34-Jährige möchte Teenager sein
Zufällig las ich im Guardian die wöchentliche Kummerkasten-Rubrik „Ask Philippa", in der es in dieser Woche um die Vorstellungen und Probleme einer längst erwachsenen Tochter geht. Schon die Unterüberschrift sprang mir sofort ins Auge. „Distorted external referencing can keep her paralysed because she’s trying to live up to an imagined ideal.”
Der Vater schildert den Fall:
„My daughter is now 34 years old, but she wants to be a teenager again, because she feels that she missed out on the fun she should have had back then. She hates the way she looks because she thinks she looks older than 16. She wants cosmetic surgery and orthodontics to look younger. … She never goes out and has no friends. She has no interests and spends most of her time comparing herself with teenage social-media idols. My daughter says if she can’t go back to being a teenager, then she wants to die."
Die Antwort
Philippa Perry, die Beraterin des Guardian, analysiert zunächst, was sie aufgrund der wenigen Zeilen des Vaters vermutet:
„It sounds as though your daughter’s life is online, where curated and idealised images are likely feeding her body dysmorphia and sense of inadequacy.”
Statt sich auf ihre eigenen Gefühle und Erfahrung zu verlassen, lässt die Tochter sich von ihren Ideen, was andere über sie denken könnten, leiten und versucht diesen zu entsprechen. Da das nicht gelingt, hat sie Ängste und Depressionen.
Die Beraterin vermutet, dass die Tochter einige Lebenskompetenzen noch lernen müsse, wie Frustrationstoleranz, Flexibilität, Problemlösungskompetenz und Empathie. Außerdem sorgt sie sich über ihre Isolation und ihre Selbstmordgedanken.
Ratschläge
Eine Gruppentherapie – zunächst vielleicht zunächst sogar stationär – könne helfen, um insbesondere Interaktion zu lernen,Vertrauen in Beziehungen aufzubauen und soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln. Die Beraterin betont gleichzeitig, dass es keine Therapie gäbe, die passiv heilt, sondern dass „Arbeit seitens der Patienten“ erforderlich ist.
Zudem dürfe die Tochter nicht zu sehr finanziell und bei der Alltagsbewältigung unterstützt werden, sie müsse lernen, für sich selbst zu sorgen und unabhängig zu werden. Eine Familientherapie könnte nützlich sein, um die Kommunikation zwischen Tochter und Eltern zu verbessern und einander vernünftig abzugrenzen.
Zu den medizinischen Maßnahmen schreibt sie:
„I personally believe plastic surgery and orthodontics would be a disaster for her. It would further entrench her external referencing mindset.“
Keine Bestätigung, keine Solidarität mit den Wünschen und Lösungsideen
Als Elternteil eines genderdysphorischen Teenagers reibe ich mir die Augen und mir fällt sofort der Unterschied der Beurteilung dieses Falles zum üblich gewordenen Affirmation-Only-Trend bei ROGD-Teens und -Twens auf.
Ich frage mich:
Warum schaffen es die allermeisten Medien nicht ansatzweise, ähnlich realistisch und unideologisch mit der Transidentifizierung von Teens und Twens umzugehen, ihnen und der Öffentlichkeit zu vermitteln,
- dass die Pubertät an sich keine Krankheit ist und dass diese als schwierig erlebte Entwicklungsphase vorübergeht.
- dass die Pubertät notwendig ist, um erwachsen zu werden,
- dass sie durch das Erwachsenwerden Unabhängigkeit und Selbstständigkeit hinzugewinnen werden,
- dass ihr Körper vollkommen gesund und in Ordnung ist,
- dass sie ihr Geschlecht nicht wechseln können, und wenn sie es versuchen, wird es zu einem Körper führen, wie er in der Natur nicht vorkommt,
- dass die Bestätigung ihrer Transidentifizierung ihnen kaum langfristig helfen wird,
- dass ihnen die sog. geschlechtsangleichenden medizinischen Maßnahmen in die Situation eines lebenslang von der Medizin abhängigen Patienten einbringt, der mit großer Wahrscheinlichkeit keine leiblichen Kinder haben kann,
- dass es für jeden Menschen eine Lebensaufgabe ist, mit dem eigenen Körper zurechtzukommen, auch Sigmund Freud war überzeugt, dass niemand aus seinem Körper „aussteigen“ könne:
"Es ist ein Teil unserer Lebensaufgabe, uns mit ihm anzufreunden, klarzukommen und eine Perspektive mit uns, so wie wir sind, zu entwickeln."
- warum sie sich trotzdem in einer psychischen Notlage bzw. in einem Ausnahmezustand befinden,
- wie sie einen Weg finden können, der ihnen aus der Notlage bzw. der Ausnahmesituation heraushilft.
My adult daughter wants to turn herself back into a teenager, The Guardian, 23.03.2025