschlechtsangleichung – Ombudsstelle befasst sich mit Beitrag zu trans Jugendlichen, Frühjahr 2024
Außerdem wurde außerdem die Schweizer Journalistin Michèle Biswanger von einem Bündnis diverser Organisationen (u. a. Transgender Network Switzerland) in einem Offenen Brief angegriffen, z. B. für ihren Bericht über die SRF-Investigativrecherche zur Züricher Gender-Klinik.
Heftiger Protest gegen «Trans-Feindlichkeit» bei «Tages-Anzeiger» und SRF, 27.03.2024
Postfaktischer Journalismus
Es wird häufig berichtet, dass JournalistInnen keine kritischen Beiträge zum Thema „Genderdysphorische Teens&Twens” in den Medien, insbesondere in den öffentlichen platziert bekommen, nicht als feste Mitarbeitende und noch weniger als freie. Ein Beispiel:
Auf längere Sicht hat es nicht funktioniert, als Wissenschafts-Journalistin und Mutter eines ROGD-Teenagers für ein Gesundheitsmagazin im Ressort Gender-Medizin Nachrichten zu schreiben. Sie versuchte ihr Bestes, musste aber ihre Beiträge von ManagerInnen kontrollieren lassen, die sehr wenig über diese Themen wussten. Viele wurden nie veröffentlicht.
„My daughter is, in every single way, a blueprint of the phenomenon that Dr Lisa Littman first identified and Abigail Schrier described in Irreversible Damage—a teenage girl with rapid-onset gender dysphoria (ROGD)."
Nach der Kündigung versucht sie es nun als freie Journalistin. Zumindest muss sie sich nicht mehr mit Vorgesetzten herumschlagen, die wenig Faktenwissen haben und ihr sagen, dass ROGD und der gender-affirmative Umgang damit „normal” seien, was er für viele Eltern nicht ist.
In What Way is Surgery Reversible? Memories of Diversity Seminars in the Workplace, Bericht einer betroffenen britischen Mutter und Journalistin, 29.06.2024