PB und CSH - Systematisches Review aus Schweden

Ziel schwedischer ForscherInnen war es, die Auswirkungen einer Hormonbehandlung bei genderdysphorischen Minderjährigen auf die psychosoziale und mentale Gesundheit, die Kognition, die Körperzusammensetzung und die Stoffwechselmarker zu bewerten.

Im Rahmen einer 2-jährigen Auftragsarbeit der schwedischen Behörde für Gesundheitstechnologiebewertung und Bewertung von Sozialleistungen (SBU) haben sie international nach Beobachtungsstudien, randomisierte kontrollierte Studien und systematische Übersichten gemäß den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses), gesucht. Randomisiert kontrollierte Studien wurden nicht gefunden, Fallberichte, redaktionelle Arbeiten und nicht-humane Studien wurden nicht berücksichtigt. Es konnten 24 relevante Beobachtungsstudien identifiziert und einer systematischen Bewertung unterzogen werden.

Ergebnisse des schwedischen Reviews

als Grafik:

Neueres Review von 2023

Da die untersuchten Studien aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und des erheblichen Risikos einer Verzerrung der Auswahl beeinträchtigt waren, konnten die langfristigen Auswirkungen der Hormonbehandlung auf die psychosoziale Gesundheit nicht bewertet werden.

Auch war es nicht möglich, eventuelle kognitive Auswirkungen der Hormontherapie zu untersuchen, weil in den bewerteten Studien keine Analysen vor und nach der GnRHa-Therapie durchgeführt worden waren.

Die schwedischen ForscherInnen stellen fest, dass die GnRHa-Behandlung von Minderjährigen mit Genderdysphorie als experimentelle Behandlung von Einzelfällen und nicht als Standardverfahren angesehen werden sollte. „Experimentell” bedeutet in der Medizin die Behandlung im Rahmen medizinischer Forschungsprojekte.

This systematic review of almost 10.000 screened abstracts suggests that long-term effects of hormone therapy on psychosocial and somatic health are unknown, except that GnRHa treatment seems to delay bone maturation and gain in bone mineral density.

Um GD-Jugendlichen und ihren Familien bessere Informationen liefern zu können, benötigen ForscherInnen weitere bzw. andere Daten. Dieses Review weist auf diverse Wissenslücken im Bereich der Genderdysphorie bei Minderjährigen hin:

  1. Es fehlen randomisierte kontrollierte Studien
  2. Häufig wurden bisher Beobachtungsdaten auf Gruppenebene untersucht, statt die intraindividuellen Veränderungen zu analysieren.
  3. Viele Studien liefern Angaben zum chronologischen Alter, lassen aber das Pubertätsstadium und das biologische Alter außer Acht.
  4. Es fehlen Langzeitstudien, die länger als 4 Jahre laufen.
  5. Personen, die die Behandlungen abbrechen, müssten weiterverfolgt werden.
  6. Obwohl nur Studien mit Veröffentlichungsdatum nach 2014 berücksichtigt wurden, gelten die Daten als veraltet, sodass die Ergebnisse nicht auf die heutigen GD-Jugendlichen bezogen werden können, die mittlerweile eine veränderte Demografie aufweisen.

Aufbauend auf den festgestellten Einschränkungen der bisherigen Forschung liefern die AutorInnen eine Checkliste, wie die Genderdysphorie-Forschung verbessert werden kann.

A systematic review of hormone treatment for children with gender dysphoria and recommendations for research, Ludvigsson u. a., 17.04.2023