Warum erstatten die GKV Leistungen, obwohl sie es nicht müssten?

Nach dem Motto „Immer wie immer“ erstatten die Gesetzlichen Krankenkassen derzeit weiterhin Leistungen für Versicherte, die ihre Geschlechtsmerkmale ändern lassen wollen, obwohl die Kassen das nach dem aktuellen Stand neuerer Gerichtsurteile gar nicht unbedingt müssten.

Das Selbstverwaltungsprinzip im deutschen Gesundheitswesen bedeutet, dass der Staat zwar den gesetzlichen Rahmen im SGB V setzt, die Krankenkassen, Leistungserbringer (Ärzte, Krankenhäuser etc.) und Selbstverwaltungsgremien wie der wichtige und maßgebliche Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die konkrete Organisation und Ausgestaltung der Versorgung jedoch eigenverantwortlich gestalten.

„Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen.“ SGB V verlangt, „dass der diagnostische oder therapeutische Nutzen, die medizinische Notwendigkeit und die Wirtschaftlichkeit von Leistungen nachgewiesen sein müssen, bevor sie Bestandteil des GKV-Leistungskataloges werden können." (wikipedia)

Leitlinie – Richtlinie

Einen einheitlich strukturierten GKV-Leistungskatalog, in dem man nachschlagen könnte, welche Methoden und Leistungen zur Behandlung von Genderinkongruenz/-dysphorie erstattet werden, gibt es derzeit nicht. Nach unseren Recherchen hat der G-BA bisher noch nie eine Richtlinie für Behandlungen bei Genderinkongruenz und -dysphorie herausgebracht – weder für Erwachsene noch für Minderjährige. 

Es existieren in Deutschland zwar Leitlinien, die von Medizinern, Psychiatern, Psychologen und Betroffenen erstellt wurden, diese sind aber für das Leistungsangebot und die Kostenerstattung nicht direkt relevant. Bekanntermaßen tun sich die Leitlinien-Kommissionen auch in Deutschland schwer, die „medizinischen Notwendigkeiten“ für invasive Eingriffe bei Genderinkongruenz und -dysphorie zu belegen. Derzeit existieren: 

  • eine nicht mehr gültige S3-Leitlinie (S3 bedeutet evidenzbasiert),
  • eine S2k-Leitlinie für Minderjährige, die lediglich konsensbasiert ist.

Die einzige Richtlinie („Begutachtungsanleitung „Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualismus (ICD 10, F64.0)“) wurde letztmalig am 31.08.2020 vom GKV (Spitzenverband der ca. 100 Krankenkassen in Deutschland) für Erwachsene herausgegeben. Darin wird die medizinische S3-Leitlinie der medizinischen Fachgesellschaften für Erwachsene von 2018 zum Teil heftig kritisiert. Diese GKV-Richtlinie ist derzeit zur Kostenerstattung durch die Krankenkassen relevant und wird auch vom Medizinischen Dienst verwendet.

Für Minderjährige gibt es keine solche Richtlinie vom GKV-Spitzenverband, sodass nicht transparent ist, inwieweit die Behandlungskosten nach „medizinischer Notwendigkeit“ oder nach anderen Gesichtspunkten (Wünsche, Konventionen, Off-Label-Experimente etc.) erstattet werden. 

Unsere ausführliche Recherche zur GKV-Kostenerstattung von 2024

Die Gemengelage in Bezug auf die Kostenerstattung

Selbst Fachleute sprechen mittlerweile von einer sog. Gemengelage, was die Kostenerstattung von medizinischen Maßnahmen bei Genderinkongruenz durch die Krankenkassen angeht. Bei Behandlern (und Betroffenen) geht die Angst um, dass die Versicherer die Kosten für Transitionsbehandlungen nicht mehr erstatten werden. Dafür gibt es diverse Gründe, z. B.:

  • Die „medizinische Notwendigkeit“ kann angesichts der Entpathologisierung von Genderinkongruenz für die Kostenerstattung kaum mehr herangezogen werden. Wenn keine Krankheit vorliegt, kann von medizinischer Indikation und zuverlässiger Diagnose nicht die Rede sein. Dies wäre auch deshalb irreführend, da angesichts der Evidenzlage kein klarer und nachhaltiger medizinischer Nutzen der Medikalisierung zu erwarten ist.
  • Persistenz: Ob eine Genderinkongruenz bzw. Transsexualität angeboren oder dauerhaft ist, kann kein Experte sicher beurteilen. Die Ergebnisse neuerer Studien sprechen eher dafür, dass diese Diagnosen in vielen Fällen nach einigen Jahren bzw. im Erwachsenenalter nicht mehr aufrechtzuerhalten sind (Bachmann u. a. 2024, Rawee u. a. 2024), was diagnostische Prognosen und irreversible invasive Behandlungen prinzipiell infrage stellt.
  • Genderinkongruenz ist nicht per se eine lebensbedrohliche Situation.
  • Möglicherweise sind auch alternative Behandlungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

Aufgrund dieser „Gemengelage“ rufen hauptsächlich affirmative Behandler nach dem Gesetzgeber. Er soll die Kostenerstattung für alle medizinischen Dienstleistungen bei Genderinkongruenz regeln, die nicht in das bisherige Erstattungsschema des SGB V passen. Immer wieder werden Gerichtsverfahren eingeleitet, um bestimmte Konstellationen zu prüfen.

GKV-Kostenerstattung

Aus Aktivistenkreisen verlautet stets die Vorstellung, dass die Kostenerstattung medizinischer Dienstleistungen für Trans*Personen möglichst ohne jegliche Diagnose / Indikation / oder sonstige als Gatekeeping diffamierte Voraussetzungen einfach immer durchgewunken werden sollte. Diagnostische biopsychosoziale Beurteilungen müssten in den Hintergrund treten zugunsten von Wünschen, „embodyment goals“ und der Realisierung von Selbstbestimmungsrechten.

Was hilft? Was schadet?

Erstattungspflicht in Deutschland teilweise ausgesetzt

Durch ein Urteil des BSG vom 19.10.2023 wurde die Erstattungspflicht für medizinische Maßnahmen bei Genderinkongruenz großenteils ausgesetzt – nicht nur für Personen, die sich als „ׅnon-binär“ identifizieren. Zunächst solle der G-BA eine Richtlinie dafür schaffen. Der G-BA kann jedoch erst tätig werden, nachdem der Gesetzgeber entsprechende Vorgaben ins SGB V geschrieben hat. Bis dahin gibt es Interimsregelungen (sog. Vertrauensschutz). Zusätzlich gibt es ein weiteres relevantes Urteil vom 18.11.2024 (SG Koblenz). Die rechtliche Situation aufgrund der beiden Urteile wurde im April 2025 eindrücklich durch folgenden juristischen Kommentar erläutert

Anspruch auf geschlechtsangleichende Operation aufgrund Vertrauensschutzes, juris.de, 17.04.2025

Der im Urteil vom 19.10.2023 definierte Vertrauensschutz betrifft vor dem 19.10.2023 begonnene Behandlungen, bei denen folgende Bedingungen erfüllt sein müssen:

  1. es wurde nach dem TSG (mit 2 Gutachten) rechtlich transitioniert und
  2. es gibt einen BEHANDLUNGSPLAN über die gesamte medizinische Transition.

Mittlerweile wurden erste Fälle bekannt, bei denen Krankenkassen die Kostenübernahme von Therapien aufgrund von Transsexualität ablehnen:

Weil er trans ist, muss er die Therapie abbrechen, ZEIT, 24.04.2025

Keine Ausweitung des GKV-Leistungsanspruchs

Historie zum Thema „Kostenerstattung von Leistungen für Transgender“

2021 - Koalitionsvertrag der Ampelregierung

Aufgrund der allgemein erkannten „Gemengelage“ beim GKV-Leistungsanspruchs für Menschen mit Genderdysphorie und Genderinkongruenz in Bezug auf medizinische Transitionsmaßnahmen enthielt der Koalitionsvertrag von 2021 eine Formulierung des „versorgungspolitischen Willens“ im Sinne einer beabsichtigten Ausweitung: „Die Kosten für geschlechtsangleichende Behandlungen müssen vollständig von der GKV übernommen werden.“

Koalitionsvertrag 2021, fragdenstaat, S. 119

19.10.2023 - BSG-Urteil (Mastektomie bei non-binärer Identifikation) B 1 KR 16/22 R

In diesem Urteil des Bundessozialgerichtes B 1 KR 16/22 R vom 19.10.2023 war die Übernahme von Kosten einer Mastektomie bei einer sich als non-binär identifizierenden Person durch die Techniker Krankenkasse (TK) abgelehnt worden. Die Auffassung der TK wurde bestätigt. Sie hatte den Kostenübernahmeantrag mit der Begründung abgelehnt, dass bei der non-binären Person kein manifestierter Transsexualismus vorläge und es daher keine Grundlage für eine geschlechtsangleichende Operation gäbe. Die Vorinstanz hatte eine Klage u. a. mit folgender Begründung abgewiesen:

„Ansprüche auf Behandlungsmaßnahmen, die die Uneindeutigkeit der äußeren Geschlechtsmerkmale erhöhten, seien ausgeschlossen. Die klagende Person wolle ihren Körper an ihre non-binäre Identität angleichen, für die aus der Sicht eines verständigen Betrachters kein Erscheinungsbild eines phänotypisch angestrebten Geschlechts existiere. … Es verstoße gegen den Gleichheitssatz, Menschen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung einen umfassenden leistungsrechtlichen Zugang zu kosmetischen Operationen zu eröffnen."

Das BSG beurteilte eine Mastektomie bei non-binärer Identifikation als evtl. neue Behandlungsmethode/Versorgungsform. Auf diese bestehe erst dann ein Anspruch, wenn der [dafür zuständige] Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine entsprechende Empfehlung abgegeben habe. Somit kam der G-BA ins Spiel. Er hat sich nach unseren Recherchen bisher noch nie mit Behandlungsformen bei Genderdysphorie/Genderinkongruenz beschäftigt.

Der Schwenk des BSG bedeutet sogar Einschränkungen der GKV-Leistungspflicht

Das BSG änderte mit diesem Urteil vom 19.10.2023 die bisherige Rechtsprechung und fordert jetzt generell für geschlechtsangleichende Operationen (nicht nur in Fällen von non-binary) eine Richtlinie des G-BA, die festlegt, welche vertragsärztlichen Versorgungen zulasten der GKV erbracht werden dürfen.

19.10.2023 – Fachgespräch des BSG zum im Koalitionsvertrag 2021 genannten Vorhaben (s.o.)

Am Tag des BSG-Urteils fand ein erstes BMG-Fachgespräch mit Beteiligung von G-BA, Med. Dienst, Fachexperten und Betroffenen zum im Koalitionsvertrag 2021 genannten Vorhaben (s. o.) statt. Zum Schluss dieses Fachgespräches wurde angekündigt, ein nächstes Fachgespräch sei erst nach Veröffentlichung der Leitlinie für Minderjährige sowie der Leitlinie für Erwachsene sinnvoll. Beide Leitlinien waren damals für Ende 2023 angekündigt.

29.11.2023 – Schreiben Prof. Hecken (G-BA) an Prof. Lauterbach (BMG)

Prof. Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, schrieb angesichts des BSG-Urteils vom 19.10.2023 an das BMG Prof. Lauterbach, dass er einen gesetzgeberischen Änderungsbedarf zur Sicherstellung der „Versorgung von Versicherten mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie“ sehe, weil die vom BSG angesprochene Behandlungs-/Versorgungsform offenkundig nicht in das konventionelle Schema/Regelungswerk der Gesundheitsversorgung passe. Prof. Hecken schlug vor, falls es zu einem entsprechenden neuen Regelungsansatz kommt, diesen [aus Gründen der Systematik] in einen § 27c SBG V aufzunehmen.

Schreiben von Prof. Hecken an das BMG, Prof. Lauterbach, 29.11.2023

18.01.2024 – Antwort von Prof. Lauterbach () an Prof. Hecken (G-BA)

BM Lauterbach empfahl in seiner Antwort vorläufig die Beibehaltung der bisherigen Regelungen und bekräftigte die Absicht, neue Regelungen zum „Versorgungsbedarf“ von „Versicherten mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie“ zu treffen:

„Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich beabsichtige, noch in dieser Legislaturperiode eine Neuregelung vorzulegen, die die Versorgung von Versicherten mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie auf eine neue, eigenständige Grundlage stellt und auch die Behandlung nicht-binärer Personen ermöglich.”

Schreiben Prof. Lauterbach (BMG) an Prof. Hecken (G-BA), 18.01.2024

Anschließend waren keine gesetzgeberischen Aktivitäten des BMG erkennbar.

31.1.2024 – Rundschreiben des GKV-Spitzenverbandes an die gesetzlichen Krankenkassen

Der GKV-Spitzenverband empfahl anschließend den Krankenkassen, die bisherige Praxis beizubehalten. Er sei jedoch der Rechtsauffassung,

„dass bis zum Inkrafttreten der gesetzlichen Neuregelung eine Ausweitung der Anspruchsberechtigung auf nicht-binäre Personen nicht möglich ist.”

Rundschreiben „Krankenbehandlung im Zusammenhang mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen“, GKV-Spitzenverband, 31.01.2024

18.07.2024 – Schreiben von Prof. Lauterbach (BMG) an Prof. Hecken (G-BA)

(keine Online-Quelle gefunden)

Hier hatte Prof. Lauterbach (BMG) anscheinend auf eine geplante Gesetzesanpassung zur Regelung eines Leistungsanspruchs von Personen mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz verwiesen, s. erneute Anfrage von Prof. Hecken (G-BA) vom 03.12.2024.

18.11.2024 – Urteil SG Koblenz

In diesem Urteil vom 18.11.2024 (SG Koblenz) wurde die Erstattung der GKV befürwortet, ohne dass Punkt 2 des Vertrauensschutzes (Behandlungsplan  über die gesamte medizinische Transition) erfüllt war. Das Gericht hat allerdings diesen Punkt gar nicht erörtert, sodass in anderen Fällen hierzu ggf. weitere Verfahren notwendig sind.

03.12.2024 – Erneute Anfrage von Prof. Hecken (G-BA) an Prof. Lauterbach (BMG)

Schreiben von Prof. Hecken (GBA) vom 03.12.2024
Prof. Hecken stellt fest, dass das im Schreiben vom 18.7.2024 genannte Gesetzgebungsverfahren nicht zu einem Abschluss gebracht werden konnte (u. a. wegen der vorzeitig notwendig gewordenen Neuwahl im März 2025) und weist erneut auf einen „dringend gegebenen gesetzgeberischen Handlungsbedarf nach dem Urteil des Bundessozialgerichts vom 19. Oktober 2023 (B 1 KR 16/22 R) hin.“, es gehe um „nicht hinnehmbare Rechts- und Versorgungrisiken“.

Prof. Hecken sieht Verfahrensprobleme:

„Der Ausgang eines solchen Methodenbewertungsverfahrens [ohne gesetzliche Spezialregelung]wäre aufgrund der hohen methodischen Anforderungen auf Basis des aktuellen Standes der medizinischen Erkenntnisse nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin ungewiss.“ „Die aktuelle Evidenzlage ist in Hinblick auf einen Großteil der Maßnahmen spezifisch zur Linderung einer bestehenden oder Vorbeugung einer drohenden Geschlechtsdysphorie unzulänglich.“

sowie Rechtsunsicherheiten

„Wie bereits in den letzten beiden Schreiben dargelegt, erscheint ein Rückgriff auf die bislang verwendete rechtliche Konstruktion einer Krankheit im Sinne von § 27 Absatz 1 SGB V künftig aufgrund der Neubewertung durch das BSG- nicht mehr ohne weiteres möglich und stimmt mit dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft nicht mehr überein. Zudem ist die Pathologisierung der Betroffenen zur Erfüllung der Anspruchsvoraussetzungen der Krankenbehandlung unter Beachtung des Standes des gesellschaftlichen Diskurses problematisch. Insofern ist aus rechtssystematischen Gründen durchaus fraglich, ob der G-BA überhaupt befugt ist, eine Lösung zu erreichen und das aufgezeigte Dilemma rechtswirksam aufzulösen.“

20.12.2024 – Antwort von Prof. Lauterbach (BMG) an Prof. Hecken (G-BA)

https://media.frag-den-staat.de/files/foi/982843/2024-12-20-pe-bmg-bm-lauterbach-geschlechtsinkongruenz.pdf
Prof. Lauterbach bestätigt wiederum den Regelungsbedarf, vertagt ihn angesichts der Neuwahl jedoch auf die neue Regierung und stoppt eventuelle Aktivitäten des B-GA.

„Deshalb halte ich es für angezeigt, bis zur Entscheidung einer neuen Bundesregierung keine vorzeitigen Weichenstellungen auf Selbstverwaltungsebene vorzunehmen und insbesondere kein Methodenbewertungsverfahren einzuleiten, sondern vorläufig das Versorgungsgeschehen wie bislang weiterzuführen.“

13.02.2025 – Rundschreiben 2025/102 des GKV-Spitzenverbandes an die gesetzlichen Krankenkassen

https://fragdenstaat.de/anfrage/neue-rundschreiben-zu-leistungsanspruechen-von-trans-und-nicht-binaeren-personen/#nachricht-982005

Unter der Überschrift „Leistungsansprüche im Zusammenhang mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen“ informiert der GKV-Spitzenverband die Krankenkassen, dass er keinen Antrag beim B-GA auf Einleitung eines Methodenbewertungsverfahrens stellen wird und die Krankenkassen weiterhin nach dem bisherigen Vorgehen verfahren sollen. Als Bezug wird explizit die GKV-Richtlinie (Begutachtungsanleitung „Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualismus (ICD 10, F64.0)) von 2020 genannt.

17.04.2025 Dieser interessante Kommentar erläutert die aktuelle rechtliche Situation auf Basis der beiden o.g. Urteile

Anspruch auf geschlechtsangleichende Operation aufgrund Vertrauensschutzes, juris.de, 17.04.2025

Es gibt erste Fälle, bei denen Krankenkassen die Kostenübernahme von Therapien aufgrund von Transsexualität ablehnen:

Weil er trans ist, muss er die Therapie abbrechen, ZEIT, 24.04.2025

TTSB fordert: Keine Deregulierung bei der medizinischen Versorgung

Zu dem im Koalitionsvertrag genannten Vorhaben (s. o.) gab es lediglich am 19.10.2023 [rein zufällig am selben Tag, an dem auch das o. g. BSG-Urteil gefällt wurde] ein erstes Fachgespräch im BMG. Seither wurden keine weiteren Aktivitäten des BMG bekannt außer den Antworten von Prof. Lauterbach an Prof. Hecken. Es ist zu vermuten, dass u. a. auf die Veröffentlichung gültiger Leitlinien sowohl für Minderjährige als auch für Erwachsene gewartet wurde.

Die Ziele der ProTrans-Lobby wurden auch in dem Fachgespräch beim BMG sehr deutlich formuliert: Gefordert wird eine weitgehende Deregulierung der sogenannten Gesundheitsversorgung bei Genderdysphorie/-inkongruenz. Insbesondere körper-medizinische Maßnahmen sollen – praktisch nach Wunsch – verfügbar sein und ohne Altersbegrenzung, ohne Beratung und ohne Diagnose jeder Transperson von den Krankenkassen finanziert werden. Nur so sei ein adäquates Leben für queere Personen möglich. „Autonomie“ und „Selbstbestimmungsrecht“ über alles gestellt. Um die Erstattung durch die GKV zu sichern, werden die Wünsche einerseits pauschal und nach Belieben geframed mit

  • „klare Indikation”,
  • „medizinischer Notwendigkeit“ oder
  • „entspricht dem [vorgeblichen] 'Stand der Wissenschaft'“.

Eine Ausweitung der Kostenübernahme durch die GKV würde vermutlich die Pathologisierung der Pubertät unserer genderdysphorischen Teenager verstärken, es würden noch mehr irreversible chirurgische Maßnahmen durchgeführt, die die lebenslange Medikalisierung von immer mehr jungen Menschen nach sich zieht.

Statt sich auf konsensbasierte sog. Best-Practice-Empfehlungen zu verlassen, halten wir es für sinnvoller, die Evidenz medizinischer Transitionsbehandlungen seriös und unabhängig prüfen zu lassen oder international verfügbare systematische Reviews zu studieren, bevor neue gesetzliche Erstattungsregeln formuliert werden.


Was ist mit den Versicherungen für die Arzthaftung?

Gleichfalls sollten sich die Ärztehaftpflicht-Versicherer Gedanken machen, denn es könnte bald auch in Deutschland zu Haftungsprozessen von Detransitionierten kommen.

Immer mehr Detransitionierte klagen

 

Übernahme von Textpassagen aus WPATH SOC8 am Beispiel der Seiten 8-11 der S2k-Leitlinie

Grün – gleicher/ähnlicher Text wie in WPATH SOC8 mit Quellenangabe
Gelb – gleicher/ähnlicher Text wie in WPATH SOC8 ohne Quellenangabe
Blau – alle Quellenangaben
Rot   – Fehler in der Richtlinie; die entsprechende rote Farbe in WPATH ist korrekt

Deutsche Leitlinie GI/GD, Seiten 8–11, Originaltext

 

WPATH SOC8 2022, Seiten 23–25, ausgewählter Text, Originalreihenfolge, übersetzt

In neueren Übersichtsarbeiten werden die verfügbaren Erkenntnisse zusammengefasst (Arcelus et al., 2015; Collin et al., 2016; Goodman et al., 2019; Meier & Labuski, 2013; Zhang et al., 2020). Bei epidemiologischen Daten zur TGD-Population wird empfohlen, die Begriffe Inzidenz und Prävalenz zu vermeiden, wenn sich die Daten nicht ausschließlich auf medizinische Diagnosen oder Behandlungen, sondern auf Selbstauskünfte Befragter beziehen. Zudem soll damit auch die Pathologisierung gender-non­kon­former Personen vermieden werden (Adams et al., 2017; Bouman et al., 2017).

 

Seitdem hat sich die Literatur zu diesem Thema erheblich erweitert, wie eine Reihe aktueller Übersichtsarbeiten belegen, die versucht haben, die verfügbaren Beweise zusammenzufassen (Arcelus u. a., 2015; Collin u. a., 2016; Goodman u. a., 2019; Meier & Labuski, 2013; Zhang u. a., 2020). Bei der erneuten Betrachtung epidemiologischer Daten zur TGD-Population ist es möglicherweise am besten, die Begriffe „Inzidenz“ und „Prävalenz“ zu vermeiden. Durch die Vermeidung dieser und ähnlicher Begriffe kann eine unangemessene Pathologisierung von TGD-Betroffenen verhindert werden (Adams u. a., 2017).

Stattdessen wird in den Standards of Care (Coleman et al., 2022) empfohlen, die Begriffe Anzahl und Anteil zu verwenden, um jeweils die absolute und relative Größe der so genannten TGD-Population zu bezeichnen. Bei der Bewertung einzelner Studienergebnisse ist es wichtig, auf die Methodik der Erhebung zu achten, insbesondere auf den jeweils gewählten Zugang zu Befragten und die gewählten Falldefinitionen. So divergieren Häufigkeitsangaben erheblich, je nachdem, ob die Daten sich z.B. auf Personen beziehen, die im Gesundheitswesen wegen einer Diagnose entsprechend einer Geschlechts­inkongruenz bzw. Geschlechts­dysphorie eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben (Collin et al., 2016; Meier & Labuski, 2013) oder auf Personen, die bei einer bevölkerungsbasierten Befragung eine nonkonforme Geschlechts­identität angegeben haben. Solche bevölkerungsbasierten Befragungen beruhen auf einer breiter gefassten Definition selbstberichteter Geschlechts­identi­täten und kommen demzufolge zu deutlich höheren Fallzahlen.

 

Aus all den oben genannten Gründen empfehlen wir, die Begriffe „Anzahl“ und „Anteil“ zu verwenden, um die absolute und relative Größe der TGD-Bevölkerung zu bezeichnen. Der vielleicht wichtigste Aspekt bei der Durchsicht dieser Literatur ist die variable Definition, die auf die TGD-Bevölkerung angewendet wird (Collin u. a., 2016; Meier & Labuski, 2013). In klinischen Studien beschränken sich die Daten zu TGD-Personen in der Regel auf Personen, die eine genderbezogene Diagnose oder Beratung erhalten haben oder eine gender-affirmative Therapie beantragt oder durchlaufen haben, während sich umfragebasierte Forschung in der Regel auf eine breitere, umfassendere Definition stützt, die auf selbstberichteten Genderidentitäten basiert.

Bei einem Großteil der vor mehr als einem Jahrzehnt veröffentlichten Studien wurde die Anzahl der in einem bestimmten klinischen Zentrum behandelten Patient*innen ermittelt und auf eine geschätzte Bevölkerungsgröße des Einzugsgebiets der betreffenden Klinik hochgerechnet, was zu einer erheblichen Unterschätzung der Häufigkeit geführt haben dürfte. Aus diesen Gründen wurden in der Studienübersicht der Standards of Care nur Studien berücksichtigt die seit 2009 veröffentlicht wurden und deren Methodik eine klare Definition des TGD-Status sowie eine exakt definierte Bezugspopulation ausweist (Coleman et al., 2022). Diese werden unterteilt referiert nach

  • Studien, die den Anteil gender-nonkonformer Personen im Kontext der Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens berichten;
  • Studien, die auf bevölkerungsbasierten Umfragen mit überwiegend erwachsenen Teilnehmern basieren; und
  • Studien, die auf Umfragen unter Jugendlichen in Schulen basieren.
 

Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen ist es ratsam, sich speziell auf aktuelle (innerhalb der letzten zehn Jahre veröffentlichte) Peer-Review-Studien zu konzentrieren, die eine solide Methodik zur Identifizierung von Menschen mit TGD innerhalb eines klar definierten Stichprobenrahmens verwendeten. Aus all den oben genannten Gründen konzentriert sich das vorliegende Kapitel auf Studien, die die folgenden Einschlusskriterien erfüllen: 1) sie wurden 2009 oder später veröffentlicht; 2) sie verwendeten eine klare Definition des TGD-Status; 3) sie berechneten die Anteile von TGD-Personen auf der Grundlage eines genau definierten Bevölkerungskennzeichens; und 4) sie wurden von Experten begutachtet. Diese Arten von Studien können genauere, aktuelle Schätzungen liefern.

Die verfügbaren Studien lassen sich in drei Gruppen einteilen: 1) Studien, die den Anteil von Menschen mit TGD unter Personen in großen Systemen der Gesundheitsversorgung untersuchten; 2) Studien, die Ergebnisse von Bevölkerungsumfragen unter überwiegend erwachsenen Teilnehmern präsentierten; und 3) Studien, die auf Umfragen unter Jugendlichen in Schulen basierten.

In insgesamt sechs US-amerikanischen Studien wurden Daten aus dem Veterans Health Affairs System ausgewertet, ein Krankenversicherungssystem, das mehr als neun Millionen Menschen versorgt. Der Anteil von transgeschlecht­lichen Personen an der Gesamtheit der in diesem System Versicherten wurde basierend auf Leistungsdaten und Diagnosecodes mit 0,02 % bis 0,08 % ermittelt (Blosnich et al., 2013; Dragon et al., 2017; Ewald et al., 2019; Jasuja et al., 2020; Kauth et al., 2014; Quinn et al., 2017). Eine wichtige Limitation dieser Studien war, dass in der Bezugspopulation Personen ab 65 Jahren tendenziell überrepräsentiert waren.

 

Alle Studien, die die Größe der TGD-Population in großen Systemen der Gesundheitsversorgung schätzten, wurden in den USA durchgeführt und stützten sich auf Informationen aus elektronischen Patientenakten. Vier dieser auf Gesundheitssystemen basierenden Studien stützten sich ausschließlich auf Diagnosecodes, um die TGD-Population zu ermitteln; zwei Studien (Blosnich u. a., 2013; Kauth u. a., 2014) verwendeten Daten aus dem System der Veterans Health Affairs, das die Versorgung von über 9 Millionen Menschen sicherstellt, und zwei Studien (Dragon u. a., 2017; Ewald u. a., 2019) verwendeten Abrechnungsdaten von Medicare, dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm, das in erster Linie Menschen ab 65 Jahren versichert.

[…]

Zusammengenommen zeigen diese Daten, dass bei den auf dem Gesundheitssystem basierenden Studien, die sich auf Diagnosecodes oder andere in den Krankenakten dokumentierte Nachweise stützten (Blosnich u. a., 2013; Dragon u. a., 2017; Ewald u. a., 2019; Kauth u. a., 2014; Quinn u. a., 2017) in den letzten Jahren (2011–2016) gemeldeten Anteile von Menschen mit TGD zwischen 0,02 % und 0,08 % lagen.

Im Gegensatz dazu kamen bevölkerungsrepräsentative Studien, die sich auf einen selbstberichteten Trans­gen­der-Status stützten, zu wesentlich höheren Fallzahlen: Zwei amerikanische Studien nutzten die Behavioral Risk Factor Surveillance Study (BRFSS), eine jährliche Telefonumfrage, die in allen 50 Bundesstaaten der USA durchgeführt wird (Conron et al., 2012; Crissman et al., 2017). In beiden Studien wird auf Basis unterschiedlicher Jahreserhebungen übereinstimmend berichtet, dass etwa 0,5 % der Teilnehmer*innen ab 18 Jahren die Frage „Betrachten Sie sich selbst als transgender?" mit „Ja" beantworteten.

 

Im Gegensatz zu den Ergebnissen aus den auf dem Gesundheitssystem basierenden Studien ergaben die Ergebnisse aus Umfragen, die auf dem selbstberichteten TGD-Status beruhten, viel höhere Schätzungen. Zwei US-Studien nutzten die Behavioral Risk Factor Surveillance Study (BRFSS), eine jährliche Telefonumfrage, die in allen 50 Bundesstaaten und US-Territorien durchgeführt wird (Conron u. a., 2012; Crissman u. a., 2017). Die erste Studie verwendete Daten aus den BRFSS-Zyklen 2007–2009 im Bundesstaat Massachusetts, und die zweite Studie verwendete die BRFSS-Daten von 2014 aus 19 Bundesstaaten und dem Gebiet Guam. Beide Studien berichteten, dass etwa 0,5 % der erwachsenen Teilnehmer (mindestens 18 Jahre alt) die Frage „Halten Sie sich für transgender? mit „Ja“ beantworteten."

In einer internetbasierten Umfrage, die an einer repräsentativen Stichprobe der niederländischen Bevölkerung im Alter von 15 bis 70 Jahren durchgeführt wurde, gaben 1,1 % der Personen mit bei Geburt zugewiesenem männlichen Geschlecht und 0,8 % der Personen mit bei Geburt zugewiesenem weiblichen Geschlecht an, sich eher mit dem jeweils anderen Geschlecht zu identifizieren (Kuyper & Wijsen, 2014).

 

In einer internetbasierten Umfrage, die an einer Stichprobe der niederländischen Bevölkerung im Alter von 15 bis 70 Jahren durchgeführt wurde (Kuyper & Wijsen, 2014), wurden die Teilnehmer gebeten, die folgenden beiden Fragen anhand einer 5-Punkte-Likert-Skala zu bewerten: „Können Sie angeben, inwieweit Sie sich psychologisch als Mann erleben?“ und „Können Sie angeben, inwieweit Sie sich psychologisch als Frau erleben?“ Die Befragten wurden als „geschlechtsambivalent“ eingestuft, wenn sie für beide Aussagen die gleiche Punktzahl angaben, und als „Genderinkongruenz“ wenn sie für ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht eine niedrigere Punktzahl angaben als für ihre Genderidentität. Der Anteil der Teilnehmer, die eine inkongruente und ambivalente Genderidentität angaben, betrug 1,1 % bzw. 4,6 % bei Personen, die bei der Geburt als männlich eingestuft wurden (AMAB), und 0,8 % bzw. 3,2 % bei Personen, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wurden (AFAB).

In einer methodisch ähnlich angelegten Studie in Belgien, die an einer aus dem Bevölkerungsregister des Landes gezogenen Stichprobe durchgeführt wurde, betrug der Anteil der laut Selbstauskunft sich gender-non­kon­form identifizierenden Personen 0,7 % für bei Geburt männlich zugewiesenem Geschlecht und 0,6 % für bei Geburt weiblich zugewiesenem Geschlecht (Van Caenegem et al., 2015).

 

In einer ähnlich konzipierten Studie wurde der Anteil der TGD-Bewohner in der belgischen Region Flandern anhand einer Stichprobe aus dem Nationalen Register des Landes geschätzt (Van Caenegem, Wierckx u. a., 2015). Die Teilnehmer wurden gebeten, die folgenden Aussagen auf einer 5-Punkte-Likert-Skala zu bewerten: „Ich fühle mich wie eine Frau“ und „Ich fühle mich wie ein Mann“. Unter Verwendung der gleichen Definitionen wie in der niederländischen Studie (Kuyper & Wijsen, 2014) lag der Anteil der Personen mit inkongruentem Gender bei 0,7 % für AMAB-Personen und 0,6 % für AFAB-Personen. Die entsprechenden Schätzungen für Gender-Ambivalenz bei AMAB- und AFAB-Personen lagen bei 2,2 % bzw. 1,9 %.

In einer Studie an ca. 50.000 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten erwachsenen Einwohner*innen der Region Stockholm wurde der Anteil gender-non­kon­former Personen mit differenzierten Fragen zur empfundenen Geschlechtsidentität einschließlich des Wunsches nach köpermodifizierenden medizinischen Behandlungen untersucht (Åhs et al., 2018). Ein „starker Wunsch“ nach einer Hormontherapie oder einer geschlechtsangleichenden Operation wurde von 0,2 % der Befragten beiderlei Geburtsgeschlechts bejaht. Fragen nach geschlechtsinkongruentem Identitätserleben und sozialem Transitionswunsch („Ich fühle mich wie jemand eines anderen Geschlechts" und „Ich möchte als jemand eines anderen Geschlechts leben und behandelt werden") wurden hingegen von 0,8 % bis 1,2 % der Befragten bejaht. Dies ist als Hinweis zu werten, dass geschätzte anteilige Häufigkeiten von Personen mit transgeschlechtlicher oder non-binärer Selbstbeschreibung nicht mit geschätzten Häufigkeiten von Menschen mit einem Wunsch nach körpermodifizierenden medizinischen Maßnahmen gleichzusetzen sind.

 

In einer neueren bevölkerungsbasierten Studie wurde der Anteil der TGD-Personen unter etwa 50.000 erwachsenen Einwohnern des schwedischen Landkreises Stockholm untersucht (Ahs u. a., 2018). Der Zähler wurde ermittelt, indem den Teilnehmern die folgende Frage gestellt wurde: „Ich möchte, dass Hormone oder Operationen eher wie bei jemandem eines anderen Geschlechts wirken.“ Zwei weitere Punkte wurden entwickelt, um Personen zu identifizieren, die unter Genderinkongruenz leiden: „Ich fühle mich wie jemand anderen Geschlechts“ und ‚Ich würde gerne als jemand anderen Geschlechts leben oder behandelt werden.‘ 0,5 % der Teilnehmer gaben an, dass sie entweder eine Hormontherapie oder eine gender-affirmative Operation benötigten. Personen, die angaben, sich wie jemand anderen Geschlechts zu fühlen, und Personen, die als Person anderen Geschlechts leben oder behandelt werden wollten, machten 2,3 % bzw. 2,8 % der Gesamtstichprobe aus.

Eine repräsentative Umfrage unter 6.000 Erwachsenen in Brasilien (Spizzirri et al., 2021) ergab einen Anteil von 1,9 % gender­non­kon­former Personen, wovon sich 0,7 % als transgender und 1,2 % als non-binär beschrieben.   Bevölkerungsbasierte Daten außerhalb von Nord­amerika und Westeuropa sind seltener. Eine aktuelle Studie bietet wertvolle Daten aus einer großen repräsentativen Umfrage unter 6.000 Erwachsenen in Brasilien (Spizzirri u. a., 2021). Die Genderidentität der Teilnehmer wurde anhand der folgenden drei Fragen bewertet: 1) „Welche der folgenden Optionen beschreibt am besten, wie Sie sich derzeit fühlen?“ (Optionen: Ich fühle mich als Mann, ich fühle mich als Frau und ich fühle mich weder als Mann noch als Frau); 2) „Welches Geschlecht ist in Ihrer Geburtsurkunde eingetragen?“ (Optionen: männlich, weiblich und unbestimmt); und 3) „Mit welcher dieser Situationen können Sie sich am ehesten identifizieren?“ (Optionen: Ich wurde als Mann geboren, habe mich aber seit meiner Kindheit als Frau gefühlt; ich wurde als Frau geboren, habe mich aber seit meiner Kindheit als Mann gefühlt; ich wurde als Mann geboren und fühle mich wohl in meinem Körper; ich wurde als Frau geboren und fühle mich wohl in meinem Körper). Anhand der Antworten auf diese drei Fragen stellten die Autoren fest, dass 1,9 % der Befragten trans­ges­chlechtlich waren, (0,7 % wurden als Transgender und 1,2 % als nichtbinär definiert).
Zu Bevölkerungsanteilen gender-nonkonformer Jugendlicher unter 19 Jahren gibt es mehrere schulbasierte Erhebungsstudien. In einer nationalen Querschnittserhebung an High-Schools in Neuseeland (n = 8.000) gaben 1,2 % der Befragten an, sich als transgender oder gender-divers zu identifizieren, weitere 2,5 % gaben an, sich hierzu nicht sicher zu sein (Clark et al., 2014). In einer Umfrage unter 14- bis 18-jährigen Schüler*innen im US-Bundesstaat Minnesota (N = 81.000) gaben 2,7% der Befragten an, transgender oder gender-divers zu sein (Eisenberg et al., 2017). In dem alle zwei Jahre in den USA landesweit mit High-School-Schülern*innen der Klassen neun bis zwölf (Altersspanne 13-19 Jahre) durchgeführten Youth Risk Behavior Survey (YRBS) bejahten in der Erhebung im Jahre 2017 von den fast 120.000 Teilnehmer*innen in 19 urbanen Regionen 1,8 % die Aussage „Ja, ich bin transgender" und 1,6 % die Aussage „Ich bin nicht sicher, ob ich transgender bin" (Johns et al., 2019).   Die Literatur zu den Bevölkerungsanteilen von TGD-Jugendlichen (Personen unter 19 Jahren) enthält mehrere Umfragestudien, die in Schulen durchgeführt wurden. Eine nationale Querschnittserhebung in Neuseeland aus dem Jahr 2012 sammelte Informationen über die TGD-Identität von Schülern der Sekundarstufe (Clark u. a., 2014). Von den über 8.000 Umfrageteilnehmern identifizierten sich 1,2 % selbst als TGD und 2,5 % gaben an, sich nicht sicher zu sein. Eine weitere Studie mit Schulkindern basierte auf einer Umfrage unter Schülern der 9. und 11. Klasse (im Alter von 14 bis 18 Jahren) im US-Bundesstaat Minnesota aus dem Jahr 2016 (Eisenberg u. a., 2017). Von den fast 81.000 Umfrageteilnehmern gaben 2,7 % an, TGD zu sein. Eine neuere Studie (Johns u. a., 2019) präsentierte die Ergebnisse der Youth Risk Behavior Survey (YRBS), die alle zwei Jahre unter lokalen, bundesstaatlichen und nationalen repräsentativen Stichproben von US-amerikanischen Highschool-Schülern der Klassen 9 bis 12 (ungefähres Alter 13 bis 19 Jahre) durchgeführt wird. Der YRBS-Zyklus 2017 wurde in 10 Bundesstaaten und 9 großen städtischen Gebieten durchgeführt und beinhaltete die folgende Abfolge: „Manche Menschen bezeichnen sich selbst als Transgender, wenn ihr Geschlecht bei der Geburt nicht mit der Art und Weise übereinstimmt, wie sie über ihr Gender denken oder fühlen. Sind Sie Transgender?“ Von den fast 120.000 Teilnehmern an den 19 Standorten antworteten 1,8 % mit ‚Ja, ich bin Transgender‘ und 1,6 % mit ‚Ich bin mir nicht sicher, ob ich Transgender bin‘.
Nur eine Studie untersuchte den Anteil von sich selbst als trans­gender beschreibenden Kindern in einer jüngeren Altersgruppe. In der 2011 durchgeführten Umfrage unter N = 2.700 Schüler*innen der Klassen sechs bis acht (Altersspanne 11-13 Jahre) an öffentlichen Mittelschulen in San Francisco (Shields et al., 2013) identifizierten sich 1,2 % der Befragten auf die Frage Was ist dein Geschlecht?" selbst als trans­gender, wobei die Antwortmöglichkeiten „weiblich, männlich oder trans­gender" waren.   Nur eine Studie untersuchte den Anteil der selbstidentifizierten TGD-Kinder in einer jüngeren Altersgruppe. Shields u. a. analysierten die Daten einer Umfrage aus dem Jahr 2011, an der 2.700 Schüler der Klassen 6 bis 8 (Altersgruppe 11 bis 13 Jahre) aus 22 öffentlichen Mittelschulen in San Francisco teilnahmen (Shields u. a., 2013). 33 Kinder identifizierten sich selbst als TGD, basierend auf der Frage „Was ist dein Gender?“, bei der die möglichen Antworten „weiblich, männlich oder trans­gender“ lauteten. Der daraus resultierende Anteil der Trans­gender-Befragten betrug 1,3 %.
In Zusammenschau ergibt sich aus der berichteten Datenlage, dass in Studien, in denen ein Trans­gender-Status anhand von Selbstauskünften ermittelt wurde, der ermittelte Anteil zwischen 0,3 % und 0,5% bei Erwachsenen sowie zwischen 1,2 % und 2,7 % bei Jugendlichen lag. Wurde die Definition erweitert, um ein breiteres Spektrum gender-nonkonformer Erscheinungsformen einzubeziehen, wie z.B. unsichere oder ambivalente Geschlechtsidentität, waren die entsprechenden Anteile höher: 0,5 % bis 4,5 % bei Erwachsenen und 2,5 % bis 8,4 % bei Jugendlichen. Dies verweist auf ein breites und fluides Spektrum nonkonformer bzw. „queerer“ Selbstbeschreibungen im Jugendalter, welches nicht mit der medizinischen Diagnose einer GI gleichzusetzen ist, sondern einer Binnendifferenzierung bedarf.    Wenn in den Umfragen speziell nach der „trans­gender“-Identität gefragt wurde, lagen die Schätzungen bei Erwachsenen zwischen 0,3 % und 0,5 % und bei Kindern und Jugendlichen zwischen 1,2 % und 2,7 %. Wenn die Definition erweitert wurde, um umfassendere Manifestationen der Gender-Diversität, wie Genderinkongruenz oder Genderambivalenz, einzubeziehen, waren die entsprechenden Anteile höher: 0,5 % bis 4,5 % bei Erwachsenen und 2,5 % bis 8,4 % bei Kindern und Jugendlichen.

Cass bezeichnet Pubertätsblocker-Behandlung als totemistisch

In ihrem ersten Podcast in den USA vermittelt Dr. Hilary Cass (57 Min.) anschaulich viele interessante Details zum unabhängigen Review der Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die ihr Gender/Geschlecht infrage stellen. Der Abschlussbericht liegt seit einigen Wochen vor. Im Interview mit gut informierten RedakteurInnen stellt sich heraus, dass vieles bei der Behandlung von Jugendlichen, die ihr Gender/Geschlecht infrage stellen, komplexer und facettenreicher ist, als selbst Fachleuten bewusst ist.

Die Pubertätsblockierung hat andere Möglichkeiten überschattet

Zum routinemäßigen Einsatz von Pubertätsblockern sagte Cass:

„So instead of really thinking, okay, how are we going to manage the distress that these young people are feeling, whilst they're making a decision about, in the long term, whether they go down a medical pathway, somehow, we've got locked into puberty blockers as the totemic treatment that young people feel. That if they don't get on that pathway, if they don't get onto puberty blockers, they're not going to get onto a medical pathway.”

[Totemismus – Glaube an übernatürliche Kraft eines Totem und dessen Verehrung]

Und sie ist optimistisch:

„That if they don't get on that pathway, if they don't get onto puberty blockers, they're not going to get onto a medical pathway. But actually, if you stop and think about it, there are many different ways in which we can manage distress and anxiety in a 15-year-old that don't involve puberty blockers. And yet we've somehow stopped short of trying those, just because puberty blockers have become so widely believed to be effective.”

Cass spricht darüber, wie sich die Population, die in den vergangenen Jahren ins GIDS überwiesen wurde, verändert hat. Sie erklärt, dass das Dutch Protocol alleine deshalb als Referenz nicht mehr verwendet werden kann:

"And so you can't take the results of how somebody does if they are presenting as a child and have had consistent long-term gender incongruence from say when they were four or five."

Einmal wurde am GIDS versucht, die Studie der Niederländer zu Pubertätsblockern zu wiederholen. Es gelang nicht am GIDS, aber auch nirgendwo sonst.

Dr. Cass erklärt die unterschiedliche Wirkung gegengeschlechtlicher Hormone:

It's probably worth saying that for birth registered females, the male hormones work fast, and there are significant irreversible effects in terms of dropping your voice, developing facial hair and other effects. And so within a few months, you do have significant irreversible effects. Whereas for birth registered boys, estrogen takes longer to take effect, and the effects are easier to reverse.

Auf die Frage, ob der Cass-Review das Ende der gender-affirmativen Versorgung in England sei, sagte Dr. Cass:

No, But I think it just injects more caution. There was a study that came out just as we were going to press, and it demonstrated that gender non-contentedness, and they define gender non-contentedness by the question, 'I want to be the other gender.' It was highest around 11 and it dropped off continuously into early twenties. And so it's not about saying there shouldn't be gender-affirming care. It's just, when is the right time to embark on that gender-affirming care? And most particularly, when is it safe to embark on the components of that care that might be hardest to reverse?

Das Wichtigste sei, sich alle Optionen offenzuhalten. Einige junge Erwachsene hätten ihr gesagt: „Es ist nicht so dringend, wie es sich anfühlt.“ Daher solle nichts überstürzt werden.

‚The evidence was disappointingly poor' – The full interview with Dr. Hilary Cass, Wbur, 08.05.2024


Cass Review Abschlussbericht

Cass: GD-Behandlung von 17 bis 25-Jährigen kommt auf den Prüfstand

 

Ein Märchen

Die schlafende Schönheit (Dornröschen)

aus der Reihe Märchen für unsere Zeit*)

Die Königin hatte ein Neugeborenes bekommen, ein Mädchen. Die Feen versammelten sich, um es zu begrüßen und zu segnen. Eine nach der anderen traten sie an das Bettchen heran und gaben ihr ihre Wünsche mit. Anmutig zu sein, schön zu sein, freundlich zu sein und so weiter.

Doch dann kam das Unglück: Die letzte Fee segnete das Baby nicht, sondern verfluchte es.

„Du sollst sterben“, sagte sie, „bevor du das Erwachsenenalter erreichst. Du wirst nie eine Frau werden, du wirst nie ein erwachsenes weibliches Wesen sein.“

Der Hof war schockiert. Die Königin stieß einen Schrei aus. Niemand bewegte sich, niemand sprach. Unheil und Dunkelheit waren über sie gekommen.

Doch dann trat eine andere Fee vor, die dreizehnte, und breitete ein regenbogenfarbenes Tuch über das Baby.

rainbow 5968026 EdenMoon pixabay„Du wirst nicht sterben, Baby", sagte sie, „Du wirst nur eine Auszeit nehmen, Zeit zum Nachdenken.“

Die Königin war nicht besänftigt.

„Wozu soll das gut sein?“, fragte sie.

„Es wird wie eine Pausentaste wirken“, erklärte die Fee.

„Eine Pausentaste?“, fragte die Königin.

„Ja“, erwiderte die Fee. „Sie wird die Entwicklung der Prinzessin anhalten. Dann können wir eine wohlüberlegte und vernünftige Entscheidung darüber treffen, was aus ihr werden soll.“

„Wie meinst du das?“, sagte die Königin. „Wir wissen bereits, was sie werden soll, sie soll die Königin werden.“

„Aber was, wenn sie als König besser wäre?“, sagte die Fee.

„Aber sie kann kein König sein“, sagte die Königin. „Sie ist ein Mädchen.“

„Nein“, sagte die Fee. „Ihre Identität ist bislang nicht geklärt.“

„Aber wir wissen, dass sie ein Mädchen ist“, sagte die Königin.

„Nein, das wissen wir nicht, Eure Majestät“, sagte die Fee. „Wir wissen nicht, welches Gender sie hat.“

„Was ist ein Gender?“, fragte die Königin.

„Ein Gender ist ihre wahre Identität“, sagte die Fee. „Wir wissen noch nicht, ob es mit ihrem Geschlecht übereinstimmt. Wenn wir sie in der Pubertät einschlafen lassen, können wir wieder damit anfangen, wenn die Gefahr vorüber ist.“

„Gefahr!“, sagte die Königin. „Welche Gefahr?“

„Die Gefahr, dass sie eine Frau wird“, sagte die Fee. „Die Gefahr, dass sie aufwächst, ohne die Wahl zu haben, ohne sich ihre Identität ausgesucht zu haben, sondern weil sie ihr zugewiesen wurde.“

„Aber jeder muss erwachsen werden“, rief die Königin aus. „Das ist normal, das ist natürlich.“

„Jetzt nicht mehr“, sagte die Fee. „Wir haben die Natur verbessert. Wir können unsere eigenen Entscheidungen treffen. Wir können wählen, wer wir sind. Wir können wählen, ob wir männlich oder weiblich sind, wir können unser Geschlecht wählen, unsere Identität wählen.“

children 911286 640Ben Kerckx pixabay„Aber wir wissen bereits, wer wir sind“, sagte die Königin. „Sieh dir all die Karten zur Begrüßung von Neugeborenen an, sie sind alle entweder blau oder rosa, und auf ihnen steht immer ein Mädchen oder ein Junge.“

„So begrenzt!“, seufzte die Fee. „So langweilig! Warum sollten wir uns auf 2 Farben beschränken, wenn wir doch eine ganze Reihe von Farben haben, eine ganze Reihe von Regenbogenfarben, das ist wie Nagellack, heutzutage kann man jeden Nagel in einer anderen Farbe lackieren, und jeder Nagel kann ein anderes Muster haben, das ist wie in den Supermärkten, man kann den ganzen Tag damit verbringen, sich für jeden Artikel zu entscheiden, es gibt so viel Auswahl, und die Haarfarbe, sogar alte Damen können türkisfarbenes Haar haben, oder rosa oder lila, sogar langweilige Dinge wie Zebrastreifen können in Regenbogenfarben lackiert werden! Und die Kommunen zahlen dafür! Wir leben im Paradies! Das ist wahre Demokratie! Die Macht des Volkes, wir können alles wählen, was wir wollen …“

„Stopp!“, schrie die Königin. „Ich will einen solchen Unsinn nicht mehr hören!“ Sie schickte alle weg und machte sich daran, ihr Kind aufzuziehen.

young girl 510441 1280Gilmanshin pixabayDie Zeit verging und die Königin vergaß den Fluch. Die Prinzessin spielte fröhlich im Schloss, lief die steinernen Wendeltreppen hinauf und hinunter, kletterte auf die Rammböcke, um das Land zu überblicken, und stieg in die Keller hinab, um zu forschen. 

Eines Tages kam sie zu einer Tür in einem Flügel des Schlosses, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie stieß sie auf und traf auf eine alte Frau, die sich drehte.

„Was machst du da?“, fragte die Prinzessin.

„Brustbinder“, sagte die alte Frau. „Hier, der ist für dich. Probiere ihn an. Er wird dich schön machen.“

„Schön?“, sagte die Prinzessin.

„Ja“, sagte die alte Frau. „So wie den Frauen in China die Füße gebunden werden und ihre deformierten Füße als schön gelten und Lotosblumen genannt werden, so werden den Mädchen in unserem Land die Brüste gebunden.“

„Aber die Frauen in China können nicht richtig gehen, wenn ihnen die Füße gebunden wurden“, sagte die Prinzessin.

„Genau das ist der Punkt“, kicherte die alte Frau. „Sie sind Gefangene. Und werden dafür bewundert.“

„Aber warum sollte ich mir die Brüste binden lassen?“, fragte die Prinzessin.

„Nur zur Vorbereitung“, sagte die alte Frau.

„Vorbereitung auf was?“

„Auf die Amputation“, sagte die alte Frau.

„Aber bedeutet das nicht, dass ich meine Kinder nicht mehr stillen kann?“, fragte die Prinzessin.

„Damen stillen keine Babys“, sagte die alte Frau. „Dafür haben wir Ammen, Bürgerliche. Ihr werdet ohne Brüste viel besser aussehen. Vielleicht könnt ihr sogar mit diesen prächtigen Männern konkurrieren, die Badeanzüge vorführen! Brüste sind sehr altmodisch und vollkommen unnötig. Sie sind im Weg und bremsen dich. Schauen Sie sich an, wie diese weiblichen Athleten immer wieder gegen Männer verlieren, die sich Frauen nennen! Wenn sie sich männlicher machen würden, hätten sie eine bessere Chance zu gewinnen! Sie strengen sich einfach nicht genug an. Sie halten ihren Körper nicht schlank und straff und nehmen nicht genug Testosteron zu sich.

Also probierte die Prinzessin ihren Binder an. Es war ein Kampf, ihn anzuziehen, aber schließlich gelang es ihr.

binder selfmade„Das tut weh!“, sagte sie.

„Schade“, sagte die alte Frau. „Sei froh, dass nur deine Brüste abgeschnitten werden und nicht deine Genitalien."

„Meine Genitalien!“, sagte die Prinzessin. „Meine Füße deformieren, meine Brüste abschneiden, meine Genitalien zerstören! Aber warum? Was ist falsch an mir, so wie ich bin?“

„Das ist nur eine Frage der Mode“, sagt die alte Frau.

„Nun, ich will nicht mit dieser Mode gehen“, sagte die Prinzessin. „Ich will ich sein!“

„Dann müssen wir es anders machen“, sagte die alte Frau. Wir werden dir nicht die Klitoris oder die Schamlippen abschneiden, wie es in vielen Teilen der Welt geschieht. Wir werden dir nicht die Brüste abhacken, wie wir es hier im Westen tun. Wir werden dir nicht die Füße binden, um dich einzusperren und dich in eine Sklavin zu verwandeln, aber wir müssen verhindern, dass du ein erwachsenes weibliches Wesen wirst.

„Aber warum?“, fragte die Prinzessin.

„Weil Frauen gefährlich sind“, sagte die alte Frau.

„Aber warum?“ fragte die Prinzessin.

„Weil sie ihren eigenen Willen haben“, sagte die alte Frau.

„Aber warum ist das wichtig?“, sagte die Prinzessin.

„Ich denke“, sagte die alte Frau. „du redest zu viel. Ich glaube, wir müssen dich zum Schweigen bringen.“

Aber die alte Frau beendete ihre Worte nicht, weil die Prinzessin einen Wutanfall bekam.

„Lass mich in Ruhe, ich will normal sein, ich will natürlich sein“, schrie die Prinzessin.

Die alte Frau nahm eine Nadel und injizierte den Inhalt in die Prinzessin.

„Da", sagte sie, "das wird dich zum Schweigen bringen, zumindest für eine Weile.

girl 4395976 TemperateSage pixabayDie Prinzessin schlief ein.

Auch die Höflinge schliefen ein.

Sie schliefen alle sehr lange, und als sie aufwachten, verglichen sie ihre Erlebnisse. Sie hatten alle den gleichen Albtraum gehabt! Männer waren zu Frauen geworden, und Frauen waren zu Männern geworden. Den Kindern hatte man Lügen beigebracht und sie dazu gebracht, an den Erfahrungen ihres eigenen Körpers zu zweifeln. Wahn hatte den Platz der Wirklichkeit eingenommen, und die Welt war auf den Kopf gestellt worden.

Die Prinzessin setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen.

Es duftete köstlich nach Backwaren und in der Ferne hörte sie Gesang und Tanz, spielende Kinder, gackernde Hühner und rufende Tiere. Es herrschte Frieden und Lachen und vor allem Erleichterung.

drop 6509617 Schroeder75 pixabaySie ging durch das Schloss, vorbei an riesigen Stapeln ausrangierter Perücken, falscher Brüste und Phallusse.

„Was ist das?“, fragte die Prinzessin die Königin, die damit beschäftigt war, Teegebäck zu backen.

„Nur ein vorübergehendes Hobby“, sagte die Königin und wischte ihre mehligen Hände an ihrer Schürze ab. Es hat nicht lange gedauert; Es war nur eine Modeerscheinung, die von einer Sekte angeführt wurde, aber jetzt ist alles vorbei. Die Menschen kehren zur Normalität zurück. Alle machen Marmelade und kochen.

„Aber man muss doch nicht kochen und backen?“, fragte die Prinzessin.

„Das ist nicht nötig“, sagte die Königin, „aber wir haben mit den neuen Geräten und der Technologie gespielt, und es hat uns gelangweilt. Wir haben jede Art von sexuellem Fetisch ausprobiert, und auch das hat uns gelangweilt.“

woman 5948929 YasDO pixabay„Es gibt so viele interessantere Dinge im Leben zu tun!“

So wurde die Prinzessin zu einem erwachsenen weiblichen Menschen und lebte glücklich bis an ihr Lebensende.

            

*) Erzählt von Penny Allen, der Großmutter eines transidentifizierten Teenagers; übersetzt aus dem Englischen, mit freundlicher Genehmigung von PITT

Ein Märchen

Rückkehr des Rattenfängers

aus der Reihe »Märchen für unsere Zeit« *)

Als der Rattenfänger in die Stadt kam und die Kinder tanzend davon führte, handelten die Kaufleute, die Eltern, die Bürger, die Großeltern, die Lehrer, die Tanten, die Stadträte, die Nachtwächter, die Onkel, die Stadtausrufer, die Sozialarbeiter, die Laternenanzünder, die Therapeuten und Ärzte alle gemeinsam.

Sie erkannten die Bedrohung, nicht nur für die jungen Leute, sondern für die ganze Gesellschaft, und sie schlossen sich zusammen, um die Kinder zu finden und den Rattenfänger zu vertreiben.

Sie wussten, dass Kinder mit ihrer blühenden Fantasie leicht von phantastischen Geschichten beeinflusst werden können, und sie wussten, dass sie, die verantwortungsbewussten Erwachsenen, auch wenn sie mit ihrem Festhalten an Konventionen und Traditionen und ihrer Missachtung der Fantasie langweilig waren, die wichtige Aufgabe hatten, für Ordnung zu sorgen und die Werte aufrechtzuerhalten, die über die Generationen hinweg weitergegeben werden sollten.

flute 893911 600 jeongsunyun pixabaySo war es nicht verwunderlich, dass der Rattenfänger mit seiner silbernen Flöte, dem wallenden Haar, dem Pailletten-Kostüm und den Pantoffelschuhen mit den eingerollten Zehen hereinschwebte und die Kinder aufforderte, ihm zu folgen, was diese auch taten.

Die Kinder waren viel schneller und energiegeladener als ihre Eltern, und die Eltern waren mit erwachsenen Dingen beschäftigt, sodass es eine ganze Weile dauerte, bis die Erwachsenen merkten, was passiert war, und bis dahin waren die Kinder schon meilenweit weg.

Als die Erwachsenen es merkten, waren sie entsetzt. Sie organisierten Suchtrupps, durchkämmten das Land, baten die benachbarten Dorfbewohner um Hilfe, wandten sich an den König und baten die Regierung zu handeln.

Nicht nur die Stadt war entsetzt, sondern auch das ganze Land. Sogar andere Länder waren zutiefst erschüttert. Wenn der Rattenfänger so einfach eine ganze Generation junger Menschen verführen und entführen konnte, dann würde er das auch überall tun können, wo er hinging! Das war ein massives Problem, das eine gut durchdachte und dringende Antwort erforderte.

Die verantwortlichen Erwachsenen wussten über Kinder Bescheid: Sie wussten, dass Kinder in ihrer Fantasie leben. Sie wussten, dass nicht nur ihr körperliches Wesen besondere Versorgung und Liebe braucht, sondern dass auch ihre emotionale und geistige Entwicklung sorgfältig beobachtet und gefördert werden muss.

gem 1539624 600 hauteteazedesigns pixabaySie wussten, dass Kinder in einer Welt leben, in der Feen und Elfen, Einhörner und Meerjungfrauen mächtig und real sind. Sie wussten, dass böswillige Menschen, die den Kindern schaden oder sie verraten wollten, dies sehr leicht tun konnten, indem sie an ihre Fantasie appellierten und sie dazu brachten, ihre Eltern abzulehnen und gut gemeinte Ratschläge zu ignorieren.

Und sie wussten, dass nicht nur kleine Kinder geschützt werden mussten. Pubertierende Kinder waren noch anfälliger für Verführung und brauchten noch mehr Führung und Versorgung; verletzliche junge Menschen waren Beute; sie brauchten Vorbilder und Vormundschaft, sie brauchten die Älteren, die auf sie aufpassten und vor Gefahren auf der Hut waren.

Der Rattenfänger ist immer noch unter uns und versucht, die natürlichen Vorstellungen und Fantasien der Kindheit durch Lügen zu ersetzen. Die Lüge, dass man in den „falschen Körper" hineingeboren werden kann, dass man sein Geschlecht ändern kann, dass alle Probleme vorbei sind, wenn man sich nur die Brüste oder den Penis abschneiden lässt und sich mit Pillen vollstopft, um die natürliche Entwicklung bis zum Erwachsensein zu stoppen.

Unschuldige, unerfahrene Kinder, die nichts von der Realität des Geschlechts wissen, lassen sich auf solch eine vereinfachte Fantasie ein. Die braven Bürger der Stadt, mittleren Alters und übergewichtig, können den Rattenfänger nicht ausstechen und der Rattenfänger dreht den Spieß um: Nicht mehr das Vertraute, Traditionelle und Konventionelle hat das Sagen.

fuu j uCGJl5tUveA unsplash800Ein Kind, das den Kopf voller phantastischer Vorstellungen hat, braucht nur zu sagen, dass es „trans“ ist, und schon wird es „bestätigt“. Bestätigt von Lehrern, Sozialarbeitern, sogar von Therapeuten und Beratern.

Und – Überraschung – auch von der Pharmaindustrie, die eine gute lebenslange Pathologie mit ihren unendlichen Einnahmen erkennt, wenn sie eine sieht. Und sie werden von Ärzten und Kliniken mit finanziellen Interessen bestätigt.

Die Kinder werden ermutigt, ihre Eltern zu verleugnen und dem Rattenfänger zu folgen, und tanzen nach seiner Pfeife in den Berg der Sterilität, der Missbildung, der Stagnation und des Todes.

Es ist offensichtlich, dass die „Trans“-Bewegung sektenartige Züge hat. Sie muss die Anhänger/innen bei der Stange halten, wachsen, ihre Ideologie verbreiten und andere für sich gewinnen. Wenn das nicht mit Pailletten, Karneval und Zuckerwatte gelingt, werden diejenigen, die nicht mitmachen, bedroht, gemobbt und attackiert.

getty images UnQBi204mHU-und-dqlb7WFSDkg unsplashMan kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Stadträte einen stabilen und vernünftigen Weg einschlagen; man kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass Therapeuten, Ärzte und Chirurgen ihre Diagnosen und Behandlungen auf das beziehen, was natürlich ist; die Lehrerinnen und Lehrer, die von den Kindern geliebt werden wollen, schließen sich der Bewegung an, um die Eltern zu denunzieren und zu vertreiben, während sie die Kinder in ihrer wilden Fantasie „bestätigen“, die sie sich zu eigen gemacht haben.

Sogar auf die Sprache kann man sich nicht mehr verlassen, und wir müssen vorsichtig sein, weil wir fürchten, mit dem Rattenfänger und seinen selbst aufgestellten Regeln in Konflikt zu geraten. „Er“ und „sie“ sind verboten und werden durch die ungrammati­sche Hässlichkeit von „xi..“ ersetzt. Frauen sind nicht mehr „Frauen“, sondern „Cis-Frauen“ und Männer sind jetzt „Frauen“.

Der Rattenfänger ist damit durchgekommen. Störend, anarchisch, verführerisch, führte er eine ganze Generation von Kindern in den Bauch eines Berges. Den guten Bürgern der Stadt gelang es nicht, die Kinder zurückzuholen. Aber sie haben es wenigstens versucht.

Was die Besorgnis der guten Bürger von heute erregt, ist die Tatsache, dass sie so verzweifelt danach streben, nicht selbst erwachsen zu werden und die Verantwortung von Erwachsenen zu übernehmen, dass sie dem Pfeifer nicht auf die Finger klopfen, sondern ihn tatsächlich unterstützen. Botox behandelt und durchtrainiert, cool, trendy und wach, tanzen viele Erwachsenen mit und streben zusammen mit ihren Kindern ihrem ungewissen Schicksal zu.

pied piper hamelin            

*) Erzählt von Penny Allen, der Großmutter eines transidentifizierten Teenagers; übersetzt aus dem Englischen, mit freundlicher Genehmigung von PITT

Ein Märchen

Des Kaisers neuer Körper

aus der Reihe »Märchen für unsere Zeit« *)

Es war schön und gut, ein Kaiser zu sein, aber der Kaiser hatte nicht viel zu tun. Er hatte reichlich Zeit, sich in den gold-gerahmten Spiegeln zu betrachten, die die Wände seiner Badezimmer, Ballsäle, Schlafzimmer, Treppenhäuser, Festsäle und Treppenabsätze schmückten. Er vertrieb sich gerne die Zeit, indem er sich selbst betrachtete, und vor allem machte er gerne Selfies.

Er hatte ein gefälliges Publikum. Immerhin war er ein Kaiser. Er brauchte niemandem zu 'folgen' oder jemanden zu haben, der ihm 'folgt'. Alles, was er tun musste, war, seine Helfer in den sozialen Medien dazu zu bringen, sein neuestes Selfie zu posten, und schon erhielt er Ergebnisse.

hearts 7701746 400AlexandraKoch Pixabay„Gefällt mir! Gefällt mir! Gefällt mir!“, antworteten die Leute und füllten den Bildschirm mit pulsierenden roten Herzen.

„Gefällt mir, gefällt mir, gefällt mir“, sagte der Kaiser zu den Helfern in den sozialen Medien, „seht, wie sehr sie mich mögen!“

„Ja, Eure Majestät“, sagten die Helfer in den sozialen Medien, „wie sehr sie Sie mögen! Wie sie Sie lieben! Wie sie Eure Majestät verehren!“

emperors new clothes g2b12652a8 GJD pixabayDer Kaiser freute sich riesig. Das Volk liebte ihn! Was konnte er sich mehr wünschen! Und er schaute noch in ein paar Spiegel und machte noch ein paar Selfies.

„Was noch?“, fragte er sich. „Was noch? Was könnte ich noch wollen?“

„Mehr Likes“, kam die Antwort von ihm selbst. „Ich will mehr Likes.“

Er brachte seine Helfer dazu, mehr Selfies in die sozialen Medien zu stellen und sagte ihnen, sie sollten auch zoomen.

„Ich will Feedback!“, sagte er zu den Helfern. „Zoomen Sie das ganze Land! Berichten Sie mir über die Gefühle der Menschen! Lassen Sie mich wissen, wie sehr sie mich lieben. Machen Sie eine Umfrage. Lassen Sie die Menschen mich auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten!“

Die Adjutanten sahen sich an und seufzten. Sie empfanden den Kaiser als unangenehm, nicht nur wegen seiner unersättlichen Eitelkeit, sondern auch wegen seiner diktatorischen Art. Aber sie fügten sich. Sie mussten es tun, sagten sie sich und berichteten dem Kaiser, dass sie gründliche Umfragen durchgeführt hatten und zu dem Schluss gekommen waren, dass alle ihn liebten, ihn anbeteten und verehrten. Die Ergebnisse ihrer umfassenden Umfragen waren zu 100 % positiv.

Der Kaiser war sehr erfreut. Er würde sich bei seinem Volk revanchieren, indem er ihnen seine Großartigkeit zeigte. Er bekam eine neue Perücke und bestäubte sie mit Talkum-Puder. Er bekam einen neuen Schönheitsfleck, ganz schwarz auf seinem weiß gepuderten Gesicht. Er bekam ein paar baumelnde Ohrringe.

„Gefällt mir! Gefällt mir! Gefällt mir!“, riefen die Leute, als er seine Selfies in die sozialen Medien stellte.

Der Kaiser bekam eine durchsichtige weiße Strumpfhose und neue Schuhe mit dicken Absätzen und großen Schnallen.

„Gefällt mir! Gefällt mir! Gefällt mir!“

Er verbrachte viel Zeit damit, in die riesigen Spiegel zu schauen. Er posierte für seine Selfies, legte sich auf sein riesiges seiden bezogenes Bett und schmollte in die Kamera, oder er blickte konfrontativ über die Schulter zurück und schmollte, oder er stand breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt und die Augen halb geschlossen.

zii miller yIGSMcpQ1sQ unsplashAber die Wahrheit war, dass der Kaiser sich weiterhin langweilte. Er hatte nicht viel zu tun. Obwohl er als Kaiser geboren worden war, fühlte er sich manchmal wie ein Hochstapler. Er war im falschen Körper geboren worden. War das möglich? War es falsch, dass er als Kaiser geboren worden war? Als was hätte er geboren werden sollen?

In seinem riesigen, kalten Marmorpalast sah er viel fern. Ihm fiel auf, dass es sowohl Menschen gab, die Frauen genannt wurden, als auch Menschen wie ihn, die Männer genannt wurden. Ihm gefiel, wie die Frauen aussahen. Vielleicht könnte er auch so aussehen. Er war jetzt schon eine ganze Weile ein Mann und es wurde langsam langweilig. Er posierte vor den Spiegeln. Er machte Selfies von seiner Vorderansicht und von seiner Rückenansicht, von seiner rechten und von seiner linken Seitenansicht. Er machte Selfies von oben und Selfies von unten. Keines von ihnen sah richtig aus.

Vielleicht hätte er eine Frau sein sollen?

sewing 1229710 2092512 pixabay800Er befahl seinen Adjutanten, seinen Schneider dazu zu bringen, ihm Frauenkleider und Unterwäsche anzufertigen. Aber als er sie anzog, sahen sie nicht richtig aus. Er schien sich an den falschen Stellen zu wölben, die Nähte lösten sich, die Reißverschlüsse ließen sich nicht schließen, die Knöpfe platzten ab und die Kragen waren viel zu eng. Er war zu groß und haarig, und die Seiden- und Satinstoffe passten nicht zu seinem Bart.

„Damit können wir umgehen!“, sagten die Social-Media-Assistenten

Sie riefen die kosmetischen Assistenten, die dem Kaiser den Bart abrasierten, seine Beine und Arme wachsten und seine Brust und seinen Unterleib mit Enthaarungscreme einschmierten.

Der Kaiser war sehr zufrieden, aber innerhalb eines Tages rief er die Helfer zurück.

„Es ist nicht gut“, sagte er. „Die Haare kommen alle wieder! Das ist nicht fair!“

„Kein Problem!“, sagten die Kosmetikerinnen und beauftragten eine Schar kleiner Jungen, dem Kaiser die Haare einzeln von den Zehen bis zum Kopf auszurupfen. Aber der Kaiser war noch immer noch zufrieden; er konnte seinen Körper einfach nicht glatt bekommen.

„Das ist nicht fair!“, jammerte er. „Ich bin im falschen Körper geboren worden!“

Er begann, an seinen eigenen Selfies zu zweifeln. Wenn er sie online stellte, sagten die Leute immer noch: „Gefällt mir“, „Gefällt mir“, aber er war nicht zufrieden.

Er sah in seinen Satinkleidern nicht richtig aus und seine Pailletten funkelten nicht so, wie sie sollten. Vielleicht war das Problem, dass er keine Brüste hatte. Nun, keine echten, wie sie Frauen hatten, er hatte nur Männerbrüste und die passten nicht zu seiner Seidenunterwäsche und seinen Cocktailkleidern.

„Das ist nicht fair!“, sagte er immer wieder und warf seine Schnallenschuhe gegen die Spiegel.

Es war eine Staatskrise! Die Adjutanten berieten einander. Sie riefen die Ärzte, die Chirurgen und die Therapeuten hinzu. Sie saßen an langen Tischen in Konferenzräumen und diskutierten die Angelegenheit bei Gin und Tonic.

„Es ist zu spät für Pubertätsblocker", sagte der Pädiater, „so gerne ich auch vorpubertäre Kinder damit versorge. Wir setzen sie so früh wie möglich ein.“

„Aber nicht zu spät für andere Hormone“, sagte der Gynäkologe und rieb sich die Hände. Also verabreichen sie dem Kaiser eine Östrogenkur.

„Oh, wie schön!“, sagte der Kaiser. „Ich werde einen Eisprung haben! Und ich werde echte Perioden haben! Und dann werde ich ein Baby bekommen! Und dann wird mein Leben einen Sinn haben und ich werde meine Zeit nicht mehr damit verbringen, mich herauszuputzen und Selfies zu machen!“

Der Körper des Imperators begann, sich zu verändern.

Er ging mit einer Wärmflasche ins Bett.

„Ich habe Schmerzen in der Magengegend!“, jammerte er und seine Worte hallten durch den Palast.
„Kommt und helft mir! Kommt und seht mich an! Kommt und bestätigt mich!“

Die Adjutanten seufzten, aber sie taten, was der Kaiser ihnen befahl. Doch hinter seinem Rücken unterhielten sie sich.

„Sieht er nicht, wie lächerlich er aussieht?“, sagte einer der Adjutanten. „Sieht er nicht, wie peinlich er ist!“

„Sagen Sie um Himmels willen nie wieder so etwas!“, sagte ein anderer Adjutant.

„Das ist ein fortgeschrittener Fall von Narzissmus“, sagte der Therapeut. „Es gibt keine Behandlung. Alles, was Sie tun können, ist, ihn zu verwöhnen, denn sonst könnte er alle Möbel zertrümmern, den Palast niederbrennen und einen Krieg anfangen.“

Und so hatten sie Nachsicht mit ihm. Aber die Begierden des Kaisers waren unersättlich.

„Ich will, ich will, ich will“, sagte er schmollend und stampfte mit den Füßen.

like 2630 128Hsaart pixabayEr veröffentlichte weitere Selfies. Seine Haut war haarlos, sein Körper war glatt, seine Seide und sein Satin waren prächtig. Alle Leute sagten „Gefällt mir! Gefällt mir! Gefällt mir!“ und füllten den Bildschirm mit pulsierenden Herzen. Aber der Kaiser war nicht zufrieden.

„Ich will, ich will, ich will!“, sagte er.

pexels cottonbro studio 5721557 Die Adjutanten riefen einen plastischen Chirurgen herbei, der dem Kaiser sagte, er könne mit seinem Körper machen, was er wolle, ihn verändern, wie er wolle. Schließlich sei es ja sein Körper.

„Oh, wie schön“, sagte der Kaiser. „Fangen wir mit meiner Nase an. Sie ist zu groß und hat Haare in den Nasenflügeln. Machen Sie sie kleiner und hübscher.“

Also zertrümmerten die plastischen Chirurgen den Knochen in seiner Nase, meißelten ein Stück ab, setzten sie wieder ein und verbanden sie.

„Und was ist mit meinem Kinn?“, fragte der Kaiser.
„Es ist eckig. Ich möchte es spitz zulaufen lassen. Ich möchte, dass es zu meiner neuen Stimme passt.“

Die Stimme des Kaisers war etwas piepsig geworden, aber das schien ihm zu gefallen.

Der plastische Chirurg zertrümmerte das Kinn des Kaisers, formte es mit seinen Werkzeugen und verband es wieder. Und der kleine Hund des Kaisers, der unter dem Operationstisch herumgehangen hatte, verschlang die herunterfallenden Fleischstücke und Knochensplitter.

Als es an der Zeit war, die Verbände zu entfernen, betrachtete sich der Kaiser im Spiegel genau.

„Mmm,“ sagte er. „Nicht schlecht, gar nicht schlecht.“

Seinem Körper waren kleine Scheinbrüste gewachsen und er hatte auch Hüften.

„Ich brauche Kleidung“, sagte er zu den Helfern der sozialen Medien.

Also riefen die Social-Media-Assistenten die Mode-Designer und die Mode-Designer riefen die Schneider-Assistenten, die enganliegende Frauenkleider für den kurvenreichen neuen Körper des Kaisers anfertigten und die klumpigen Schnallenschuhe wegwarfen und Stilettos anschafften, die so hoch waren, dass er kaum in seine goldene Kutsche steigen konnte.

Er betrachtete sich in den Spiegeln und sagte:

„Ich brauche Haare. Ich brauche blondes Haar wie Marilyn Monroe und ich brauche es gestylt, gefasst und lackiert.“

makeup 7625311 640hubiita pixabayAlso wurden die Friseurgehilfen gerufen und taten, was sie konnten, um den kahl werdenden Kaiser zu frisieren.

„Ich brauche Make-up!“, sagte der Kaiser. „Ich möchte wie eine Frau aussehen. Frauen tragen Make-up. Ich möchte wie Marilyn Monroe aussehen.“

Nun wurden die Visagistinnen gerufen und sie taten, was sie konnten.

Es fiel den Helfern schwer, nicht zu lachen, aber sie verbargen ihr Kichern hinter ihren Händen.

„Rufen Sie alle Leute zusammen!“, sagte der Kaiser zu seinen Adjutanten. „Keine virtuelle Realität mehr, dies ist die echte! Ich sehe genauso aus wie Marilyn Monroe! Ich bin in meinem neuen Körper angekommen, dem Körper, in den ich eigentlich hätte hineingeboren werden sollen, und ich werde ihn jetzt vorführen.“

Er zog seinen fransen-besetzen Ra-Ra-Rock, seinen tief ausgeschnittenen BH und seine durchsichtige Polyesterbluse an. Sein Rock war so kurz, dass er gerade noch seinen Hintern bedeckte, aber sein Penis war verkümmert, sodass keine Gefahr bestand, dass er Anstoß erregen könnte. Seine Brüste konnte man gerade noch erkennen, wie sie in ihrem übergroßen BH locker wackelten. Die Haare auf seinem Kinn waren nachgewachsen, aber seine Stoppeln sahen nicht schlimmer aus als ein Fünf-Uhr-Bart. Sein gebrochenes Kinn und seine gebrochene Nase waren noch nicht ganz verheilt, aber er fand, dass sie gar nicht so schlimm aussahen. Und zumindest befand er sich jetzt im richtigen Körper, seinem neuen Körper. Und wenn er nicht genau wie Marilyn Monroe aussah, dann sah er ganz sicher genau wie Audrey Hepburn aus.

Er würde eine große Tour durch das Königreich machen und allen ihren prächtigen Imperator zeigen.

Die Adjutanten machten weitere Zooms, dieses Mal mit der Ankündigung eines ECHTEN Ereignisses, mit der ECHTEN PRÄSENZ des Kaisers in seinem neuen Körper.

Hunderttausende von Menschen versammelten sich auf den Straßen und in den Parks für die Parade des Kaisers. Sie wollten den ECHTEN Kaiser in seinem ECHTEN Körper sehen, den Körper, in dem er hätte geboren werden sollen.

drag 4684933 nnguyen21 pixabayDie Helfer rollten einen riesigen, langen Teppich in verstörenden Pastellfarben aus. Die Therapeuten, die Ärzte, die Chirurgen, die Friseure, die Visagistinnen und die Modeschöpfer führten die Parade an und schwenkten Banner und Fahnen in Pastellfarben, die an Babys und an Menschen erinnern, die sich weigern, erwachsen zu werden und Wutanfälle bekommen, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen können.

Wie glücklich alle waren! Wie froh sie waren, dass der Kaiser seine Identität, sein ‚wahres Ich‘ gefunden hatte. Allein an der Größe der Menschenmenge konnten sie erkennen, dass der Kaiser seine Sache gut gemacht hatte. Sie machten Tausende Fotos und füllten damit die sozialen Medien, und die pulsierenden roten Herzen kamen in Strömen. Es gab so viele Menschen, die ihre Handys hochhielten und Fotos machten, dass niemand die Parade wirklich sehen konnte. Aber das machte nichts, und wenn sie später nicht dazu kamen, sich die Parade anzusehen, war das auch nicht schlimm. Sie wussten, wie ihr Kaiser aussah, und sie würden ohnehin lieber Selfies machen.

In der Menge stand ein junges Mädchen. Ihr Name war Elodie.

„Was ist nur los mit allen?“, fragte sie. „Warum unterstützen sie alle diesen verblendeten alten Idioten?“

Sie bekam keine Antwort, aber die Leute entfernten sich von ihr, als wollten sie Abstand gewinnen.

„Er ist eine Gefahr“, sagte sie, „eine Gefahr für sich selbst und eine Gefahr für das ganze Volk.“

Die Leute jubelten jedoch weiter und schwenkten kränkliche pastellfarbene Fahnen.

Aber Elonie sah, dass sie die Parade nicht wirklich beobachteten. Ihr Dickicht aus Handys hatte die Sicht versperrt.

Keiner von ihnen konnte den Kaiser so sehen, wie er wirklich war. Sie sahen nur sich selbst. Und der Kaiser schwankte weiter in seiner Wahnvorstellung, schwankte auf seinen 6 Zoll hohen Absätzen, schwankte in seinem Körper, der so verändert worden war, dass es keinen logischen Sinn ergab, sein langes blondes Haar wurde an den Schläfen kahl, sein Bart war entschlossen, weiterzuwachsen, seine Stimme zitterte immer noch, seine Arme und Beine, seine Brust und sein Unterleib waren rau wie Sandpapier.

Elonie rief die Helfer in den sozialen Medien an und sagte ihnen, sie sollten realistisch werden.

„Dieser Wahn ist weit genug gegangen“, sagte sie. „Niemandem ist damit gedient und es richtet großen Schaden an, besonders bei kleinen Kindern.“

Es waren sehr viele Kinder in der Menge, und sie hatten sich vorn aufgereiht, um die Parade so gut wie möglich zu sehen. Die Jugendlichen standen mitten unter ihnen und sie schwenkten alle Fahnen und jubelten, als der Kaiser vorbeikam.

Aber Elonie hatte ihre Anhänger herbeigerufen, und es waren sehr viele, und sie schienen wie normale Menschen zu sein. Die Menge des Imperators begann, für sie selbst falsch zu wirken. Eine Welle des Zweifels breitete sich in der Menge aus, und sie ließen ihre pastellfarbenen Fahnen fallen und nahmen die Brillen der Illusion von ihren Augen. Plötzlich konnten sie sehen, sie konnten klar sehen, sie konnten sehen, dass ihr Kaiser eine Lüge lebte. Er war so sehr in seinem eigenen Bild gefangen, dass er nichts anderes sehen konnte, er konnte die Realität nicht sehen. Alles, was er sah, wenn er auf die Welt hinausblickte, war er selbst. Und die Menschen taten ihm nicht gut.

„Sagt die Wahrheit!“, rief Elonie. „Sagt die Wahrheit!“

Zuerst waren es nur ein paar Leute, die dem Kaiser die Wahrheit sagten.

„Wir wollen Ihnen nicht wehtun, Eure Majestät, aber wir finden, Sie sehen lächerlich aus. Und wir halten es nicht für richtig, dass Sie sich so täuschen. Und uns gefällt nicht, welche Auswirkungen Sie auf die Kinder haben.“

Und dann wuchs die Zahl der Menschen, die bereit waren, die Wahrheit zu hören und auszusprechen.

garden gff3b9e344 1280 congerdesign pixabaySchließlich konnte sogar der Kaiser erkennen, wie sehr er sich getäuscht hatte.

„Was für einer gefährlichen Ideologie ich doch gefolgt bin“, sagte er.

Und er zog sich ein paar alte Jeans an und begann mit der Gartenarbeit. Und das Reich blühte auf.

           

*) Erzählt von Penny Allen, der Großmutter eines transidentifizierten Teenagers; übersetzt aus dem Englischen, mit freundlicher Genehmigung von PITT

 

Ein Märchen

Rotkäppchen und der Wolf

aus der Reihe »Märchen für unsere Zeit« *)

little red riding hood gebdc04d3f Hansuan Fabregas pixabayWir alle kennen das Märchen von Rotkäppchen, wie es mit einem Korb voller Leckereien zu seiner Großmutter ging und vom großen, bösen Wolf überfallen wurde, der sich als Großmutter ausgab und sie verschlang.

Wir kennen den Anfang und das Ende, aber nicht die Mitte. Was geschah mit dem Wolf, nachdem Rotkäppchen ihm auf dem Weg zu Großmutters Haus begegnet war? Wo ist der Wolf hingegangen? Was hat er getan? Er hatte nicht viel Zeit, um seinen Plan auszuhecken. Und was für ein hinterhältiger Plan das war! Er würde sich als Frau ausgeben als ein erwachsenes weibliches Wesen. Dafür würde er eine Verkleidung benötigen. All dies war Teil seines Plans, die Großmutter zu verschlingen, alle Leckereien zu essen und dann auch noch das Rotkäppchen zu verschlingen!

Sein erster Schritt war der Gang zum Geburts- und Sterberegister. Wenn er vorgeben wollte, Großmutter zu sein, sollte er sich vielleicht als Frau ausgeben.

„Aber das können Sie nicht tun“, sagte die Dame im Standesamt. „Sie können nicht einfach behaupten, etwas zu sein, was Sie nicht sind.“

„Warum nicht?“, fragte der Wolf.

„Weil das betrügerisch wäre“, antwortete die Standesbeamtin.

„Aber ich fühle mich heute wie eine Frau“, konterte der Wolf.

„Das mag ja sein“, sagte die Standesbeamtin, „aber eine Frau ist mehr als eine Identität. Frauen haben Rechte.“

„Aber meine Rechte sind wichtiger“, sagte der Wolf. „Wollen Sie nicht die Inklusion fördern?“

„Ja, natürlich will ich das“, stimmte die Standesbeamtin zu.

„Dann sollte ich sicher keine Formulare ausfüllen und Anträge stellen müssen“, sagte der Wolf. „Wenn ich sage, dass ich eine Frau bin, dann bin ich eine Frau.“

howling gdf3eda3a8 GDJ pixabay„Nun", sagte der Standesbeamte. „Ich nehme an, das klingt ganz passabel. Womit kann ich Ihnen noch helfen?“

„Es geht um mein Aussehen“, sagte der Wolf. „Ich brauche Hilfe bei meinem Aussehen.“

„Aber Sie sehen reizend aus“, sagte die Standesbeamtin.
„Diese großen Ohren, diese riesige Nase, dieser enorme Mund, Sie sind umwerfend!“

„Nun, das weiß ich“, sagte der Wolf, „aber vielleicht würde ein 12-jähriges Mädchen, das anders sehen.“

„Wer hat etwas über 12-jährige Mädchen gesagt?“, fragte die Standesbeamtin.

„Ich verbringe nur gerne Zeit mit anderen ‚Mädchen'“, erklärte der Wolf, „und sehe auch so aus wie sie.“

Die Standesbeamtin kicherte, kitzelte den Wolf unter dem Kinn und wünschte ihm Glück mit seiner neuen Identität.

Die nächste Station des Wolfs war ein plastischer Chirurg, dessen Geschäft florierte.

„Ich brauche eine komplette Gesichtsveränderung“, sagte der Wolf.

„Natürlich“, sagte der plastische Chirurg, wandte sich kurz von seinem Klienten ab und warf ein paar große Ohren in einen überquellenden Mülleimer. „Warten Sie einfach einen Moment und ich bin gleich bei Ihnen. Sie haben doch eine Versicherung, oder?“

Der Wolf sah zu, wie der Chirurg die Ränder einer großen Nase abrasierte und die Lippen des Klienten mit Silikon aufpolsterte.

„Bitte sehr, meine Dame“, sagte der Arzt. „Ich erkläre Sie jetzt für weiblich. Vergessen Sie nicht, auf dem Weg nach draußen Ihren Lippenstift zu kaufen. Der ist diese Woche im Sonderangebot.“

Dann sagte der Chirurg zum Wolf:

AdobeStock 588042384„Kommen Sie hier entlang, setzen Sie sich auf diesen Stuhl. Und was kann ich für Sie tun?“

„Ich möchte auch weiblich sein“, sagte die Wölfin.

„Sie meinen, Sie wollen Hormone?“, sagte der Chirurg.

„Um Himmels willen, nein! Mir geht es gut, so wie ich bin. Ich mag es, groß und stark zu sein. Ich möchte nur wie eine Frau aussehen“, sagte der Wolf.

„Aber warum wollen Sie wie eine Frau aussehen?“, fragte der Chirurg.

„Damit ich ihre Räume betreten kann“, sagte der Wolf. „Ich möchte ihnen auf die Toiletten und in die Umkleidekabinen folgen. Ich möchte in ihren privaten Räumen sein und ihnen keine Möglichkeit lassen, dagegen zu protestieren.“

„Aha!“, rief der Chirurg aus, „wenn es keine Hormone sind, dann sollte es besser eine Operation sein.“

Also ließ sich der Wolf die Nase stutzen und die Ohren kürzen. Er ließ sich die Schnurrhaare abrasieren und aß Kreide, um seine Stimme piepsiger zu machen. Aber er achtete darauf, dass der Chirurg keine Körperteile entfernte. Und dann machte er sich auf den Weg zu Großmutters Häuschen, wo er sie verschlang, ihr Nachthemd und ihre Nachtmütze anzog, sich in ihr Bett legte und auf die Ankunft von Rotkäppchen wartete, das fand, dass Großmutter feminin aussah.

horse g057c7b54d 600kudybadorotRotkäppchen übergab bereitwillig den Korb mit den Leckereien. Der Wolf verschlang sie und erklärte dann, sich die Lippen leckend: „Das Beste kommt zum Schluss! Jetzt bist du dran, Rotkäppchen", und er sprang aus dem Bett und schnappte sie. Aber Rotkäppchen hatte Jujitsu trainiert. Sie wehrte sich, brachte den Wolf in einen Würgegriff und rief ihren Vater, den Holzfäller, an.

Als der Holzfäller kam, sagte er: „Gott sei Dank, geht es dir gut, Rotkäppchen! Diese Wölfe werden immer mehr zu einer Bedrohung. Die Menschen scheinen zu glauben, sie hätten die gleichen Rechte wie deine Großmutter.“ Dann schlitzte er den Wolf auf – und herauskam die Großmutter.

„Was können wir dagegen tun? Wie können wir andere Mädchen schützen?“, fragte Rotkäppchen.

„Wir beginnen damit, dass wir die Menschen dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen“, sagte der Holzfäller. „Wir müssen damit beginnen, unsere Stimme zu erheben und zu erklären, dass Wölfe keine Großmütter sind.“

„Was wir brauchen“, sagte die Großmutter und zog sich ein paar Wolfshaare aus dem Mund, „ist Bewusstseinsbildung. So wie in den alten Zeiten. Bevor es verboten wurde. Wir müssen verstehen, was hier vor sich geht.“

„Dann brauchen wir Frauengruppen“, sagte Rotkäppchen.

„Ja“, sagte Großmutter, „wie in den alten Zeiten. Bevor sie verboten wurden.“

„Wir werden unsere Versammlungen 'Lasst Frauen sprechen' nennen“, sagte Rotkäppchen.

            

*) Erzählt von Penny Allen, der Großmutter eines transidentifizierten Teenagers; übersetzt aus dem Englischen, mit freundlicher Genehmigung von PITT

Ein Märchen

Cinderella

aus der Reihe »Märchen für unsere Zeit« *)

hatte 2 ältere Brüder. Ihre Namen waren Bill und Bob. Sie trieben viel Sport, und Cinderella wusch ihre Wäsche und machte auch den Haushalt. Sie beklagte sich nicht, denn das waren halt die Tätigkeiten für Mädchen.

Aber eines Tages beschlossen Bill und Bob, auch Mädchen zu sein.

clothes line gc80ed231d mpkino pixabay800Statt Shorts und Sweatshirts wusch Aschenbrödel nun Kleider und Rüschensachen.

„Aber natürlich“, sagte Cinderella zu Bill und Bob, „wenn ihr Mädchen sein wollt, solltet ihr eure Wäsche selbst waschen. Eigentlich solltet ihr die ganze Haushaltswäsche machen. Jetzt, wo ihr Mädchen seid.“

Bill und Bob lachten ihr ins Gesicht und beschäftigten sich mit ihrem Make-up und ihren Haaren.

Sie waren wie besessen.
Nichts konnte sie mehr von ihrem eigenen Bild im Spiegel ablenken.

Ihre Kostüme und ihr Make-up wurden immer ausgefallener.

Sie trugen bunte Fahnen, wohin sie auch gingen.

Wir kündigen uns selbst an“, erklärten sie.

Es ist nicht sehr weiblich, sich selbst anzukündigen“, sagte Cinderella.
Echte Frauen warten, bis sie gefragt werden.

Quatsch!“, sagten die Brüder und lachten ihrer Schwester ins Gesicht.

Cinderella machte sich an die Hausarbeit und wusch die Wäsche ihrer „Schwestern“.

Ich glaube, ihr braucht ein paar Lektionen“, sagte sie zu ihren Brüdern. „Ihr müsst lernen, wie man eine Frau ist.

Die Brüder lachten ihr ins Gesicht. Aber Cinderella fuhr fort.

Diese Kleider, die ihr mir zum Waschen gebt, sind lächerlich. Sie halten nicht lange, sind schlecht genäht, laufen ein und die Farben verlaufen. Was ihr braucht, sind ein paar schöne Polyesterkleider von einer Ladenkette. Die könnte man in der Waschmaschine waschen, und ich würde mir die ganze Arbeit sparen.

Die Brüder blieben auf ihren Frisiertischhockern sitzen (die eigentlich zu klein für sie waren) und lachten ihre Schwester aus.

drag queen gf6de6800d StockSnap pixabay600Ich glaube, du hast ein falsches Bild von uns“, sagte Bob.

Du scheinst zu denken, dass wir gewöhnliche Frauen sein wollen“, sagte Bill.

Das ist das Letzte, was wir wollen“, sagte Bob. „Wir wollen nicht gewöhnlich sein. Warum sollten wir?

Der Grund, warum wir weiblich sein wollen“, sagte Bill, „ist, dass wir außergewöhnlich sein wollen. Wir wollen wahrgenommen werden. Niemand bemerkt uns, wenn wir männlich sind, und wir sind nicht einmal besonders gut im Rugby.

Verstehst du denn nicht?“, sagte Bob. „Alles, was wir tun, ist inszeniert. Sogar jetzt sind wir auf der Bühne.

Alles, was wir tun, alles, was wir sagen“, sagte Bill, „ist ein Schauspiel.

Cinderella war schockiert. „Aber das kann doch nicht wahr sein“, sagte sie. „So kann man nicht leben. Es muss doch irgendwo eine gewisse Authentizität geben.

Was hältst du von dieser Pflaumenfarbe?“, sagte Bob und verteilte die Farbe auf seinen Lippen.

Nicht gut“, sagte Bill. „Dieses Magenta ist viel besser. Viel kräftiger.

Redet ihr denn nie über etwas Echtes?“, sagte Cinderella.

Echt!“, sagten die Jungen und lachten ihr ins Gesicht. „Wirklich wahr!

Ja, echt“, sagte Cinderella.

Was zum Beispiel?“, fragte Bill. „Was ist echt?

Ja“, sagte Bob, „dann sag uns, Klugscheißerin, was ist echt? Bist du echt? Ist diese Müllkippe echt?

Ja, ich bin echt“, sagte Cinderella, „und ja, diese Müllhalde ist echt, und sie muss sauber gemacht werden, und ich habe es satt, die Einzige zu sein, die Hausarbeit macht!

Aber die Jungs nahmen keine Notiz davon.

Sie hatten sich in Dragqueens verwandelt und trugen Kleider, die ausgefallener und freizügiger waren, als sie eine echte Königin je getragen hätte.

Sie trugen sie in der Stadt, wo sie mit anderen als Frauen verkleideten Männern tanzten und auf Festwagen herumtanzten und bunte Fahnen schwenkten, während unschuldige und dumme junge Frauen sich wie verrückt um sie herumtrieben und sie anfeuerten und Männer mit schwarzen Masken jeden bedrohten, der in der riesigen Menschenmenge widersprach.

Wozu macht ihr das eigentlich?", fragte Cinderella.

Es zeigt unsere Identität“, sagten die Brüder.

Ihr meint, eure Identität besteht darin, was ihr tragt und welche Fahne ihr schwenkt?", sagte Cinderella. „Ihr meint, ihr wisst wirklich nicht, wer ihr seid?

Natürlich wissen wir, wer wir sind“, sagten die Brüder. „Wir werden bestätigt, wo immer wir hingehen. Es ist, als ob man berühmt wäre.

Aber ihr macht doch gar nichts“, sagte Cinderella. „Eure Identität kann nicht nur darin bestehen, was ihr anhabt.“

Die Brüder dachten darüber nach und schmiedeten einen Plan.

lgbt g31b59c51e 1280 Surprising Shots pixabay800Sie gingen in die örtliche Bibliothek und sagten der Bibliothekarin, dass sie kleine Kinder unterhalten wollten.

Die Bibliothekarin war sehr erfreut, dass Dragqueens in ihre kleine Stadtbibliothek gekommen waren. Sie lud sie ein, wann immer sie wollten, zu kommen und die kleinen Kinder zu unterhalten.

Die Brüder wussten nicht viel über Unterhaltung und noch weniger über kleine Kinder. Sie dachten, alles, was sie zu tun hätten, sei anzugeben. Sie würden mit ihren Kleidern und ihrem absurden Make-up angeben, und das würde die Kinder glücklich machen. Vielleicht würden sie sogar ihre gerüschten Schlüpfer ausziehen und den Kindern ihren Hintern zeigen! Das würde die Kinder zum Kichern bringen, und das würde beweisen, dass sie glücklich waren. Und das würde beweisen, dass die Brüder beliebt und erfolgreich waren.

Die Brüder wurden so beliebt, dass sie zu großen Festen und Bällen eingeladen wurden. Und sie wurden sogar zum Ball des Prinzen im Schloss eingeladen.

Cinderella sah ihnen zu, wie sie sich anzogen, wie sie ihre Kleider hundertmal wechselten, wie sie weinten, wenn sie sich nicht wohlfühlten, und wie sie lachten, wenn sie sich wohlfühlten.

Schließlich machten sie sich auf den Weg zum Palast, und Cinderella atmete die Stille und den Frieden ein und brach dann erschöpft von all der hysterischen Anspannung zusammen, die durch den Kitzel der erfundenen Geschlechtswechsel ausgelöst worden war.

Sie muss eingeschlafen sein und stellte beim Aufwachen fest, dass sie Gesellschaft hatte. Eine alte Frau stand neben ihr und fragte:

Warum bist du nicht auf dem Ball?

Ich wurde nicht eingeladen“, sagte Cinderella. „Und außerdem habe ich nichts zum Anziehen. Und ich hasse Kleider!

Das werden wir gleich sehen“, sagte die alte Frau und schwenkte ihren Zauberstab. Sofort war Cinderella sauber geschrubbt und in ein prächtiges Gewand gekleidet, zu dem ausgerechnet Glaspantoffeln gehörten!

horses g72fd297ed 640Thunderstorm pixabay600Es schien nicht richtig zu sein, einen Bus zum Schloss zu nehmen, wenn man so prächtig gekleidet war. Also schwang die alte Frau ihren Zauberstab und verwandelte einen Kürbis in eine goldene Kutsche, die von 4 weißen Pferden gezogen wurde. Cinderella stieg ein und wurde zum Schloss gebracht.

Der Rest ist bekannt. Inmitten der Aufregung und des Trubels fiel dem Prinzen Cinderella auf. Sie war hübsch, brav, ruhig und sehr feminin, genau das Gegenteil von Bill und Bob. Sie tanzte den ganzen Abend mit dem Prinzen, und als die Uhr Mitternacht schlug, rannte sie los und sprang gerade noch rechtzeitig in die Kutsche, um nach Hause zu kommen, bevor sie sich in einen Kürbis verwandelte.

Cinderella schrubbte und wusch und putzte weiter, und ihre Brüder bemerkten nicht einmal, dass etwas an ihr anders war.

Doch dann klopfte es an der Tür. Cinderella wollte öffnen, wie sie es immer tat, aber ihre „Schwestern" waren zuerst da. Sie hatten aus dem Fenster geschaut und den Prinzen mit seinem Gefolge kommen sehen, der einen gläsernen Schuh vor sich her trug.

Cinderella ging zurück in die Küche. Sie sah den Prinzen erst, als sie von den gekränkten und beleidigten „Schwestern“ aufgefordert wurde, den Emporkömmling aus dem Haus zu geleiten. Der Prinz war angewidert von der Selbstverherrlichung der beiden Dragqueens, die beide behauptet hatten, Besitzer des gläsernen Schuhs zu sein. Sie hatten gegeneinander gekämpft wie Rugbyspieler bei einem Tackling und sich sogar Stücke von den Füßen geschnitten, um zu versuchen, sie in das zarte Schuhwerk zu quetschen.

Cinderella sah den Prinzen zur Tür gehen. Sie sah furchtbar aus, aber was soll’s? Sie war immer noch bezaubernd, immer noch natürlich schön, immer noch der Augapfel des Prinzen. Und der Prinz erkannte sie nicht nur als das Mädchen, mit dem er in der Nacht zuvor getanzt hatte, sondern es wurde ihm auch klar, dass es sich um seine Partnerin fürs Leben handelte.

fantasy land gd1cf2b7df 1280 juliusH pixabay800Und so heirateten sie und lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Aber was aus den „Schwestern“ wurde, ist nicht bekannt. Hoffentlich haben sie ihren Frieden mit der Wirklichkeit gemacht.

            

*) Erzählt von Penny Allen, Großmutter eines transidentifizierten Teenagers; übersetzt aus dem Englischen, mit freundlicher Genehmigung von PITT

Spannungsfeld Selbstbestimmung vs. Schutz von Teens & Twens

paragraph 386041 1280GerAlt pixabay800cWir, die Interessengemeinschaft Transteens Sorge berechtigt, haben zum geplanten Referentenentwurf Selbstbestimmungsgesetz „Entwurf eines Gesetzes über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften“ (SBGG)
eine Stellungnahme verfasst und an das BMJ und das BMFSFJ versandt.

Aus der Vergangenheit lernen?

Lisa Marchiano erläutert, welche Parallelen bzw. Analogien sie zwischen dem Trend zur Transidentifizierung von Jugendlichen heute und dem erfundenen Phänomen der ‚verdrängten Erinnerung‘ bzw. ‚false Memory‘ in den 90er Jahren sieht.

Using recovered memory therapy, clinicians unwittingly participated in creating false memories of horrific abuse that in some cases permanently sundered relationships between parents and adult children and sent innocent people to jail for decades. Most importantly, this treatment also harmed the patients it was meant to help.

Damals waren es Erwachsene, die mit relativ normalen Problemen eine Psychotherapie begannen, in der ein(e) TherapeutIn ihnen suggerierte, dass die wahre Ursache ihrer Probleme Missbrauch, Inzest oder satanische Rituale in der Kindheit sein müsste, woran sie sich nicht erinnern könnten. Durch die Autorität bzw. Suggestion der TherapeutInnen/ÄrztInnen kamen es meistens zu ‚wiederentdeckten Erinnerungen‘, die aber zumeist eine Erfindung einer ‚alternativen Vergangenheit‘ waren. Väter wurden etwa der Übergriffigkeit oder sogar Vergewaltigung beschuldigt, Müttern die Schuld von Mitwissen und Versagen bei Schutzmaßnahmen gegeben. Beziehungen und Familien zerbrachen daran.

Jugendliche und junge Erwachsene kommen heute unvermeidbar mit Fragen nach (vom biologischen Geschlecht) abweichenden Identitäten in Berührung. Einige vulnerable Jugendliche infizieren sich (erst in der Pubertät) mit der Gender-Ideologie und glauben schließlich manifest, dass sie das andere Geschlecht oder kein Geschlecht sind.

„As is the case with recovered memories, the ‚discovery‘ on the part of a young person that they are trans brings about a reevaluation of their prior life that validates their diagnosis, altering their sense of identity and personal biography.”

Der Glaube, eigentlich ein anderes oder kein Geschlecht/Gender zu sein, kann zur Zwangsvorstellung werden. Transidentifizierte Teenager sind oft besessen von ihrem Aussehen und davon ‚zu passen‘, sie reagieren übermäßig empfindlich auf ‚Misgendering‘ und sog. Deadnaming.

Sowohl beim Phänomen der ‚false memories‘ als auch dem Trans-Trend spielten und spielen die Medien eine große Rolle, insbesondere durch die unkritische Darstellung des jeweiligen Trends. Heute steht allerdings das Internet als einflussnehmendes Medium zur schnellen und weiten Verbreitung von Ideen und Informationen im Vordergrund. Hinzu kommen bei Trans* Einflüsse durch ‚die Gesellschaft‘ und reale Gleichaltrige.

„Because both movements rely on self-diagnosis, they are impervious to contradictory evidence. In both the recovered memory and transgender child trend, someone’s subjective experience of him or herself trumps other claims, even without evidence.”

Doomed to Repeat: Gender Ideology and the Repressed Memory Movement – How bad science and good intentions can ruin people's lives, Lisa Marchiano, 07.12.2022

Sind Jugendliche in der Lage, alles für sich selbst zu entscheiden?

Die finnische Website ihmistenkirjo.net enthält dazu folgende Hinweise:

Remember that if someone makes a decision concerning their own medical treatment, they are always doing so within their current life experience. A young person has no way of knowing whether fertility or sexual function will matter to them in adulthood. Most people do want to have fulfilling sex and reproduce, despite often not finding these things interesting as children. Science says that medical transition has a significant impact on these aspects, especially by removing the capacity to reproduce, which is among your fundamental rights and one of the best parts of the lives of many adults, one which can give life as a whole a completely new meaning. Not even sterilizations are performed on adults under 30 for this reason. It is only fair to take such decisions into account from the eyes of an adult themselves.“

attitude 4023442 by JohnHain pixabay400

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