Wenn aus Jugendlichen Erwachsene werden
Leben und Bindung junger Menschen zwischen 18 und 30 Jahren
„Freiheit oder die Suche nach Identität und Sinn" lautet der Untertitel des neuen Buches von Claus Koch, promovierter Psychologe, zur Entwicklungsphase des Erwachsenwerdens, die er zwischen dem 18. und dem 29. Lebensjahr ansetzt.
Das Erwachsenwerden sei eine eigenständige Entwicklungsphase, in der sich alles noch einmal radikal verändere. Die »Odysseusjahre«, wie Claus Koch sie nennt, sind gekennzeichnet von einer Suche nach Autonomie, begleitet von Identitätskrisen, in denen sich erneut frühkindlich erworbene Bindungsmuster zeigen.
„Wenn junge Menschen von ihrer Kindheit endgültig Abschied nehmen müssen, beginnt für sie eine neue Zeitrechnung. Wichtige Leitplanken wie Elternhaus und Schule fallen weg, und plötzlich stehen bislang unbekannte Entwicklungsaufgaben an, die weitreichende Folgen für das ganze Leben haben.!
Koch beschreibt das Leben und die Gefühle junger Erwachsener von heute. Da ist ein Freiheitsversprechen, das gelebt werden will und gleichzeitig Angst machen kann. Und er zeigt, wie Eltern und andere Bezugspersonen sie in dieser Zeit unterstützen können."
Wenn aus Jugendlichen Erwachsene werden, 21.02.2024
Claus Koch, Dr. phil., Diplom-Psychologe, ist Mitbegründer des Pädagogischen Instituts Berlin, Autor und Publizist. Er hat zahlreiche Fachartikel zu Kindheit, Jugend und Bindungstheorie veröffentlicht.
18-25jährige
Bei der Diskussion um die Cannabis-Legalisierung warnte kürzlich sogar der Bundesgesundheitsminister Lauterbach:
„Achtung, das Gehirn ist bis Mitte 20 noch nicht ausgereift!”
Bekanntermaßen werden die sog. Exekutiv-Funktionen beim Erwachsenwerden zuletzt ausgebildet, z. B.:
- strategische Handlungs-Planung,
- Zielsetzung
- Entscheidungsfähigkeit,
- Selbstkontrolle,
- Selbstmotivation,
- Zeitmanagement,
- Kontrollfunktionen, etc.
Diese Erkenntnis sollte auch bei den Entscheidungen zur Medikalisierung bei Genderinkongruenz berücksichtigt werden.
Pubertät war erst der Vorwaschgang
Wie junge Menschen erwachsen werden und ihren Platz im Leben finden
„Loslassen oder festhalten – die Zeit nach der Pubertät" ist der Untertitel des ersten Buches von Claus Koch, das sich mit der Zeit des Erwachsenwerdens auseinandersetzt. Er zeigt auf, dass in dieser Lebensphase jungen Leute noch einmal ganz andere Entwicklungsaufgaben anstehen als in der Pubertät.
Das Leben wird härter, Schutzräume wie Familie oder Schule werden verlassen, erste Fehlentscheidungen hinterlassen Spuren. Also einfach Kind bleiben? Ein verlockendes Angebot, doch Peter Pan, der Junge, der es ein Leben lang so wollte, taugt nicht als Vorbild. Aber wie Erwachsenwerden? Alles, was man dazu braucht, findet sich in diesem Buch. Und auch, wie Eltern beim Erwachsenwerden ihrer Kinder, entgegen der Auffassung, jetzt sei alles gelaufen, am besten helfen können. Klaus Hurrelmann, Deutschlands bekanntester Jugendforscher, hat das Vorwort zum Buch geschrieben.
Das Buch überzeugt mit seinem leichten und verständlichen Schreibstil. Der Autor kann den LeserInnen keine Entscheidungen abnehmen, aber er kann viele Fragen beantworten und erläutert gewisse Dinge aus einer interessanten Perspektive eines Vaters (und Psychologen), der das Erwachsenwerden von 4 Jungen miterlebt hat.
Die Pubertät war erst der Vorwaschgang, 2016
Die härteste Lebensjahre überhaupt, Tagesspiegel, 2016
Mit 18-beginnen die härtesten Lebensjahre, 20-Min, Interview mit Claus Koch, 2016
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Dieter Braus' (Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut) wissenschaftliches Interesse gilt der Neurobiologie psychischer Störungen, dem Gedächtnis und dem sozialen Gehirn in unterschiedlichen Lebensabschnitten – vor allem auch in der Pubertät. Es sagt zur Gehirnentwicklung in der Pubertät:
Die Feinabstimmung im Gehirn dauert bis zum 25. oder 26. Lebensjahr. In dieser Zeit ist das Gehirn am leistungsfähigsten. Der Hauptumbau findet jedoch zwischen 13 und 17 Jahren statt - er ist gerade rechtzeitig zum Schulabschluss oder zur Oberstufe abgeschlossen.
Die Pubertät ist der letzte große Umbauprozess des Gehirns, Zeit, 25.07.2023
Warum wir erst im Alter von 25 Jahren wirklich erwachsen sind, WELT, 2018
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Stella O'Malley, irische Psychotherapeutin, macht darauf aufmerksam, wie sich das Erwachsenwerden in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Die Zeit des Erwachsenwerdens hat sich deutlich verlängert durch umfassendere Ausbildung, späteren Berufseintritt sowie feste Partnerschaft und Elternschaft erst in höherem Alter. In dieser „neuen” Phase zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr in der die jungen Erwachsenen noch wenig Verantwortung tragen, haben ihre Eltern mehr Verantwortung und Erwartungen bei abnehmender Autorität.
The emerging Adult, S. O'Malley, 07.07.2024