Detrans - Typologie und Behandlungsleitlinien

Pablo Expósito-Campos, ein spanischer Psychiater, hat für die Gender-Detransition eine Typologie vorgeschlagen, die sich auf die Beendigung oder Fortführung einer Transgender-Identität bezieht.

Detransition - Prozess der Wiederidentifikation mit dem ursprünglichen Geschlecht, nachdem eine Person gesellschaftlich, rechtlich oder medizinisch transitioniert ist.

  1. Kern- oder Primär-Detransitionierte: Eine transitionierte Person hört auf, sich als transgender zu identifizieren, nachdem sie zu dem Schluss gekommen ist, dass das Transgender-Sein nicht der Grund für ihr/sein Leid und ihr/sein körperliches Unbehagen ist. Diese Entscheidung bedeutet in der Regel, dass der Transitionsprozess gestoppt und - wo möglich - rückgängig gemacht wird, z. B. indem die Hormoneinnahme eingestellt wird und der Name und die Pronomen von vor der Transition wieder angenommen werden.
  2. Sekundär-Detransitionierte: Eine Person beendet die Transition aufgrund gesundheitlicher Bedenken, mangelnder gesellschaftlicher/familiärer Unterstützung oder Unzufriedenheit mit dem Ergebnis, med. Komplikationen, Schwierigkeiten im Berufsleben und/oder vielen weiteren Gründe. Sie hört aber nicht auf, sich als transgender zu identifizieren. Diese Person hätte sich nicht dazu entschlossen, die Transition zu beenden, wenn die Umstände anders gewesen wären. Die Transition wird aus Gründen eingestellt, die sich der Kontrolle der transitionierten Person entziehen, aber nicht, weil sie sich nicht als transgender identifiziert.

Die steigende Zahl der Detransitionierten, die öffentlich über ihre Erfahrungen berichten, spricht für die Notwendigkeit der Entwicklung und Umsetzung spezieller Leitlinien für Kliniker. Bisher fehlen Leitlinien, wie Detransitionierten geholfen werden kann.

Aus der Diskussion des Themenfeldes Detransition ergibt die Frage nach den Möglichkeiten, das Phänomen Detransition zu verhindern. Die Gesundheitsdienstleister müssten praktisch sicherstellen, dass die Patientenentscheidungen immer wohlüberlegt, gut informiert und langfristig vorteilhaft sind. Probleme, Bedenken oder Faktoren, die die Vorteile einer Transition gefährden, müssten erkannt und daraufhin untersucht werden, in welchem Zusammenhang sie mit der Genderdysphorie stehen.

Zudem wäre jeder einzelnen Person mit Genderdysphorie stets verschiedene Alternativen anzubieten, um ihre Genderdysphorie anzugehen, anstatt - wie derzeit üblich - nur einen einzigen therapeutischen Ansatz, die Gender-Affirmativen-Therapie  (GAT mit ihren biomed. Intervetionen) zu fördern.

A Typology of Gender Detransition and Its Implications for Healthcare Providers, 10.01.2021


Detrans Vielfalt

So wie es nicht den oder die Transsexuelle(n) gibt, gibt es auch nicht den oder die Detransitionierte(n).

Auch wenn es viele unterschiedliche Situationen und medizinische Stadien gibt, so macht es doch Sinn, für die Vielfalt von Personen, die ihre Transition nicht mehr weiter verfolgen, den Begriff Detrans* zu haben.

Ganz rückgängig gemacht werden kann die Transition oft nicht. Manche schlagen einen anderen medizinischen Weg ein, andere versuchen Rück-Operationen und oder detransitionieren nur sozial (Name/Pronomen/Personenstand, Aussehen, Frisur, ...). Wieder andere möchten möglichst nichts mehr mit Transition und Detransition zu tun haben und auch nicht als Detransitionierte bezeichnet werden.

Transition involves lifelong medicalisation, and cross-sex hormones cause health problems and sometimes require painful daily maintenance. Some trans people might get worn down by trying to speak in a higher register all the time, or other tiresome efforts at ‚passing‘. And if the forums online are to be believed, many men are disappointed by the libido-zapping effects that can be an outcome of oestrogen treatment.

Detransition wird von Verfechtern der medizinischen Transition bei Genderdysphorie als „vermeidbar” bzw. als Kollateralschaden in einem System, das ansonsten funktioniert, heruntergespielt.

„Detransition stories have long been a thorn in the side of the affirmative care model, which is based on the idea that no person of any age ever makes a mistake.”

Aber auch bei Detransitionierten selbst finden sich Tendenzen, die Detransition zu ‚positivieren‘, indem dem Phänomen die Tragik entzogen wird und es z. B. als Teil einer „Gender-Reise” dargestellt wird. Bedauern kann zudem eine untergeordnete Rolle spielen oder fehlen, wenn z. B. der Abbruch der Transition vor allem wegen gesundheitlicher Bedenken oder Gründe erfolgt. Auch wird Detransition zum Teil mit externen Faktoren wie den Reaktionen der Gesellschaft auf transitionierte Personen begründet.

Konsequenzen wie „Ich habe einen Fehler gemacht" sind für Betroffene oft zu hart, zu schmerzhaft. Zudem müssen sie einen Weg für ihr zukünftiges Leben entwickeln und Scham, Schmerzen, Trauer und Wut überwinden, Unterstützung und Hilfe finden.

The highly medicalised life is very difficult to maintain, there are painful complications and health problems that come with it, and body modification is a pretty bad solution for a problem that resides in the mind.

The battle for the meaning of “detransition”, R. Kellegher, 27.12.2022


The Urgency of Detransition Care - What we need from gender medicine, and why, Lisa Selin Davis, 17.04.2023


Stella O'Malley - die intensiv mit Detransitionierten arbeitet - zitiert den häufigst genannten Punkt, der zur Detransition geführt hat:

„I was exhausted. I was exhausted at trying to be something that I wasn’t."